ROUNDUP 2: Urlauber bringen Tui in Richtung Vorkrisenniveau - Aktie im Plus |
11.12.2024 15:53:00 |
(neu: Buchungszahlen für Winter 2024/25 und Sommer 2025,
aktualisierte Kursreaktion, Analystenstimme)
HANNOVER (dpa-AFX) - Die Touristikkonzern Tui
arbeitet sich trotz wachsender Konjunktursorgen zurück aufs Niveau
aus der Zeit vor der Pandemie. Vorstandschef Sebastian Ebel
berichtete am Mittwoch von guten Geschäften mit Kunden aus
Großbritannien und Deutschland. Dennoch blieb Tui im Geschäftsjahr
2023/24 mit insgesamt 20,3 Millionen Veranstaltergästen noch hinter
den 20,6 Millionen aus dem Vorkrisenjahr 2019 zurück. Ebel denkt,
diese Marke im neuen Geschäftsjahr bis Ende September 2025 zu
knacken. Auch der operative Gewinn des Konzerns soll nach seinem
jüngsten Sprung weiter wachsen.
An der Börse wurden die Neuigkeiten anfänglich mit Kursverlusten
quittiert: Obwohl die Geschäftszahlen in etwa so ausfielen wie von
Analysten erwartet, verlor die Tui-Aktie am Vormittag zeitweise
achteinhalb Prozent auf rund 7,74 Euro. Erst kurz nach Mittag drehte
ihr Kurs ins Plus. Zuletzt gehörte das Papier mit einem Kursgewinn
von rund einem Prozent auf rund 8,54 Euro zu den stärkeren Titeln im
MDax , dem Index der mittelgroßen Werte.
Börsianer berichteten am Morgen von Gewinnmitnahmen der Anleger,
nachdem die Tui-Aktie in den vergangenen Wochen und Monaten stark
zugelegt hatte. Nach dem Sprung ins Plus wurde das Papier am
Nachmittag wieder rund 21 Prozent teurer gehandelt als zum
vergangenen Jahreswechsel.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr zählte Tui sieben Prozent mehr
Veranstaltergäste als ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg um zwölf
Prozent auf 23,2 Milliarden Euro. Dass der Anstieg nicht stärker
ausfiel, lag an dem Geschäft in Frankreich. Dort hatte der
Veranstalter sein Angebot um die Hälfte zusammengestrichen - wodurch
die Gästezahl um eine halbe Million sank. In Großbritannien habe Tui
hingegen schon zehn Prozent mehr Buchungen gezählt als vor der
Pandemie, berichtete Finanzchef Mathias Kiep. In Deutschland lag die
Zahl fünf Prozent höher.
Dazu trug auch die Pleite des Reiseveranstalters FTI bei, der seinen
Betrieb diesen Sommer einstellen musste. Tui gewann dadurch
zusätzliche Kundschaft, wie es schon nach der Pleite des damaligen
europäischen Branchenzweiten Thomas Cook mit seiner Marke Neckermann
Reisen im September 2019 der Fall gewesen war.
In der Corona-Krise 2020 wurde schließlich auch Tui zum
Sanierungsfall: Wegen der Reisebeschränkungen brach dem Unternehmen
sein Geschäft weg. Der deutsche Staat rettete Tui mit Finanzhilfen
vor dem Untergang. Die Hilfen hat der Konzern zurückgezahlt, und der
Konzern verdient wieder Geld. Der verbliebene Schuldenberg ist dem
Vorstand aber immer noch zu groß.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr entfiel auf die Tui-Aktionäre ein
Überschuss von 507 Millionen Euro und damit fast zwei Drittel mehr
als ein Jahr zuvor. Im Tagesgeschäft erzielte der Konzern vor
Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) einen
operativen Gewinn von knapp 1,3 Milliarden Euro, ein Anstieg um rund
ein Drittel.
Längst erwirtschaftet Tui die Gewinne weniger mit dem Verkauf von
Hotelübernachtungen und Flügen als mit den eigenen Hotels und
Kreuzfahrtschiffen. Von dem operativen Gewinn in Höhe von 1,3
Milliarden Euro stammen 1,1 Milliarden aus der Sparte
"Urlaubserlebnisse". Diese umfasst neben den Hotelketten wie Riu und
Tui Blue, die Robinson Clubs, die Kreuzfahrt-Reedereien Tui Cruises,
Hapag-Lloyd und Marella sowie die Veranstalterangebote an den
Urlaubszielen.
Die jüngsten Buchungszahlen stimmen Ebel optmistisch, dass die
Menschen trotz schwierigerer Wirtschaftslage weiterhin eifrig Reisen
buchen. Bis jetzt habe Tui bereits 62 Prozent des Winterprogramms
verkauft, für Sommer 2025 seien es 17 Prozent.
"Unser Ziel bleibt, mit Tui in allen Segmenten profitabler,
effizienter und stärker zu werden", sagte Ebel. Im neuen
Geschäftsjahr 2024/25 soll der Konzernumsatz um weitere fünf bis
zehn Prozent zulegen. Der bereinigte operative Gewinn soll um sieben
bis zehn Prozent steigen und damit ebenso stark, wie im
mittelfristigen Schnitt geplant. Dabei will der Vorstand den
Schuldenberg weiter abtragen. Im abgelaufenen Jahr verringerte sich
die Nettoverschuldung des Konzerns um eine halbe Milliarde auf 1,6
Milliarden Euro.
Für Ärger sorgt bei Tui weiterhin der US-amerikanische
Flugzeughersteller Boeing , der seine Produktion wegen
Zwischenfällen und Produktionsmängeln drosseln und wegen eines
Streiks zuletzt sogar wochenlang stoppen musste. Die
Fluggesellschaften des Tui-Konzerns wie die deutsche Tuifly müssen
wie andere Airlines deshalb noch länger auf neue Boeing-Jets warten.
Inzwischen lägen die Auslieferungen der Maschinen vom Typ 737 Max
zwei bis drei Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan, berichtete
der Vorstand. Im abgelaufenen Geschäftsjahr habe Tui gerade mal fünf
neue Maschinen des Typs erhalten. Für das neue Geschäftsjahr würden
nach derzeitigem Stand 13 Jets erwartet.
Branchenexperten zeigten sich mit den Tui-Zahlen zufrieden. Jaina
Mistry von Jefferies sprach von erfüllten Erwartungen und guten
Geschäften. Ihr Kollege Othmane Bricha von der Bank of America hob
sein Kursziel auf 12,50 Euro. Er sieht damit noch fast 50 Prozent
Luft nach oben./stw/lew/jha/
ISIN DE000TUAG505 US0970231058
AXC0206 2024-12-11/15:53
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Autor: - dpa-AFX
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