ROUNDUP: Pistorius für mehr Engagement im Nahen Osten |
11.12.2024 13:46:00 |
AL-ASRAK (dpa-AFX) - Verteidigungsminister Boris Pistorius will im
Irak über Möglichkeiten für ein stärkeres Engagement Deutschlands im
Nahen Osten sprechen. Entscheidend seien nach dem Umsturz in Damakus
klare Signale sowohl nach Syrien als auch in die Region, sagte der
SPD-Politiker nach seiner Landung auf dem jordanischen
Luftwaffenstützpunkt Al-Asrak. Europa und Deutschland hätten eine
Verantwortung zur Stabilisierung beizutragen.
"Und deswegen ist es wichtig, dass wir mit Geduld, aber auch mit
Entschlossenheit an der Seite derer stehen, die Syrien auf einen
besseren Weg führen wollen", sagte Pistorius. Er kündigte an, im
Januar zu Gesprächen in die Türkei zu fahren.
Der SPD-Politiker wollte sich bei Treffen mit deutschen Soldaten
über die Lage in der Region informieren und in Regierungsgesprächen
in Bagdad Möglichkeiten für weitere deutsche Beiträge zur
Stabilisierung ausloten. Jordanien und der Irak sind Nachbarländer
Syriens, wo am Wochenende Machthaber Baschar al-Assad durch eine von
Islamisten angeführte Rebellenallianz gestürzt worden war. Dies
bietet Chancen, birgt auf absehbare Zeit aber auch viel
Ungewissheit.
Al-Asrak ist Drehkreuz für deutsche Beteiligung
Die Bundeswehr beteiligt sich im Irak sowie von Jordanien aus mit
rund 300 Männern und Frauen an den internationalen Einsätzen zur
Stabilisierung. Deutschland stellt damit Soldaten für das von den
USA angeführte Militärbündnis der "Operation Inherent Resolve" (OIR)
zum Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sowie für die
Nato-Mission Irak (NMI). Darunter sind militärische Berater, die in
irakischen Institutionen, Schulen und Ausbildungseinrichtungen
unterwegs sind.
Die Militärbasis Al-Asrak ist das Drehkreuz für das deutsche
Engagement, war aber auch bei anderer Gelegenheit schon nützlich, so
im Jahr 2023 beim Evakuierungseinsatz der Bundeswehr aus dem Sudan.
Auf der Basis hält die Deutsche Luftwaffe auch die Fähigkeit zur
Luftbetankung von Flugzeugen bereit.
Über den internationalen Einsätzen im Irak steht ein Fragezeichen
"Der sogenannte Islamische Staat (IS) stellt trotz des
Verfolgungsdrucks durch die irakische Armee auch weiterhin eine
landesweite Bedrohung aufgrund der anhaltenden terroristischen
Aktionen gegen irakische Sicherheitskräfte, lokale
Verwaltungsstrukturen und kritische Infrastruktur dar", hieß es in
der vergangenen Woche in einem Lagebericht für den
Verteidigungsausschuss.
Die internationale Truppenpräsenz ist im Irak umstritten
Im April 2003 hatten die USA eine "Koalition der Willigen" zu einem
Angriff auf den Irak angeführt - ohne Beteiligung Deutschlands.
US-Außenminister Colin Powell hatte behauptet, Diktator Saddam
Hussein besitze Massenvernichtungswaffen. SPD-Kanzler Gerhard
Schröder und der grüne Außenminister Joschka Fischer ("Excuse me, I
am not convinced") hatten sich dagegen gestemmt.
Die US-Invasion führte zum Sturz von Diktator Hussein, leitete aber
auch Jahre mit Terroranschlägen und Verschleppungen ein. Aus Chaos
und Radikalisierung setzte der Islamischer Staat (IS) zu einem
Vormarsch an, bei er große Teile des Landes gewaltsam unter seine
Kontrolle brachte und das Herrschaftsgebiet mit internationalem
Eingreifen wieder verlor.
Iraks Ministerpräsident Mohammed al-Sudani scheint nun ein neues
Kapitel aufschlagen zu wollen. Es gebe "keine Rechtfertigung" mehr
für die große US-Präsenz im Land, betonte er mehrmals.
Auch die USA sprachen zuletzt davon, ihre Militärpräsenz im Irak
schrittweise neu ausrichten zu wollen - weg von der internationalen
Militärkoalition in dem Land und hin zu einer bilateralen
Sicherheitspartnerschaft.
Al-Sudani will bilaterale Abkommen auch mit anderen Partnern
vereinbaren. Er reiste Ende November für zwei Tage nach Spanien und
unterzeichnete mehrere Absichtserklärungen über Zusammenarbeit in
den Bereichen Justiz, Sicherheit, in Wirtschafts- und Handelsfragen
und in der Korruptionsbekämpfung.
Phase der Ungewissheit im Nahen Osten
Auf dem Programm von Pistorius in Bagdad stehen Gespräche mit dem
irakischen Verteidigungsminister Thabet al-Abbasi sowie mit dem
Kommandeur der Nato-Mission Irak, dem niederländischen
Generalleutnant Lucas Schreurs.
Vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs, nach den Kämpfen zwischen
Israel und der Hisbollah-Miliz und wenige Tage nach dem Umsturz in
Syrien gibt es eine neue Phase der Unsicherheit im Nahen Osten. Nach
dem Umsturz in Syrien hat der Irak seine Grenzsicherung verstärkt
und den Grenzübergang Al-Kaim geschlossen.
Steuert der Nahe Osten auf einen Kurs der Stabilisierung oder folgen
weitere gewaltsame Auseinandersetzungen? Wie verhalten sich Israel
und der geschwächt erscheinende Iran? Die neue Situation ist
geeignet, das regionale Kräftegleichgewicht deutlich zu verändern.
Pistorius reist in eine Region, in der es zunächst mehr offene
Fragen als Antworten gibt./cn/DP/mis
AXC0162 2024-12-11/13:46
|
Autor: - dpa-AFX
|
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 19.848,77 | -35,98 | -0,18% |
TecDax | 3.427,73 | 13,92 | 0,41% |
MDAX | 25.705,25 | 155,48 | 0,61% |
Dow Jones (EOD) | 43.325,80 | 28,77 | 0,07% |
Nasdaq 100 | 21.768,31 | -29,34 | -0,13% |
S & P 500 (EOD) | 6.037,59 | -2,45 | -0,04% |
SMI | 11.488,28 | 103,36 | 0,91% |
|
EUR/US$ | 1,0411 | -0,00 | -0,12% |
EUR/Yen | 164,1375 | -0,55 | -0,34% |
EUR/CHF | 0,9363 | -0,00 | -0,05% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8312 | -0,00 | -0,10% |
Yen/US$ | 0,0063 | 0,00 | 0,09% |
CHF/US$ | 1,1118 | -0,00 | -0,04% |
|
baha Brent Indication | 73,65 | 0,00 | 0,00 |
Gold | 2.630,01 | 12,95 | 0,49% |
Silber | 29,73 | 0,12 | 0,39% |
Platin | 940,88 | -7,25 | -0,76% |
|
|
|