DAVOS/ROUNDUP/Oxfam: Vermögen der Milliardäre wächst immer schneller |
20.01.2025 13:01:00 |
DAVOS (dpa-AFX) - Das Vermögen der Superreichen auf der Welt wächst
immer schneller. Das geht aus einem Bericht hervor, den die
Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam vor dem Start des
Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlicht. Demnach gibt es
weltweit inzwischen 2.769 Milliardärinnen und Milliardäre - allein
im vergangenen Jahr kamen 204 neu dazu. Gleichzeitig stagniere die
Zahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der
Weltbank lebten und die Zahl hungernder Menschen steige.
Dem Oxfam-Bericht liegen Daten aus verschiedenen Quellen zugrunde.
So führte Oxfam etwa Forbes-Schätzungen zum Vermögen von
Milliardären mit Daten der Weltbank und solchen aus dem UBS
-Weltvermögensreport zusammen.
"Breite Schultern müssen mehr tragen"
"Die aktuellen Zahlen von Oxfam bestätigen eine Entwicklung, die wir
mit großer Sorge beobachten - die Gesellschaft driftet
wirtschaftlich weiter auseinander", kommentierte Michaela
Engelmeier, die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland
(SoVD).
Aus der eigenen Sozialberatung bekomme der Verband immer häufiger
die Rückmeldung, dass immer mehr Menschen nicht mehr wissen, wie sie
ihr Leben bestreiten sollen. Immer mehr fühlten sich abgehängt.
Engelmeier: "Die Politik muss hier dringend gegensteuern.
Deutschland ist seit Jahren im Dauer-Krisen-Modus und deshalb gilt
jetzt besonders: Breite Schultern müssen mehr tragen."
Gibt es bald den ersten Billionär?
Bei ihrer Auswertung kommt Oxfam zu dem Schluss, dass die Welt
innerhalb eines Jahrzehnts bereits fünf Dollar-Billionäre haben
könnte. Im vergangenen Jahr sei das Vermögen der Milliardäre dreimal
stärker gewachsen als noch im Vorjahr. Es sei von 13 auf 15
Billionen US-Dollar angestiegen.
Das Vermögen einer Milliardärin oder eines Milliardärs vergrößerte
sich demnach pro Tag im Schnitt um zwei Millionen US-Dollar. Die
reichsten zehn Milliardäre wurden pro Tag sogar um durchschnittlich
100 Millionen US-Dollar reicher. Selbst wenn sie über Nacht 99
Prozent ihres Vermögens verlieren würden, blieben sie Milliardäre,
erklärte Oxfam.
"Der Vermögenszuwachs der Superreichen ist grenzenlos, während es
bei der Bekämpfung der Armut kaum Fortschritte gibt und zum Beispiel
Deutschland die Unterstützung einkommensschwacher Länder sogar
kürzt", kritisierte der geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von
Oxfam Deutschland, Serap Altinisik.
"Der Oxfam-Bericht ist empörend, aber leider erwartbar. Die Schere
zwischen arm und reich geht auch in Deutschland unaufhaltsam weiter
auf", schrieb Christian Görke, Erster Parlamentarischer
Geschäftsführer der Gruppe Die Linke im Bundestag. Görke fordert als
Lösung eine Vermögenssteuer und "eine Erbschaftssteuer, die diesen
Namen wirklich verdient".
In Deutschland viele Milliardäre dank Erbschaft
Deutschland hat laut dem Oxfam-Bericht die viertmeisten Milliardäre
weltweit. Ihre Zahl stieg demnach im vergangenen Jahr um neun auf
130. Ihr Gesamtvermögen liege inzwischen bei 625,4 Milliarden
US-Dollar.
Oxfam errechnete zudem, dass deutsche Milliardärinnen und
Milliardäre überdurchschnittlich von Erbschaften profitieren.
Während weltweit 36 Prozent des Milliardärsvermögens aus Erbschaften
stammt, sind es hierzulande sogar 71 Prozent.
"Auch in Deutschland wächst der Superreichtum unaufhaltsam", warnt
Oxfam. Zugleich habe die Armut in den letzten Jahren stark
zugenommen, viele Menschen könnten ihren gewohnten Lebensstandard
nicht halten. "Diese extreme Ungleichheit entsteht maßgeblich durch
eine ungerechte Steuerpolitik", erklärte Oxfam-Referent Manuel
Schmitt. "Superreiche zahlen hierzulande oft weniger Steuern und
Abgaben als Mittelschichtsfamilien."
Die kommende Bundesregierung müsse deshalb eine Besteuerung großer
Vermögen beschließen, fordert Oxfam. Unter anderem SPD und Grüne
schlagen dies in ihren Programmen für die Bundestagswahl im Februar
vor. "Schon mit sehr kleinen Steuersätzen auf die Vermögen
Ultrareicher könnte man viele Probleme lösen", sagte
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) der Funke Mediengruppe.
Warnung vor Elon Musks politischer Macht
Sorgen macht Oxfam auch, dass sich die Wirtschaftsmacht der
Milliardäre deutlich sichtbar auch in politischer Macht
niederschlägt. Die Ungleichheit habe Folgen für die Demokratie,
warnte Altinisik. "Denn Reichtum geht Hand in Hand mit politischer
Macht. Das sehen wir heute bei der Amtseinführung des US-Präsidenten
Donald Trump: ein milliardenschwerer Präsident unterstützt vom
reichsten Mann der Welt, Elon Musk."
"Mit demokratischen Prinzipien nicht vereinbar"
Laut einer Studie der gemeinnützigen Initiative LobbyControl
verfügen besonders die großen US-Tech-Konzerne für die Durchsetzung
ihrer Interessen über ein breites Lobbynetzwerk auch in Europa. Mit
33 Millionen Euro führen demnach Google , Amazon
, Meta , Microsoft und
Apple die Liste der Unternehmen nach Lobbyausgaben in
Europa an. "Diese immense Lobbymacht, gepaart mit großer Markt- und
Monopolmacht, und der damit wachsende Einfluss auf die Politik sind
mit demokratischen Prinzipien nicht vereinbar", heißt es in der
Studie./tam/DP/nas
ISIN CH0244767585 US0378331005 US5949181045 US0231351067 US30303M1027
AXC0114 2025-01-20/13:01
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Autor: - dpa-AFX
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