ROUNDUP: 'Rabenschwarzes Quartal' für deutsche Autohersteller |
30.11.2024 10:35:00 |
STUTTGART (dpa-AFX) - Die weltweite Autokonjunktur ist im Sinkflug -
und vor allem die deutschen Autobauer bekommen die Krise deutlich zu
spüren. Der operative Gewinn von Volkswagen ,
Mercedes-Benz und BMW lag von Juli bis
September bei rund 7,1 Milliarden Euro - und brach damit verglichen
mit dem dritten Quartal 2023 um annähernd die Hälfte ein. Das zeigt
eine Analyse der Finanzkennzahlen der 16 weltweit größten
Autokonzerne, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY
durchgeführt hat.
Der Umsatz befand sich ebenfalls im Rückwärtsgang: Im dritten
Quartal erwirtschafteten die deutschen Autobauer sechs Prozent
weniger, insgesamt 145,4 Milliarden Euro. Dabei war für die
Unternehmen aus Wolfsburg, Stuttgart und München bereits das erste
halbe Jahr alles andere als rosig: Im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum war der Gewinn von Januar bis Juni um 18 Prozent
gesunken, der Umsatz ging um 0,4 Prozent zurück.
Die schwächelnde Autokonjunktur traf im dritten Quartal jedoch die
gesamte Branche: Der Erlös aller untersuchten Konzerne sank um 1,9
Prozent auf rund 485,9 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und
Steuern (Ebit) lag bei gut 29 Milliarden Euro - und damit rund 23,7
Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Mit einem Gewinnplus von 23
Prozent und acht Prozent Umsatzwachstum trumpften zuletzt vor allem
die Autobauer aus den USA auf.
"Die nächsten Jahre könnten brutal werden"
EY-Branchenexperte Constantin Gall teilte mit: "Vor allem hinter den
deutschen Autobauern liegt ein rabenschwarzes Quartal" Die Rekorde
der Nach-Corona-Jahre hätten tiefliegende strukturelle Probleme
verdeckt, die nun schonungslos zutage träten. So falle es der
deutschen Autoindustrie schwer, im Elektrobereich das Tempo der
neuen Angreifer - zum Beispiel aus China - mitzugehen. Die Kosten
seien zu hoch, die Apparate zu schwerfällig. "Die nächsten Jahre
könnten brutal werden."
Die Autoindustrie steckt angesichts der schwachen Konjunktur in der
Krise und leidet unter ausbleibender Nachfrage, vor allem nach
E-Autos. Ford will bis 2027 in Deutschland 2.900
Stellen streichen. Im komplett auf Elektro umgestellten Werk in
Köln, wo bereits Kurzarbeit gilt, soll jeder vierte Job wegfallen.
Bei VW stehen Lohnkürzungen, Werksschließungen und
ein Stellenabbau im Raum. Dem Betriebsrat zufolge sind drei Werke
und Zehntausende Jobs bedroht. Und auch die Zulieferer Bosch, ZF,
Continental und Schaeffler wollen
unter anderem wegen Problemen bei der Wettbewerbsfähigkeit Tausende
Stellen streichen.
Sorgen in China wachsen
Sichtbar wird die Krise auch an der Zahl der verkauften Autos. Die
meisten großen Konzerne setzten weniger Neuwagen ab als ein Jahr
zuvor. Insgesamt gingen die Verkäufe um 5,6 Prozent zurück. Nur
wenige Firmen wie Tesla und Ford konnten mehr
Fahrzeuge verkaufen.
Insbesondere die Lage im wichtigen Automarkt China spitzt sich zu.
Dort verzeichneten alle Hersteller bis auf Tesla - der
E-Auto-Hersteller legte um 30 Prozent zu - im dritten Quartal
zweistellige Absatzeinbußen. Das Minus der Deutschen lag mit 17
Prozent leicht unter dem Durchschnitt aller Hersteller. Knapp jedes
dritte Fahrzeug verkauften sie in dem Zeitraum noch in China. 2020
waren es noch fast 40 Prozent.
In der Volksrepublik wird den Angaben nach der rasante Wandel hin
zur E-Mobilität und das Aufkommen lokaler Hersteller, die aggressiv
in den Markt drängen, zunehmend zu einem Problem für westliche
Konzerne: "In China herrscht ein erbitterter Verdrängungswettbewerb,
der stark über den Preis ausgetragen wird. Für die etablierten
Konzerne gibt es hier aktuell nicht viel zu gewinnen", teilte Gall
mit. Aber bereits allein wegen der Größe des Marktes sei ein Rückzug
keine Option.
Suzuki ist profitabelster Autokonzern
Aktuell vorbei sind der EY-Analyse zufolge auch die Zeiten, in denen
deutsche Autobauer zu den profitabelsten weltweit zählten: Aufgrund
des Gewinneinbruchs hat sich ihre Marge, die den operativen Gewinn
ins Verhältnis zum Umsatz setzt, mit 4,9 Prozent fast halbiert. Die
durchschnittliche Marge aller Konzerne lag bei 6,0 Prozent (minus
2,0 Punkte).
Mit 12,7 Prozent profitabelster Autokonzern war demnach Suzuki. Die
Japaner führen die Rangliste im dritten Quartal vor Kia (10,9
Prozent) und Tesla (10,8 Prozent) an. Mercedes-Benz lag mit einer
Gewinnmarge von 7,3 Prozent auf dem siebten Platz. BMW folgt mit 5,2
Prozent auf dem neunten Platz, Volkswagen abgeschlagen auf dem
zwölften Rang (3,6 Prozent). Von den 16 analysierten Unternehmen
konnten im dritten Quartal drei ihre Marge verbessern, die übrigen
verzeichneten eine sinkende Profitabilität.
Herausforderungen zu groß?
Aus Galls Sicht haben insbesondere die europäischen Autokonzerne
keine andere Wahl, als ihre Kosten zu senken und gleichzeitig an
ihrer technologischen Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten: Denn trotz
der sinkenden Profitabilität müssten Milliarden investiert werden -
zum Beispiel in den Bereichen Software und Batterietechnik, aber
neuerdings auch wieder in die Weiterentwicklung des
Verbrennungsmotors.
"Dieser Spagat könnte einige Unternehmen überfordern, was zu
Massenentlassungen und mittelfristig auch zu einer neuen
Konsolidierungswelle in der Autoindustrie führen könnte." Umso
wichtiger sei es, dass die Konzerne ihre internen Strukturen
verbessern. "Massive Einschnitte gerade bei den Verwaltungskosten
sind unumgänglich", so Gall. Die Ausgaben für Forschung und
Entwicklung der deutschen Hersteller stiegen im dritten Quartal um
zwölf Prozent auf 8,3 Milliarden Euro an - laut EY ein
Rekordwert./jwe/DP/mis
ISIN DE0005190003 US3453708600 DE0007100000 DE0005439004 DE0007664039
AXC0018 2024-11-30/10:35
|
Autor: - dpa-AFX
|
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 20.384,61 | 25,81 | 0,13% |
TecDax | 3.528,77 | 6,90 | 0,20% |
MDAX | 27.310,86 | 178,06 | 0,66% |
Dow Jones (EOD) | 44.642,52 | -123,19 | -0,28% |
Nasdaq 100 | 21.622,25 | 197,03 | 0,92% |
S & P 500 (EOD) | 6.090,27 | 15,16 | 0,25% |
SMI | 11.780,65 | -10,14 | -0,09% |
|
EUR/US$ | 1,0564 | -0,00 | -0,22% |
EUR/Yen | 158,4760 | -0,45 | -0,28% |
EUR/CHF | 0,9283 | -0,00 | -0,21% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8291 | -0,00 | -0,07% |
Yen/US$ | 0,0067 | 0,00 | 0,11% |
CHF/US$ | 1,1379 | -0,00 | -0,05% |
|
baha Brent Indication | 71,29 | -0,88 | -1,22% |
Gold | 2.635,62 | -4,66 | -0,18% |
Silber | 31,16 | -0,19 | -0,62% |
Platin | 937,56 | -6,89 | -0,73% |
|
|
|