ROUNDUP 2/Redcare senkt Prognose wegen brummendem E-Rezept - Aktie im Plus |
04.10.2024 14:18:00 |
(neu: Kurse, Analysten, Details.)
SEVENUM (dpa-AFX) - Die Online-Apotheke Redcare Pharmacy
rechnet dieses Jahr wegen höheren Werbeausgaben für
das E-Rezept mit einem geringeren Gewinn als bisher. Mit dem
aufgestockten Marketingbudget will das Management den Schwung bei
verschreibungspflichtigen Medikamenten hochhalten und nimmt dafür
weniger Rendite in Kauf. Die Anleger goutierten das mehrheitlich,
die Aktie legte am Freitag zu.
Die Marge basierend auf dem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern
und Abschreibungen (Ebitda) erwartet der Vorstand im laufenden Jahr
jetzt zwischen 1,2 und 2,2 Prozent, wie der im Nebenwerteindex MDax
notierte niederländische Konzern am Donnerstagabend
in Sevenum mitteilte. Bisher hatte das Unternehmen 2 bis 4 Prozent
in Aussicht gestellt. Redcare ist in Deutschland vor allem mit der
Marke Shop Apotheke vertreten.
Unter den Anlegern der Online-Apotheke rangen nach der Mitteilung
die Pessimisten und die Optimisten um die Vorherrschaft. Der
Hoffnung auf gute Geschäfte mit dem E-Rezept standen die Sorgen um
die Profitabilität gegenüber. Zuletzt hatten die Optimisten leicht
die Oberhand: Am Mittag stand noch ein Plus von 1,3 Prozent auf 137
Euro zu Buche. Damit zählten die Aktien zu den größten Gewinnern im
MDax.
Nach dem schon guten Lauf der Niederländer in den vergangenen Wochen
an der Börse stieg der Kurs in der Spitze sogar um bis zu fünf
Prozent auf fast 142 Euro. Dies war der höchste Stand seit Anfang
August. Seit dem Anfang September erreichten Zwischentief beläuft
sich der Kursanstieg auf rund 19 Prozent. Der Zuwachs an Börsenwert
seit Jahresbeginn beträgt hingegen nur vier Prozent.
Analyst Martin Comtesse vom Analysehaus Jefferies sah ein
"Highlight" im stark anziehenden Umsatz mit dem E-Rezept in
Deutschland. Der Experte begrüßte die Entscheidung des Managements,
die Marketingausgaben zu erhöhen, um die Wachstumschancen zu nutzen
- auch wenn dies zulasten der Profitabilität in diesem Jahr gehe.
Analyst Volker Bosse von der Baader Bank äußerte sich ähnlich. Am
wichtigsten für die Anlagestory sei die massiv zunehmende Dynamik im
Rezeptgeschäft. Darüber hinaus lobte der Fachmann die starken
Eckdaten der Online-Apotheke. Sie hätten seine Erwartungen
übertroffen. Analyst Yannik Siering von der Investmentbank Stifel
hob die Aussage des Redcare-Finanzchefs Jasper Eenhorst hervor, dass
der Nutzen des aufgestockten Werbebudgets die Kosten langfristig
klar übersteige.
UBS -Experte Olivier Calvet allerdings sprach von
einem weiteren Beweis dafür, dass das Geschäft mit den
elektronischen Rezepten die Online-Apotheken mehr Geld koste als
gedacht. Er verwies dabei auch auf die jüngste Gewinnwarnung des
Konkurrenten DocMorris .
Etwas optimistischer wird Redcare bei seinem Umsatzziel. Beim Erlös
peilt der Konzern jetzt 2,35 bis 2,5 Milliarden Euro an. Damit wurde
das untere Ende der Spanne um 50 Millionen erhöht. Umgerechnet in
absolute Werte bedeuten die neuen Prognosen im laufenden Jahr einen
bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen
rund 28 und 55 Millionen Euro. Bisher hatte das Unternehmen mit
einem operativen Ergebnis zwischen 46 und 100 Millionen Euro
gerechnet. Die neue Ergebnisprognose liegt damit deutlich unter der
bisherigen durchschnittlichen Schätzung von Experten.
2023 hatte Redcare 1,8 Milliarden Euro umgesetzt und dabei operativ
53 Millionen Euro verdient. Die operative Marge lag im vergangenen
Jahr damit bei drei Prozent.
Mit Blick auf das Wachstum im dritten Quartal konnte Redcare die
Erwartungen mehr als erfüllen. Der Umsatz zog in den drei Monaten
bis Ende September im Vergleich zum Vorjahr um etwas mehr als ein
Fünftel auf 574 Millionen Euro an. Das war etwas mehr, als Analysten
im Schnitt erwartet hatten. Der Erlös mit nicht
verschreibungspflichtigen Produkten wuchs um 20 Prozent auf 383
Millionen Euro. Die Zahl der aktiven Kunden lag Ende September bei
11,9 Millionen und damit 400.000 höher als noch Ende Juni - im
Vergleich zum Vorjahr sind es 1,4 Millionen mehr.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz kletterten die Erlöse im
dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um knapp 21 Prozent auf 469
Millionen Euro. Wachstumstreiber war hier vor allem das Geschäft mit
rezeptpflichtigen Medikamenten in Deutschland. Hier legte der Umsatz
um etwas mehr als 80 Prozent auf 69 Millionen Euro zu. "Wir haben
festgestellt, dass unsere Kunden seit der Einführung des
elektronischen Rezepts von der unkomplizierten digitalen
Bestellabwicklung begeistert sind", sagte Unternehmenschef Olaf
Heinrich.
"Viele von ihnen bestellen bereits zum zweiten, dritten oder sogar
vierten Mal bei uns", ergänzte Heinrich. Es sei also jetzt der
richtige Zeitpunkt, das Potenzial, das sich durch das E-Rezept
(E-Rx) bietet, voll auszuschöpfen. Aus diesem Grund will der Konzern
die Marketingaktivitäten verstärken. "Diese Investition wird sich in
der Zukunft überproportional auszahlen", sagte Finanzvorstand
Eenhorst. Die Redcare-Marke Shop Apotheke wirbt unter anderem seit
einiger Zeit mit dem TV-Moderator Günther Jauch und den
Schauspielern Christian Ulmen und Collien Ulmen-Fernandes.
Redcare ist seit Oktober 2016 an der Börse notiert. Damals wurden
die Papiere noch unter dem Namen Shop Apotheke zu 28 Euro das Stück
an die Börse gebracht. Die Marktkapitalisierung lag so gerade mal
bei rund 250 Millionen Euro.
In der Corona-Pandemie war der Kurs kräftig gestiegen. Im Februar
2021 kostete das Papier zeitweise fast 250 Euro. Doch die Euphorie
verpuffte schnell und der Kurs fiel Ende 2022 unter die Marke von 50
Euro. Seitdem ging es wieder allmählich nach oben, unter anderem
wegen der Hoffnungen auf gute Umsätze mit dem E-Rezept in
Deutschland. Redcare Pharmacy ist derzeit mit einem Börsenwert von
rund 2,8 Milliarden Euro bewertet und liegt damit im unteren
Mittelfeld des MDax.
Das niederländische Unternehmen ist allerdings deutlich mehr wert
als der in der Schweiz notierte Konkurrent DocMorris. Dieser kommt
nach einem starken Kursrückgang im laufenden Jahr umgerechnet auf
knapp 540 Millionen Euro. Das Schweizer Unternehmen ist deutlich
kleiner als Redcare Pharmacy und dazu nicht
profitabel./lfi/zb/men/jha/
ISIN CH0042615283 NL0012044747
AXC0165 2024-10-04/14:18
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Autor: - dpa-AFX
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