ROUNDUP: Förderspritze für Elektroautos? Scholz sieht Brüssel am Zug |
10.12.2024 14:26:00 |
KÖLN (dpa-AFX) - Im schwächelnden Geschäft mit Elektroautos aus
Deutschland setzt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf Impulse von
der EU. Man brauche eine funktionierende europaweite
Verkaufsförderung, sagte Scholz bei einem Besuch des Autobauers Ford
in Köln. Das wäre der beste Weg - "weil er dann auch
begleitet wird zum Beispiel von einem Ausbau der Ladeinfrastruktur
überall in Europa".
Als zweitbesten Weg nannte er die Erlaubnis Europas, die Produktion
von Elektroautos national anzuregen. Konkreter wurde er nicht. Ende
2023 lief eine Elektroauto-Kaufprämie des Bundes - der "Umweltbonus"
- aus, danach sackte die Nachfrage nach Stromern ab.
Rund 8.000 Beschäftigte bei Betriebsversammlung
Ford steht nach Plänen des Managements vor einem massiven Jobabbau,
binnen drei Jahren soll in Köln etwa jeder vierte der aktuell 12.000
Jobs wegfallen. Der Konzern stellt in der Domstadt zwei
Elektroauto-Modelle her, die dieses Jahr neu auf den Markt kamen.
Der Verkauf verläuft schleppend.
Zu einer Betriebsversammlung auf dem Werksgelände kamen circa 8.000
Beschäftigte, viele von ihnen bangen um ihre berufliche Zukunft. Die
Stimmung war aufgeheizt. "Olaf, ohne Wahl wär'n wir Dir egal",
riefen einige Beschäftigte mit Bezug auf die anstehende
Bundestagswahl, in der die SPD auch um die Stimmen der
Industrie-Arbeiterschaft wirbt. "Kein Labern mehr" und
"Streikbereit" stand auf Plakaten. Der Frust der Belegschaft
richtete sich gegen das Management, aber auch gegen die Politik.
Der Betriebsratschef von Ford Deutschland, Benjamin Gruschka,
forderte die Einführung einer Elektroauto-Kaufprämie, um die
schwächelnde Nachfrage anzukurbeln. "Wir müssen etwas tun, wir
müssen die Transformation packen und wir brauchen eine wichtige
starke Rahmung der Politik", sagte Gruschka. Der erst seit Sommer im
Amt befindliche Geschäftsführer der Ford-Werke GmbH, Marcus
Wassenberg, sagte, die notwendige Kraftanstrengung funktioniere nur,
wenn alle ihren Beitrag leisteten - die Politik, die Unternehmen und
die Sozialpartner, also die Gewerkschaften.
Milliardenschwere Elektro-Investition
Ford hatte lange auf Fahrzeuge mit Verbrennermotoren gesetzt und
erst relativ spät in Elektromobilität investiert - das aber dann mit
finanzieller Entschlossenheit; das Kölner Werk wurde für knapp zwei
Milliarden Euro umgebaut und auf Stromerkurs getrimmt. Das Timing
für den Verkaufsstart in diesem Jahr war schlecht, da der Markt zu
diesem Zeitpunkt in einer Schwächephase war. Ford steht nicht
alleine da, auch andere traditionsreiche Autokonzerne haben Probleme
beim Verkauf ihrer Stromer.
Nur rund 70 Kilometer entfernt möchte mit Thyssenkrupp
Steel ein weiterer traditionsreicher Industriekonzern
ebenfalls Tausende Arbeitsplätze abbauen. Diesen Hiobsbotschaften
zum Trotz sagte Scholz: "Deutschland ist ein Industriestandort und
wird es auch bleiben - wir werden alles dafür tun, dass wir das
schaffen, weil wir technologisch an der Spitze stehen, weil wir
weltweit wettbewerbsfähige Produkte und Güter herstellen." Nun müsse
man dafür sorgen, "dass die Rahmenbedingungen dafür auch stimmen und
es funktioniert", sagte der Sozialdemokrat.
SPD-Fraktionschef ebenfalls für EU-Förderweg
Bei der Betriebsversammlung mit dabei war auch der Kölner
Bundestagsabgeordnete und SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich. Auf die
Frage, warum Scholz beim Thema Kaufprämie so vage geblieben sei,
sagte Mützenich mit Blick auf den Ende 2023 ausgelaufenen
Umweltbonus: "Ich glaube, er hat Angst, dass wenn wir zum alten
Modell zurückkehren, dass zu viele andere Automobilfirmen diese
Prämie abgreifen." Mützenich plädierte ebenfalls für einen
europäischen Förderweg. Für eine rein nationale
Elektroauto-Förderung gebe es derzeit keine Mehrheiten im Bundestag.
Kritik von der FDP
Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion,
Reinhard Houben, äußerte sich zurückhaltend. "Ford hat voll und ganz
auf Elektro gesetzt und sich dabei zu hundert Prozent auf die
Politik verlassen - das ist in einer freien Marktwirtschaft ein
Risiko." Dass der Elektroauto-Markt nur verzögert anspringe, sei
eine Entscheidung der Verbraucherinnen und Verbraucher. "Ein
Management sollte antizipiert haben, dass der Markt sich auch anders
entwickeln könnte als gedacht - und nun kommen reflexartige Rufe
nach Staatshilfen, um die Fehler des Managements auszubügeln."
Würden diese erfüllt, ginge das zulasten der Steuerzahler.
Der Kölner FDP-Bundestagsabgeordnete stellte infrage, ob die
Modellpolitik des Ford-Managements richtig gewesen sei. "Mit dem
Ford Fiesta hat das Unternehmen jahrzehntelang einen sehr
erfolgreichen Kleinwagen verkauft - und nun hat das Unternehmen
deutlich teurere Autos vorgestellt und wundert sich, dass man damit
nicht sofort Erfolg hat."
Der Ford Explorer kostet mindestens 42.000 Euro und der Ford Capri -
so heißen die beiden Kölner E-Modelle von Ford - 44.000 Euro. "Das
hat mit dem Markenkern von Ford - erschwingliche solide Autos - nur
noch wenig zu tun", sagte Houben. "Es darf nicht verwundern, dass
die bisherige Kundschaft bei so einem gestiegenen Preisniveau nicht
mitzieht."/wdw/DP/jha
ISIN US3453708600 DE0007500001
AXC0158 2024-12-10/14:26
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Autor: - dpa-AFX
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