US-Finanzmärkte nach Wahlsieg von Trump in Partylaune |
14.11.2024 09:35:00 |
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Wahl von Donald Trump zum neuen
US-Präsidenten hat die Finanzmärkte in den USA in Partylaune
versetzt. Die Aktienmärkte sowie der US-Dollar legen deutlich zu,
der Bitcoin erreicht immer weitere Rekorde. Nur der Goldpreis gerät
unter Druck.
Die heftige Reaktion mag überraschen, da vor der Wahl an den
Finanzmärkten überwiegend von einem Wahlsieg Trumps ausgegangen
worden war. Tatsächlich aber sind die wirtschaftspolitischen
Vorhaben des früheren und neuen US-Präsidenten so groß, dass sie
auch an den Finanzmärkten schon jetzt tiefe Spuren hinterlassen.
Ein Anliegen von Trump ist die Einführung von Zöllen und niedrigere
Steuern. Auch der illegalen Einwanderung will er einen Riegel
vorschieben. Die Maßnahmen dürften in den USA zu höherer Inflation
führen. Ökonomen erwarten daher, dass der Spielraum für weitere
Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed sinken wird. Der Dollar
legte daher zu.
In New York wurden nach der Wahl Trumps an der Wall Street und an
der Nasdaq-Börse Rekorde gefeiert. "Trump gilt als Befürworter
niedrigerer Unternehmenssteuersätze, der Deregulierung und einer
Industriepolitik, die das inländische Wachstum begünstigt", meint
Analyst Marc Pinto vom Vermögensverwalter Janus Henderson. Das könne
der US-Wirtschaft weitere Impulse geben und Risikoanlagen wie Aktien
zugutekommen.
Trump kann durchregieren
Mit dem Senat und höchstwahrscheinlich auch dem Repräsentantenhaus
im Rücken kann der Republikaner zudem wohl durchregieren und muss
keinen Widerstand aus dem Parlament fürchten. Trumps jüngste
Personalentscheidungen deuten zudem darauf hin, dass er sich mit
loyal ergebenen Ministern umgibt, die seine Agenda konsequent
umsetzen dürften.
Dies sind aus europäischer Sicht schlechte Nachrichten für stark
exportabhängige Unternehmen etwa aus der Automobilbranche. Insofern
haben die Anleger an Europas Börsen nur kurz euphorisch auf den
Wahlsieg Trumps reagiert. Besonders stark betroffen wäre Deutschland
mit einer auf Exporte ausgerichteten Wirtschaft.
Trump hat neue Zölle von 10 bis 20 Prozent auf Importe aus Europa
angekündigt. Ökonomen fürchten einen Handelskrieg mit der EU. Sollte
Trump tatsächlich 20 Prozent Zoll auf Importe aus der EU und 60
Prozent Zoll auf Einfuhren aus China erheben, könnten die deutschen
Exporte in die USA um 15 Prozent sinken, schätzt das Münchner
Ifo-Institut.
Dax kann mit US-Börsen nicht mithalten
Der deutsche Leitindex Dax schaffte in diesem Umfeld kein
Rekordhoch. "Der Dax kann mit den immer neuen Rekordständen an der
Wall Street nicht mithalten", meint Analyst Jochen Stanzl vom
Handelshaus CMC Markets. Trump wolle vom ersten Tag an eine Vielzahl
von Gesetzen verabschieden, darunter auch Strafzölle. Deutschland
befinde sich nach dem Aus der Ampelkoalition in dieser Zeit im
Wahlkampf und wäre politisch kaum handlungsfähig.
Ein großer Verlierer seit dem Wahlsieg von Trump ist Gold. Der
Goldpreis war zuletzt deutlich unter 2.600 Dollar je Feinunze (etwa
31,1 Gramm) gefallen. Damit liegt der Preis mehr als 200 Dollar
unter seinem Rekordhoch, das er Ende Oktober markiert hatte.
Der Goldpreis leidet zunächst unter dem gestiegenen Dollarkurs. Dies
macht Gold für Anleger aus anderen Währungsräumen teurer. Zudem
lasten die an den Finanzmärkten gestiegenen Zinsen auf den Preisen.
Schließlich wirft Gold selbst keine Zinsen ab.
Experte erwartet keine anhaltende Goldpreisschwäche
Commerzbank-Experte Carsten Fritsch erwartet jedoch keine anhaltende
Goldpreisschwäche: "Die Zinssenkung der Fed in der vergangenen Woche
sowie die Aussicht auf weitere Zinssenkungen sprechen weiterhin für
Gold." Zudem dürfte Gold als Inflationsschutz gefragt bleiben.
"Sollte Trump darüber hinaus Einfluss auf die Geldpolitik der Fed
nehmen und diese daraufhin nicht im erforderlichen Ausmaß auf die
höhere Inflation reagieren, würde der Goldpreis sogar deutlich
steigen", schreibt Fritsch.
Trump hatte schon in seiner ersten Amtszeit Druck auf Fed-Chef
Jerome Powell ausgeübt und ihn zu Zinssenkungen aufgefordert. Auch
im Wahlkampf hatte er Powell kritisiert. Aus dem Umfeld von Trump
wurde sogar eine Abschaffung der US-Notenbank ins Spiel gebracht.
Warnung vor zu großer Krypto-Euphorie
Besonders stark hat die Kryptowährung Bitcoin vom Trump-Sieg
profitiert. Am Dienstag knackte er erstmals die Marke von 90.000
Dollar. Vor den Wahlen hatte er weniger als 70.000 Dollar gekostet.
Trump hatte sich im Wahlkampf als "Krypto-Präsident" bezeichnet.
Auf einer großen Bitcoin-Konferenz in Nashville versprach Trump, den
Kryptomarkt weitgehend unreguliert zu lassen und für billigen Strom
für das Berechnen neuer Bitcoin-Münzen ("Mining") zu sorgen. Es soll
sogar eine staatliche Bitcoin-Reserve aufgebaut werden. In seiner
ersten Amtszeit hatte er sich noch skeptisch zum Bitcoin geäußert.
Experten warnen jedoch vor zu großer Euphorie. "Es bleibt völlig
offen, wie weit Donald Trump mit Beginn seiner Amtszeit die
regulatorischen Daumenschrauben tatsächlich lockern wird", schreibt
Analyst Timo Emden von Emden Research. "Die Volatilität könnte in
den kommenden Tagen weiter ausgeprägt ausfallen."
Bemerkenswert ist auch der Anstieg des eigentlich als Spaßwährung
gegründeten Dogecoin. Elon Musk, der für Trump in der Regierung
mitarbeiten soll, wird mit dem Dogecoin in Verbindung gebracht. Der
Kurs hat sich nach der Wahl mehr als verdoppelt./DP/zb
ISIN US2605661048 US6311011026 EU0009652759 XC0009655157
AXC0122 2024-11-14/09:35
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Autor: - dpa-AFX
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