Scholz im Zeugenstand: Ausstieg aus Atomkraft war 'richtig' |
16.01.2025 22:33:00 |
BERLIN (dpa-AFX) - Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat im
Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Atomausstieg die
Entscheidungen aus dem Jahr 2022 verteidigt. Der Ausstieg aus der
Atomkraft sei richtig gewesen, sagte Scholz. Eine mehrjährige
Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken wäre "gegen den Konsens"
aus den Vorjahren und der vorherigen Bundesregierungen gewesen,
betonte der Kanzler.
Zugleich sei er im Oktober 2022 nach einer Schalte mit den
Betreibern von Atomkraftwerken und den beiden Ministern für Finanzen
und Wirtschaft zu dem Schluss gekommen, dass es die "sinnvollste
Lösung" sei, die Atomkraftwerke im Streckbetrieb noch bis Mitte
April 2023 laufen zu lassen. "Mein Ziel war, die Sicherheit der
Energieversorgung unter allen Umständen zu gewährleisten", sagte
Scholz. Deshalb sei es sowohl im Umwelt- als auch im
Wirtschaftsministerium damals darum gegangen, die Weiternutzung der
Atomkraftwerke "ergebnisoffen" zu prüfen.
An dieser ergebnisoffenen Prüfung hegen insbesondere Union, AfD und
FDP Zweifel. Sowohl Umweltministerin Steffi Lemke als auch
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) werfen sie
vor, längere Laufzeiten von Atomkraftwerken nicht "unvoreingenommen"
geprüft, sondern ideologiegetrieben entschieden zu haben. Das ist
ein zentraler Prüfungsgegenstand des Untersuchungsausschusses, der
im Sommer des 2024 die Arbeit aufgenommen hatte.
Scholz: Ohne Machtwort wäre es nicht gegangen
Die letzten drei Atomkraftwerke liefen letztlich ein paar Monate
länger als ursprünglich geplant - der Atomausstieg verschob sich vom
31. Dezember 2022 auf den 15. April 2023. Nach einem Streit
innerhalb der damaligen Ampel-Koalition war für diese Entscheidung
ein Machtwort von Kanzler Scholz Mitte Oktober 2022 nötig. Um einen
Beschluss zu erzwingen, machte Scholz damals von seiner
Richtlinienkompetenz Gebrauch - einem Instrument, das zuletzt 1957
der frühere Kanzler Konrad Adenauer eingesetzt hatte.
Scholz betonte, dass es ohne dieses Machtwort nicht möglich gewesen
sei, eine Lösung herbeizuführen. Weder mit Habeck noch mit dem
damaligen Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hätte es
sonst in einer für Deutschland sehr ernsten Lage mit potenzieller
Energie-Unterversorgung eine Einigung geben können, sagte Scholz.
Ihm sei klar geworden: "Das muss ich schon auf meine Kappe nehmen."
Er habe beide Minister vorab über die Entscheidung informiert.
Zuvor hatte Habeck bei seiner Befragung angegeben, nicht sicher zu
wissen, ob ihn Kanzler Scholz über diese Entscheidung informiert
habe.
FDP nennt Habeck "unglaubwürdig" - Habeck wittert Agenda
Der FDP-Politiker Frank Schäffler bezeichnete Habecks
Erinnerungslücken als "unglaubwürdig". Auch nach fast neun Stunden
Anhörung sei es dem Minister nicht gelungen darzulegen, dass sein
Haus den Atomausstieg ergebnisoffen geprüft habe. Ähnlich kritisch
äußerte sich auch der CSU-Politiker Andreas Lenz. Er hielt auch nach
der Befragung an dem Vorwurf der Union fest, dass es anstelle einer
ergebnisoffenen Prüfung ein "großangelegtes Täuschungsmanöver"
gegeben habe.
Habeck warf dem Ausschuss wiederum vor, eine Agenda zu verfolgen und
gar nicht in erster Linie an Erkenntnissen zu Entscheidungen
interessiert zu sein. "Sollte der Ausschuss genutzt werden, um diese
Pro-Atom-Debatte zu befeuern, wäre das meiner Meinung nach nicht
sachgerecht", sagte Habeck im Anschluss an seine Befragung.
Insgesamt habe er sich aber fair behandelt gefühlt./yydd/DP/zb
ISIN DE000ENAG999 DE0007037129
AXC0311 2025-01-16/22:33
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Autor: - dpa-AFX
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