WDH/ROUNDUP: Ukraine setzt auf eigene Massenproduktion von Raketen |
11.12.2024 12:43:00 |
(Im 1. Absatz wurde die Schreibweise der Drohne berichtigt. Es muss
Paljanyzja heißen.)
KIEW/WARSCHAU/WASHINGTON (dpa-AFX) - Die Ukraine setzt bei der
Verteidigung gegen Russlands Angriffskrieg zunehmend auf
weitreichende Raketen und Drohnen aus eigener Produktion. Bislang
seien Vorhaben wie diese Science Fiction gewesen, "heute sind sie
Realität", sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj. Er nannte unter
anderem die neue Drohne Paljanyzja mit Jetantrieb, die Berichten
zufolge im August erstmals eingesetzt worden war. "Die
Paljanyzja-Rakete ist in die Massenproduktion gegangen", sagte
Selenskyj.
Unterdessen gehen die internationalen Bemühungen um Unterstützung
für das vom Krieg zerrüttete Land weiter, das sich seit mehr als
1000 Tagen einer russischen Invasion erwehrt. Die USA zahlen nach
Angaben des Finanzministeriums einen zugesagten Kredit von 20
Milliarden US-Dollar (rund 19 Milliarden Euro) aus. Aber wie lange
wird überhaupt noch gekämpft? Polens Regierung kann sich
Verhandlungen über ein Ende des Krieges schon in diesem Winter
vorstellen.
Militärisch bleibt die Lage für die Ukraine schwierig. Der
Generalstab in Kiew berichtete von knapp 200 russischen
Sturmangriffen entlang der Front im Osten und Süden des Landes. Im
Gebiet Charkiw im Osten herrschte am Dienstagabend Luftalarm. Die
ukrainische Luftwaffe warnte vor russischen Gleitbomben, die von
Flugzeugen abgeworfen werden.
Ukraine will Nachteil bei Raketen wettmachen
Die Ukraine ist bei Raketen auf Eigenbauten angewiesen, weil
westliche Waffen mit höherer Reichweite nur in geringer Stückzahl
geliefert werden. Oft unterliegen sie zudem Einsatzbeschränkungen,
die im Fall der ATACMS-Raketen aus den USA sowie der Raketen vom Typ
Storm Shadow beziehungsweise Scalp aus Großbritannien und Frankreich
erst vor kurzem gelockert wurden. Das russische Arsenal an Raketen
und Marschflugkörpern ist ungleich größer.
Selenskyj berichtete, dass die Drohnenrakete Peklo mit 700 Kilometer
Reichweite ihren ersten Kampfeinsatz erfolgreich absolviert habe.
Auch sei eine Rakete mit der Bezeichnung Ruta erfolgreich getestet
worden. Ebenfalls erwähnte er die weiterentwickelte
Anti-Schiffs-Rakete Neptun.
Tote bei russischem Angriff auf Saporischschja
In der südostukrainischen Großstadt Saporischschja wurden durch
einen russischen Raketenangriff nach Angaben der Regionalverwaltung
mindestens vier Menschen getötet und weitere 20 verletzt. Einem
Bericht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zufolge wurde das
Gebäude einer Privatklinik beschädigt. Das russische Militär habe
ballistische Raketen eingesetzt, hieß es.
Später meldeten die russischen Behörden einen Raketenangriff auf die
Hafenstadt Taganrog an der russischen Schwarzmeer-Küste. Dabei sei
eine Industrieanlage beschädigt worden, teilte der Gouverneur der
Region Rostow laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass mit.
Menschen kamen demnach nicht zu Schaden, dafür brannten 14 Fahrzeuge
aus. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich in der Regel kaum
unabhängig überprüfen.
Tusk schließt baldige Ukraine-Verhandlungen nicht aus
Polen übernimmt im Januar 2025 für sechs Monate die
EU-Ratspräsidentschaft und will dann die diplomatischen
Anstrengungen für ein Ende des Krieges koordinieren. "Unsere
EU-Ratspräsidentschaft wird unter anderem mitverantwortlich dafür
sein, wie die Situation in den Verhandlungen aussieht, die im Winter
dieses Jahres beginnen könnten", sagte der liberalkonservative
Ministerpräsident Donald Tusk in Warschau.
Er kündigte eine Reihe von Treffen mit ausländischen Politikern an.
Der französische Präsident Emmanuel Macron werde am Donnerstag in
Warschau erwartet. Der polnischen Nachrichtenagentur PAP zufolge
könnte Tusk noch diese Woche auch Selenskyj treffen. Und zu Beginn
der polnischen EU-Ratspräsidentschaft soll der britische
Premierminister Keir Starmer nach Warschau kommen. Außerdem wird
Tusk in die norwegische Hauptstadt Oslo reisen, um sich eng mit den
skandinavischen Ländern abzustimmen.
Russland muss indirekt für US-Kredit an Ukraine aufkommen
Die Vereinigten Staaten zahlen der Ukraine einen versprochenen
Milliarden-Kredit von 20 Milliarden US-Dollar aus, der Teil eines
umfassenderen Pakets ist: Im Oktober hatte die Gruppe der sieben
führenden westlichen Industriestaaten (G7) der Ukraine einen Kredit
in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar zugesagt, der durch Zinserträge
aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten abgesichert wird. Die
EU-Länder bringen eine ähnlich hohe Summe auf wie die USA. Die
restlichen zehn Milliarden US-Dollar sollen von Großbritannien,
Japan und Kanada übernommen werden.
Drohnenangriff auf Atom-Inspektoren
Mit dem russischen Angriffskrieg und der Besetzung des ukrainischen
Kernkraftwerks Saporischschja ist auch das Risiko einer potenziellen
Atomkatastrophe in der Ukraine gestiegen. Inspektoren der
Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sollen sicherstellen, dass
es nicht dazu kommt. Ein Fahrzeug der Behörde wurde nun in der
Ukraine bei einem Drohnenangriff beschädigt, wie IAEA-Chef Rafael
Grossi auf der Plattform X mitteilte. Niemand sei verletzt worden.
Die IAEA hat ständig Fachleute im russisch besetzten Atomkraftwerk
Saporischschja stationiert, um die Lage in der frontnahen Anlage zu
beobachten. Die Teams werden regelmäßig ausgewechselt. Der Vorfall
mit der Drohne ereignete sich bei der jüngsten Rotation. Grossi
verurteilte den Angriff: Attacken auf Kernkraftwerke seien
grundsätzlich inakzeptabel, aber "diejenigen anzugreifen, die für
die nukleare Sicherheit dieser Kraftwerke Sorge tragen, ist noch
inakzeptabler."
Das wird heute wichtig
Um die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit der Ukraine geht es beim
Deutsch-Ukrainischen Wirtschaftsforum in Berlin. Dort sollen
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Ministerpräsident Denys Schmyhal
aus Kiew reden. Besonderes Augenmerk gilt den Organisatoren zufolge
der ukrainischen Energieversorgung und der Kooperation von
Rüstungsunternehmen beider Länder./fko/DP/mis
AXC0145 2024-12-11/12:43
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Autor: - dpa-AFX
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