WOCHENAUSBLICK: Dax-Anleger wägen geopolitische Risiken und Zinshoffnungen ab |
04.10.2024 16:16:00 |
FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt ist die Rekordlaune
einer nüchternen Bestandsaufnahme gewichen. Angesicht der aktuellen
Spannungen im Nahen Osten und der Konjunktursorgen hierzulande
rechnen Experten damit, dass der Leitindex Dax in der
neuen Woche wohl erst einmal keine großen Sprünge nach oben machen
dürfte. Allerdings spricht auch einiges dafür, dass die Geldpolitik
den Anlegern weiterhin den Rücken freihält. Damit erscheint ein
größerer Kursrutsch ebenfalls eher unwahrscheinlich.
"Die Rekordstimmung an den Börsen ist erst einmal verflogen",
schrieb Analystin Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen.
Der Konflikt in Nahost befördere eine zunehmende Risikoaversion an
den Finanzmärkten. Sichtbarstes Zeichen seien die jüngsten
Kursverluste am Aktienmarkt gewesen, die sich allerdings in Grenzen
gehalten hätten.
"Vermutlich haben Investoren die jüngsten Rekordstände genutzt, um
vor allem hierzulande Kasse zu machen", fuhr Windt fort. Schließlich
seien - anders als in den USA - die konjunkturellen
Herausforderungen für Deutschland nicht weniger geworden, trotz
positiver Nachrichten von der Inflation. Dazu gehörten die jüngsten
Hiobsbotschaften aus der Automobilindustrie. So kann die Europäische
Union nun trotz des deutschen "Nein" Zusatzzölle auf Elektroautos
aus China erheben.
Insofern dürften die Daten zu den deutschen Auftragseingängen am
Montag sowie zur Industrieproduktion am Dienstag besonders
aufmerksam verfolgt werden. Die Angaben dürften Windt zufolge
zeigen, ob im August die Talsohle erreicht worden ist. Immerhin
lasse der letzte Anstieg der Aufträge auf eine Besserung hoffen.
Dagegen signalisierten jüngste Stimmungsindikatoren wie das
Ifo-Geschäftsklima noch keine nahe Trendwende.
Anleger sollten jedoch auch die Lage im Nahen Osten im Blick
behalten. Zuletzt hatten Aussagen des US-Präsidenten für
Verunsicherung gesorgt. Joe Biden hatte auf die Frage von Reportern,
ob er einen Angriff Israels auf Ölanlagen des Iran unterstützen
würde, gesagt, dass dies derzeit diskutiert werde. Am Montag, dem 7.
Oktober, jährt sich der Überfall der Terrororganisation Hamas auf
Israel, der den Gaza-Krieg auslöste. Inzwischen hat Israel seinen
Fokus auf den Südlibanon gerichtet, um die vom Iran unterstützte
Hisbollah-Miliz zu bekämpfen.
Falls sich in der Region die Spannungen verschärfen sollten, könnten
zum einen die Ölpreise aus Sorge vor einer Verknappung des für die
Weltwirtschaft wichtigen Rohstoffes deutlich steigen. Dies würde
diejenigen Wirtschaftszweige hart treffen, die auf Öl stark
angewiesen sind. Zum anderen müssen gerade die stark
exportorientierten deutschen Unternehmen fürchten, dass sich ihre
globalen Geschäftsaussichten verschlechtern.
"Die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten zeigen, wie unsicher die
Welt derzeit ist", sagte Robert Greil, Chefstratege bei der
Privatbank Merck Finck. Bei allen Risiken verweist der Experte aber
auch darauf, dass weitere Zinssenkungen der Notenbanken bei
sinkender Inflation die Finanzmärkte stützten: "Sollte sich das
Wachstum angesichts etwa steigender Ölpreise weiter verlangsamen,
dürfte nicht nur die Fed ihre Leitzinsen noch aggressiver absenken,
was die Marktauswirkungen abfedern dürfte." Niedrigere Zinsen
verbilligen Kredite sowie Investitionen und können so die Konjunktur
stützen.
Die jüngsten Daten vom US-Arbeitsmarkt waren stark ausgefallen, was
eher für eine weniger aggressive Gangart der US-Notenbank spricht.
Die Fed wird bei ihren geldpolitischen Entscheidungen aber auch die
am Donnerstag anstehenden Verbraucherpreise für September
berücksichtigen. Zuletzt hat sich die Inflationsrate in den USA dem
Ziel der Fed von zwei Prozent angenähert. Darüber hinaus könnte der
saisonale Einfluss weiteren Rückenwind für den Dax bedeuten,
ergänzte David Bienbeck, Vorstandsmitglied beim unabhängigen
Vermögensverwalter Albrech & Cie.
In der neuen Woche stehen in Deutschland wenig Nachrichten von
Unternehmen auf der Agenda. Am Donnerstag legen der Zuckerkonzern
Südzucker und der Pharma-Verpackungshersteller
Gerresheimer Geschäftszahlen für das zweite Quartal
vor. Letzterer hatte sich zuletzt wegen der überraschend langsamen
Markterholung und eines Produktionsstopps infolge eines Hurrikans
kleinere Ziele gesetzt. Am Freitag startet die Berichtssaison der
großen US-Banken, was sich entsprechend auf die Aktien der deutschen
Finanzhäuser auswirken könnte./la/jsl/he
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008
AXC0210 2024-10-04/16:16
|
Autor: - dpa-AFX
|
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 19.884,75 | -85,11 | -0,43% |
TecDax | 3.413,81 | -19,04 | -0,55% |
MDAX | 25.549,77 | 121,41 | 0,48% |
Dow Jones (EOD) | 42.840,26 | 498,02 | 1,18% |
Nasdaq 100 | 21.289,15 | 178,65 | 0,85% |
S & P 500 (EOD) | 5.930,85 | 63,77 | 1,09% |
SMI | 11.384,92 | -29,92 | -0,26% |
|
EUR/US$ | 1,0434 | 0,01 | 0,68% |
EUR/Yen | 163,0813 | -0,06 | -0,04% |
EUR/CHF | 0,9314 | -0,00 | -0,01% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8296 | 0,00 | 0,08% |
Yen/US$ | 0,0064 | 0,00 | 0,82% |
CHF/US$ | 1,1198 | 0,01 | 0,68% |
|
baha Brent Indication | 73,42 | -0,52 | -0,71% |
Gold | 2.617,55 | 25,03 | 0,97% |
Silber | 28,86 | -0,67 | -2,28% |
Platin | 930,93 | 3,83 | 0,41% |
|
|
|