WDH/ROUNDUP 2: Letzte Hürde für Krankenhausreform im Bundesrat |
22.11.2024 09:25:00 |
(Im letzten Absatz wurde das Amt von Anke Rehlinger korrigiert. Sie
ist Präsidentin des Bundesrats und nicht Vorsitzende des
Bundesrats.)
BERLIN (dpa-AFX) - Die umstrittene Krankenhausreform von
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht vor der
letzten Hürde im Bundesrat. Die Länderkammer entscheidet heute in
Berlin, ob sie das noch von der Ampel-Koalition im Bundestag
beschlossene Gesetz passieren lässt - oder ob sie es in den
gemeinsamen Vermittlungsausschuss mit dem Parlament schickt und die
Umsetzung vorerst stoppt. Eine mögliche Verständigung dort wäre
angesichts unklarer Mehrheiten im Bundestag und der vorgezogenen
Neuwahl ungewiss.
Im Kern soll die bisherige Vergütung mit Pauschalen für
Behandlungsfälle geändert werden. Künftig sollen Kliniken 60 Prozent
der Vergütung allein schon für das Vorhalten bestimmter Angebote
bekommen. Das soll Anreize zu immer mehr Fällen und medizinisch
teils nicht optimalen Eingriffen beseitigen. Grundlage der
Finanzierung durch die Krankenkassen sollen daher auch neue
"Leistungsgruppen" sein. Sie sollen die jeweiligen
Klinik-Behandlungen genauer beschreiben und bundeseinheitliche
Qualitätsvorgaben dafür absichern
- etwa beim Fachpersonal oder der Behandlungserfahrung. Kommen soll
zudem ein milliardenschwerer "Transformationsfonds", um die
aufwendige Neuorganisation finanziell zu unterstützen.
Krankenkassen für grünes Licht
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen sagte der Deutschen
Presse-Agentur: "Jetzt Verantwortung zu übernehmen, bedeutet, dieses
Gesetz im Bundesrat nicht aufzuhalten." Es möge manchem nicht als
perfekt erscheinen. "Aber es schafft zweifelsohne die
lebensnotwendigen Voraussetzungen, damit viele Krankenhäuser
überhaupt weiter existieren können - und damit die Garantie für
Patientinnen und Patienten, zukünftig die richtige Versorgung zur
richtigen Zeit am richtigen Ort zu finden."
Auch die gesetzlichen Krankenkassen appellierten, die Reform
passieren zu lassen. "Wir können es uns nicht erlauben, auf die
"perfekte Reform" zu warten", sagte die stellvertretende
Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes, Stefanie Stoff-Ahnis. Ein
"Weiter-so" ohne eine Perspektive für eine bessere Versorgung der
Patientinnen und Patienten wäre ein fatales Signal. In der nächsten
Wahlperiode müsse es dann aber darum gehen, die Reform besser zu
machen. So müsse aus Patientensicht künftig ausgeschlossen werden,
dass für den ländlichen Raum geringere Qualitätsmaßstäbe angelegt
werden dürfen.
Landkreise fordern Soforthilfen für Kliniken
Der Deutsche Landkreistag forderte die Länder zum Anrufen des
Vermittlungsausschusses auf. "Anders kann es nicht gelingen, unsere
Krankenhäuser zu stabilisieren", sagte Präsident Achim Brötel der
dpa. In den vergangenen zwei Jahren hätten bereits 48 Kliniken
Insolvenz anmelden müssen. "So wird es auch weitergehen, wenn der
Bund jetzt nicht handelt." Dringend nötig sei ein rückwirkender
Inflationsausgleich seit 2022. "Die Länder müssen über den Bundesrat
erreichen, dass diese wichtige Sofortmaßnahme auf den Weg gebracht
wird", sagte Brötel. "Der Bruch der Ampel darf jedenfalls nicht dazu
führen, dass jetzt auch das gesamte System der Krankenhausversorgung
auseinanderbricht."
Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) plädiert dafür, die
Reform in den Vermittlungsausschuss zu schicken. "Wenn sowohl Bund
als auch Länder guten Willens sind, kann diese Reform gerettet und
zu einem besseren Gesetz gemacht werden", sagte DKG-Chef Gerald Gaß
der "Rheinischen Post".
Reform soll stufenweise greifen
Über die Ausgestaltung der Reformpläne war seit fast zwei Jahren
heftig diskutiert worden. Lauterbach tauschte sich dazu auch
mehrfach mit den Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsministern
der Länder aus, die aber bis zuletzt Kritikpunkte geltend machten.
Der Minister warb kurz vor der Abstimmung für eine Umsetzung der
Reform, die unbedingt notwendig sei. In Kraft treten soll das Gesetz
zum 1. Januar 2025. Kommen soll die neue Struktur dann aber über
mehrere Jahre bis 2029. Für die Patientinnen und Patienten wird sie
also nicht sofort spürbar. Das Netz der 1.700 Krankenhäuser dürfte
damit kleiner werden.
Kritik vom NRW-Gesundheitsminister
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) kritisierte
Lauterbachs Pläne. Das Problem sei, dass der
Bundesgesundheitsminister mit dem Gesetz Standards setze, "die wir
einfach in der ländlichen Fläche nicht hinkriegen, weil wir die
Leute nicht haben", sagte er im "Morgenmagazin" der ARD. Genug Zeit,
um das Gesetz zu ändern, gibt es laut Laumann aber: "Wenn sich da
vernünftige Leute zusammensetzen, ist das nach meiner Meinung in
einem halben Tag besprochen."
Die Präsidentin des Bundesrats, Anke Rehlinger (SPD), hofft, dass
die Krankenhausreform durch den Bundesrat kommt. "Besser dieses
Gesetz als keins", sagte Rehlinger im RBB Inforadio. "Ohne das
Gesetz werden wir eine relativ unkontrollierte Bereinigung der
Krankenhauslandschaft haben." Die Krankenhausreform jetzt in den
Vermittlungsausschuss zu schicken, sei der Beginn einer
Hängepartie./sam/DP/stk
ISIN DE0007783003 DE0007042301 DE0005785604
AXC0089 2024-11-22/09:25
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Autor: - dpa-AFX
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