Analyse: 2023 so viel Öl und Gas gefördert wie nie zuvor |
12.11.2024 11:35:00 |
BAKU (dpa-AFX) - Die klimaschädliche Öl- und Gasproduktion der
großen Förderunternehmen weltweit hat einer Analyse von
Umweltorganisationen zufolge 2023 einen Höchststand erreicht. Das
geht aus der "Global Oil & Gas Exit List" hervor, die die
Organisation Urgewald gemeinsam mit mehr als 30 Partnern jährlich
aktualisiert.
Demnach förderten die erfassten Unternehmen - die 95 Prozent der
weltweiten Öl- und Gasproduktion ausmachen - im vergangenen Jahr
55,5 Milliarden Barrel Öläquivalent. Dies lag den Angaben zufolge
über den bisherigen Höchstwerten, die vor der Corona-Pandemie
erreicht wurden. 2019 entsprach dieser Wert 55,01 Milliarden Barrel
Öläquivalent.
Mit der Einheit werden Energieträger vergleichbar gemacht: Es geht
um die Energiemenge, die beim Verbrennen von einem Barrel Erdöl
freigesetzt wird.
"Dieser Negativrekord ist alarmierend. Wenn wir die fossile
Expansion nicht aufhalten und keinen kontrollierten
Produktionsrückgang einleiten, wird das 1,5-Grad-Limit unerreichbar.
Hier müssen wir bei den Klimaverhandlungen in Baku vorankommen",
sagte Nils Bartsch, Leiter der Öl- und Gasrecherche bei Urgewald.
Gemeint ist das internationale Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad
gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen.
Fossile Investitionen unvereinbar mit Klimazielen
Auf der Weltklimakonferenz in Dubai hatte sich die Weltgemeinschaft
2023 erstmals darauf geeinigt, die Abkehr von fossilen Energien
einzuläuten. Tatsächlich investiert die fossile Branche allerdings
weiter in einem Ausmaß, das in keiner Weise mit jeglichen
Klimazielen vereinbar ist - nicht zuletzt mit Zielen der Unternehmen
selbst.
Der Analyse zufolge erschließen Öl- und Gasfirmen schon aktuell
Felder, deren Ausbeutung die Erderwärmung auf mehr als zwei Grad
ansteigen lassen könnte. 95 Prozent der 1769 erfassten
Förderunternehmen sind auf der Suche nach neuen Öl- und Gasfeldern
oder erschließen diese bereits.
Auch die Internationale Energieagentur (IEA) betont, die Öl- und
Gasindustrie müsse ihre Investitionen deutlich verlagern, um die
Energiewende zu beschleunigen. Bislang würden bei führenden
Unternehmen der Branche Investitionen, die nichts mit Öl und Gas zu
tun haben, nur etwa fünf Prozent der Geschäfte ausmachen - etwa
Solar- oder Windprojekte.
Ausstieg aus Öl und Gas für 1,5-Grad-Ziel notwendig
"Es können noch so viele Erneuerbare zugebaut werden, die Welt wird
die Erderwärmung nicht auf 1,5 Grad begrenzen können ohne einen
schrittweisen Ausstieg aus Öl und Gas", sagte Energie- und
Finanzexpertin Regine Richter von Urgewald.
Die "Global Oil & Gas Exit List" zieht vor allem Jahresberichte und
Investoreninformationen von Unternehmen sowie Daten der
Dienstleister Rystad Energy sowie des Global Energy Monitor
heran./swe/DP/mis
ISIN FR0000120271 US1667641005 IT0003132476 US30231G1022 GB00BP6MXD84
AXC0212 2024-11-12/11:35
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Autor: - dpa-AFX
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