ROUNDUP: 'Fast wie Gott' - Trump lässt sich vor Vereidigung feiern |
20.01.2025 06:35:00 |
WASHINGTON (dpa-AFX) - Der designierte US-Präsident Donald Trump
will wichtige Entscheidungen seines Vorgängers Joe Biden direkt in
den ersten Stunden nach seiner Amtseinführung rückgängig machen.
"Jede radikale und sinnlose Anordnung der Biden-Regierung wird
innerhalb weniger Stunden nach meiner Vereidigung aufgehoben", sagte
der Republikaner bei einer Kundgebung vor jubelnden Anhängern in der
Hauptstadt Washington. Der 78-Jährige versprach eine große Welle von
Beschlüssen an seinem ersten Tag im Amt, unter anderem zur
Abschiebung von Migranten und zur Sicherung der Grenze.
Zweieinhalb Monate nach der Wahl wird Trump heute in Washington als
47. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Die ursprünglich an
der Westseite des Kapitols geplante Zeremonie wurde wegen eisiger
Kälte in der US-Hauptstadt kurzfristig in die Kuppelhalle des
Parlamentsgebäudes verlegt, wo deutlich weniger Gäste Platz haben.
Auch die Präsidentenparade, die traditionell an Menschenmassen
vorbei vom Kapitol zum Weißen Haus führt, soll nun drinnen
stattfinden: in einer Sportarena im Zentrum Washingtons.
Trump tanzt
Genau dort ließ sich Trump am Vorabend seiner Vereidigung vor
Anhängern frenetisch feiern. Der Republikaner nahm beim Einlaufen in
die Halle ein Bad in der Menge und rief seinen Unterstützern zu:
"Wir haben gewonnen!" Seine Fans johlten, tanzten, jubelten. Sie
hatten teilweise acht oder neun Stunden bei Schneeregen und Hagel in
der Kälte angestanden, um in die Arena zu kommen.
"Wir sind bereit!", schrien Trump-Fans ekstatisch mit Blick auf
dessen Rückkehr an die Macht. Auch der künftig wieder mächtigste
Mann der Welt gab sich bestens gelaunt, scherzte und tanzte am Ende
gemeinsam mit der Band Village People etwas ungelenk zu deren
Disco-Klassiker "Y.M.C.A.".
Ein Beschluss nach dem anderen
Trump versprach, er werde sofort beginnen, "jede einzelne Krise" im
Land zu lösen. Er stellte in Aussicht, zahlreiche Beschlüsse direkt
am Montag zu unterzeichnen. "Jemand hat gestern zu mir gesagt: "Sir,
unterschreiben Sie nicht so viele an einem Tag. Lassen Sie es uns
über einen Zeitraum von Wochen machen." Ich habe gesagt: "Zum
Teufel, (...) wir machen das gleich zu Beginn"."
Ein Trump-Berater sagte dem Sender CNN, der Republikaner wolle dazu
praktisch jede freie Minute im eng getakteten Programm am Tag der
Vereidigung nutzen. Der Sender Fox News berichtete, Trumps Team
plane mehr als 200 Beschlüsse an Tag eins - zum Teil in gebündelter
Form.
US-Präsidenten können unter anderem mit Hilfe sogenannter Executive
Orders ohne Zustimmung des Kongresses politische Prioritäten in die
Tat umsetzen. Diese Dekrete ermöglichen schnelle Entscheidungen,
können jedoch von Nachfolgern ebenso leicht wieder aufgehoben
werden. Letzteres hat Trump vor.
Abschiebeaktion ab Tag eins
Er will dabei einen Fokus auf die Migrationspolitik legen. Wenn am
Abend seiner Amtseinführung die Sonne untergehe, werde "die Invasion
an unseren Grenzen zum Stillstand gekommen sein", rief Trump in den
Saal. "Alle illegalen Grenzverletzer werden in der einen oder
anderen Form auf dem Weg zurück nach Hause sein." Das löste Jubel
aus. Der Republikaner hat im Wahlkampf das "größte Abschiebeprogramm
in der amerikanischen Geschichte" versprochen.
Laut US-Medien sollen bereits kurz nach Trumps Vereidigung erste
Razzien unter dem Namen "Operation Safeguard" (Operation
Schutzmaßnahme) in mehreren Städten beginnen. Die Aktion sei auf
eine Woche angelegt. Trump und sein Team haben offiziell keinerlei
Details dazu preisgegeben, mit ihren markigen Ankündigungen aber
viel Angst unter Migranten verbreitet.
Gnade für Kapitol-Stürmer
Trump versprach auch einmal mehr, direkt nach seiner Amtseinführung
einen Teil jener Anhänger zu begnadigen, die wegen der Beteiligung
am Angriff auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 verurteilt wurden.
"Jeder in dieser sehr großen Halle wird sehr glücklich sein mit
meiner Entscheidung zu den Geiseln des 6. Januar", sagte er. Trump
bezeichnet die Verurteilten regelmäßig als "Geiseln" und "politische
Gefangene" - ein Kampfbegriff seiner Bewegung, die den
demokratiefeindlichen Gewaltausbruch von damals auf krasse Weise
verklärt.
Am 6. Januar 2021 hatten Trump-Anhänger den Parlamentssitz in der
Hauptstadt Washington gewaltsam gestürmt, wo zu der Zeit der Sieg
des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentenwahl 2020 gegen Trump
formal bestätigt werden sollte. Infolge der Krawalle kamen fünf
Menschen ums Leben. Trump hatte seine Unterstützer mit der
unbelegten Behauptung aufgewiegelt, der Wahlsieg sei ihm durch
massiven Betrug gestohlen worden. Seine Niederlage hat er nie
eingeräumt. Und die Attacke wirkt bis heute nach.
Trump kündigte außerdem an, die beliebte Video-App Tiktok vor dem
Aus in den USA zu retten. Er werde direkt nach Amtsantritt eine
Verlängerung der Frist in die Wege leiten, die dem chinesischen
Tiktok-Eigentümer Bytedance gesetzt wurde, um sich von seinen
US-Geschäften zu trennen.
"Fast wie Gott"
Die Kundgebung hatte den Charakter einer üblichen
Wahlkampfveranstaltung Trumps: ein Mix aus Gottesdienst, Party und
Populismus. Mehrere Familienmitlieder Trumps waren dabei, ebenso
Kandidaten für sein Kabinett, Gouverneure, Kongressmitglieder und
der Tech-Milliardär Elon Musk, der es sich wieder einmal nicht
nehmen ließ, mit auf die Bühne zu gehen. Im Schlepptau: Musks Sohn
mit dem eigenwilligen Namen X Æ A-Xii, der aufgeregt umher hüpfte.
Vor allem waren in der Halle aber hart gesottene Trump-Fans.
Eine Frau namens Christina sagte, sie sei insgesamt 27 Stunden mit
dem Auto aus Houston in Texas nach Washington gefahren, um dabei zu
sein. Die 49-Jährige erzählte, sie sei seit Jahren Trump-Fan und
habe im Wahlkampf ungefähr 60 Kundgebungen des Republikaners
besucht. "Er ist fast wie Gott", sagte sie. Er habe zwei Attentate
überlebt, "und nur er kann die Menschen retten". Vor was? Etwa
davor, dass Frauen auf einmal Männer seien und Männer Frauen,
beklagte sie. "Das ist so traurig." Trump werde damit Schluss
machen.
Tatsächlich versprach der Republikaner auf der Bühne gleich für den
ersten Tag auch einen Beschluss zur Beschränkung der Rechte von
Transgender-Menschen. Nur um kurz darauf minutenlang zu dem Hit
"Y.M.C.A." zu tanzen, der als eine inoffizielle Hymne der
LGBTQ+-Gemeinschaft gilt./jac/DP/zb
AXC0041 2025-01-20/06:35
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Autor: - dpa-AFX
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