WDH/ROUNDUP: Merck verdient dank Einsparungen unerwartet viel |
14.11.2024 11:24:00 |
(Tippfehler im Namen der Finanzchefin behoben.)
DARMSTADT (dpa-AFX) - Merck KGaA lässt den
Durchhänger nach dem Corona-Boom weiter hinter sich. Der
Dax-Konzern profitiert in seinem Geschäft mit
Halbleitermaterialien von der Nachfrage rund um KI-Anwendungen.
Zudem floriert das Geschäft mit Medikamenten. Und auch in der
Laborsparte, die zuletzt unter einer Nachfragelücke gelitten hatte,
ging es im dritten Quartal erstmals seit Monaten wieder voran. Dabei
verdienten die Darmstädter dank Einsparungen und weniger
Forschungsausgaben mehr als von Analysten erwartet, setzten aber
etwas weniger um als gedacht. Vorstandschefin Belen Garijo, die noch
im Sommer die Ziele angehoben hatte, engt nun nach neun Monaten die
Erwartungen an das Gesamtjahr ein. Die Aktie verliert.
Demnach soll der Umsatz 2024 nun lediglich in der unteren Hälfte der
bisherigen Bandbreite von 20,7 bis 22,1 Milliarden Euro
herauskommen. Abseits der KI habe sich breitere Halbleitermarkt
nicht so entwickelt, wie der Konzern es erwartet habe, sagte
Finanzchefin Helene von Roeder am Donnerstag vor Journalisten zur
Begründung.
An der Börse rutschte die Aktie in der Früh ab und stand zuletzt mit
1,4 Prozent Abschlag am Dax-Ende. Ein Händler sprach von einem
"durchwachsenen Quartal", Analysten sahen wenig Überraschungen in
dem Bericht. Die erst langsam einsetzende Erholung bei Merck hat der
Aktie in diesem Jahr zugesetzt. Nach einer Berg- und Talfahrt steht
das Papier seit dem Jahreswechsel zwar leicht im Plus, vom
Jahreshoch Ende August ist der Kurs aber rund 16 Prozent
eingebrochen.
In den drei Monaten von Juli bis September war der Konzernerlös im
Vergleich zum Vorjahr aus eigener Kraft um fast vier Prozent
gestiegen, wie Merck mitteilte. Negative Währungseffekte minderten
das Plus jedoch auf 1,8 Prozent auf knapp 5,3 Milliarden Euro. Das
bereinigte operative Ergebnis erreichte mit gut 1,6 Milliarden Euro
ein Plus von 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit
verdiente Merck im Tagesgeschäft mehr als erwartet. Nach Steuern
stieg der Gewinn um knapp zehn Prozent auf 812 Millionen Euro.
Dabei erzielte die gemessen am Umsatz größte Sparte für Laborbedarf
im Berichtszeitraum erstmals seit dem ersten Quartal 2023 wieder
einen organischen Zuwachs. Effizienzmaßnahmen sorgten dort zudem
auch für einen Ergebnisanstieg. Der Geschäftsbereich hatte in der
Pandemie von einer starken Nachfrage von Impfstoffherstellern und
Forschern profitiert, anschließend hatten viele Kunden sich aber
erst einmal aus ihren vollen Beständen bedient und weniger bestellt.
Dieser Lagerabbau geht nun laut Merck schrittweise dem Ende zu.
Neben dem Bereich rund um die Arzneimittelherstellung lief zuletzt
auch Mercks Geschäft mit der Forschung wieder besser.
Während in der Pharmasparte vor allem Medikamente gegen Multiple
Sklerose und Krebs für Schwung sorgten, stampfte der Konzern dort
seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung ein. Das operative
Ergebnis der Sparte stieg dadurch kräftig. Merck hatte nach zwei
gefloppten Studien die Tests an den Arzneien Evobrutinib (Multiple
Sklerose) und Xevinapant (Krebs) eingestellt. Die Südhessen wollen
nun verstärkt Lizenzen für die Medikamente anderer Unternehmen
erwerben. Die eigenen Forschungsausgaben dürften vorerst niedrig
bleiben, sagte von Roeder.
Im Geschäftsbereich Electronics, in dem Merck sein Geschäft mit
Halbleitermaterialien bündelt, bleibt die Entwicklung weiter
zweigeteilt: Einerseits verspüren die Darmstädter dort seit einigen
Monaten eine starke Nachfrage nach Materialien für moderne
Halbleiter und Künstliche Intelligenz (KI). KI-Chips müssen
besonders leistungsfähig sein und Merck optimiert die Materialien,
die für die Herstellung gebraucht werden. Zugleich verschiebt sich
aber die Erholung des restlichen Halbleitermarktes laut von Roeder
in das Jahr 2025. Probleme bereitet Merck dabei das Projektgeschäft,
"hier gibt es stärkere Schwankungen, da wir von individuellen
Aufträgen abhängig sind", ergänzte die Finanzchefin.
Auch in den anderen zur Sparte gehörenden Geschäften gingen die
Erlöse zurück. Die Farbpigmente litten laut von Roeder unter einer
schwachen Nachfrage aus der Kosmetikindustrie, und im Bereich mit
Flüssigkristallen etwa für Displays macht der anhaltende Preisdruck
zu schaffen.
Das schwächelnde Geschäft mit Farbpigmenten dürfte Merck indes nicht
mehr lange belasten: Der Konzern hatte im Juli den Verkauf an die
chinesische Global New Material International für 665 Millionen Euro
vereinbart. Dieser soll im kommenden Jahr abgeschlossen werden.
Unterdessen hat sich Merck nach der Corona-Delle im Jahr 2023 für
dieses Jahr wieder profitables Wachstum zum Ziel gesetzt. Der jetzt
eingeengten Prognose zufolge soll der um Sondereffekte bereinigte
Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda)
um den Mittelwert der Zielspanne von 5,8 bis 6,4 Milliarden Euro
herauskommen. Auch die Bandbreite von 8,20 bis 9,30 Euro für das
Ergebnis je Aktie will Merck etwa in der Mitte treffen./tav/lew/stk
ISIN DE0006599905
AXC0176 2024-11-14/11:24
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Autor: - dpa-AFX
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