Studie: Weniger Wohneigentümer in Deutschland - Politik schuld? |
13.01.2025 13:43:00 |
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der ohnehin im europäischen Vergleich sehr
niedrige Anteil der Wohnungseigentümer in Deutschland ist nach einer
neuen Studie weiter gesunken. Im Jahr 2022 wohnten nur noch 43,6
Prozent der Haushalte in den eigenen vier Wänden, gut ein
Prozentpunkt weniger als 2011, meldete das Pestel-Institut unter
Berufung auf im vergangenen Jahr veröffentlichten
Mikrozensus-Zahlen. Der langsame, nahezu kontinuierliche Anstieg der
Wohneigentumsquote in den vorangegangenen Jahrzehnten ist demnach
gestoppt.
Vorwurf an den Bund: Chance auf Wohneigentum "gleich null"
Im Vergleich unter 19 europäischen Ländern liegt Deutschland der
Studie zufolge auf dem vorletzten Platz - im Verhältnis noch weniger
Wohnungseigentümer gibt es demnach nur in der Schweiz. Chef-Ökonom
Matthias Günther machte "politisches Versagen" für die Trendwende
verantwortlich: "Für Durchschnittsverdiener ist die Chance auf
Wohneigentum heute gleich null." Auftraggeber der auf der Münchner
Messe "Bau" veröffentlichten Studie war der Bundesverband Deutscher
Baustoff-Fachhandel (BDB).
Österreich besser als Deutschland
Auf dem ersten Platz der 19 europäischen Länder liegt die Slowakei,
dort leben laut Studie gut 90 Prozent im eigenen Haus oder einer
Eigentumswohnung. Was die deutschsprachigen Länder betrifft,
schneidet Österreich am besten ab: Dort liegt die Wohneigentumsquote
zumindest deutlich über der Hälfte.
Deutsches Schlusslicht Leipzig - immense regionale Unterschiede
Doch auch innerhalb Deutschlands gibt es laut Pestel-Institut
immense regionale Unterschiede: Schlusslicht ist demnach Leipzig mit
einer Eigentumsquote von nur gut 13,3 Prozent. An der Spitze steht
mit 72,3 Prozent der an Frankreich angrenzende Landkreis
Südwestpfalz in Rheinland-Pfalz. Unter den Bundesländern liegt das
Saarland mit 58,6 Prozent vor Rheinland-Pfalz (53,5 Prozent) an der
Spitze, auch Baden-Württemberg und Niedersachsen liegen mit jeweils
gut 50 Prozent deutlich über dem deutschlandweiten Schnitt. Am Ende
der Tabelle belegt Berlin mit 15,8 Prozent den letzten Platz noch
hinter Hamburg (21,2).
Generell ist die Wohneigentumsquote in den Städten mit 25 Prozent
weniger als halb so hoch wie in ländlichen Regionen: Der
durchschnittliche Eigentümeranteil in den Landkreisen liegt laut
Pestel-Institut bei 52,2 Prozent.
Mietanstieg trägt zur Altersarmut bei
Die Autoren kritisieren die Entwicklung scharf; nicht zuletzt, weil
die stetig steigenden Mieten in den Städten zur Altersarmut
beitragen. "Für viele Seniorenhaushalte wird die Miete zur
K.O.-Miete", sagte Studienleiter Matthias Günther mit Blick auf
ältere Mieter, die sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten können und
deswegen umziehen müssen.
In einer Modellrechnung vergleicht das Institut zwei Haushalte mit
identischem Durchschnittseinkommen aus je einer Vollzeit- und einer
Halbtagsstelle und identischer 100-Quadratmeter-Wohnung. Beim
Erreichen des Rentenalters würden demnach einem Eigentümerhaushalt
nach Abzug aller Kosten 2200 Euro netto zum Leben verbleiben, einem
Mieterhaushalt nur 1450 Euro. "Die Miete zwingt die Menschen dazu,
im Alter den Gürtel erheblich enger zu schnallen", sagte Günther
dazu.
Forderung: Bund soll Eigentumserwerb fördern
Der Baustoff-Bundesverband als Auftraggeber forderte ebenso wie das
Pestel-Institut eine verlässliche Förderung des Bundes für den
Erwerb der eigenen Wohnimmobilie. "Das Bundesbauministerium hat
bislang zielsicher am Wohnungsmarkt und damit am Leben der Menschen
vorbei gefördert", kritisierte BDB-Präsidentin Katharina Metzger.
Die deutschen Daten des Pestel-Instituts stammen aus dem Mikrozensus
2022. Die Erhebungen von Immobilienverbänden, Banken und
Kreditvermittlern deuten darauf, dass sich die Lage sowohl für
Mieterinnen und Mieter als auch für Kaufinteressenten für in den
vergangenen zwei Jahren verschärft und nicht verbessert hat.
Lage für Mieterinnen und Mieter seit 2022 mutmaßlich noch
schwieriger geworden
Ein Beispiel: Nach Zahlen des Immobilienverbands Deutschland Süd
sind die Neuvertragsmieten in München allein von Frühjahr bis Herbst
2024 um 4,4 Prozent gestiegen, obwohl der Preisrückgang bei zum Kauf
angebotenen Wohnimmobilien noch nicht gänzlich gestoppt war. Der
Neubau von Eigentumswohnungen und -häusern ist seit 2022 stark
zurückgegangen, weil der gleichzeitige Anstieg von Zinsen und
Baukosten den Kauf für viele Interessierte unerschwinglich gemacht
hat. Etliche Fachleute und Ökonomen erwarten in diesem Jahr einen
weiteren Rückgang des Wohnungsbaus. Da der Wohnungsbedarf in den
Städten unverändert hoch ist, werden die Mieten voraussichtlich
weiter steigen./cho/DP/nas
ISIN DE000A0HN5C6 DE000LEG1110 DE000A1ML7J1
AXC0156 2025-01-13/13:43
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Autor: - dpa-AFX
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