ROUNDUP: Paketbranche setzt auf Automaten - DHL peilt Verdopplung an |
21.01.2025 07:05:00 |
BONN (dpa-AFX) - Deutschlands Verbraucherinnen und Verbraucher
können sich darauf einstellen, ihre Pakete in den kommenden Jahren
an deutlich mehr Automaten abholen zu können als bislang.
Marktführer DHL kündigte an, die Anzahl seiner Abhol-
und Abgabe-Stationen bis 2030 von derzeit 15.000 auf 30.000 zu
verdoppeln.
Die Konkurrenten GLS und DPD wollen 3.000 gemeinsame Stationen bis
2027 betreiben, derzeit sind es etwa 100. Der österreichische
Anbieter myflexbox, dessen Stationen mehrere Paketfirmen nutzen,
möchte in Deutschland von aktuell 460 auf mindestens 5.000 im Jahr
2030 kommen.
DHL setzt auf unterschiedliche Arten von Automaten, die an
Supermärkten, Bahnhöfen, Tankstellen oder auf öffentlichen Plätzen
stehen. Derzeit hat die Firma 14.200 "Packstationen" für Pakete und
800 "Poststationen", in denen Verbraucher mit QR-Codes Pakete
abgeben und abholen sowie Briefmarken kaufen können, außerdem gibt
es eine Videoberatung.
DHL-Automatentochter steht in den Startlöchern
Hinzu kommen bald Stationen von einer DHL-Tochter namens DeinFach,
die ähnlich wie myflexbox nur die Infrastruktur zur Verfügung stellt
und selbst keine Pakete verschickt. Nicht nur Boten von DHL sollen
Pakete hineinlegen und herausholen, sondern auch Zusteller anderer
Paketfirmen sowie Einzelhändler, die Ware in den Fächern
zwischenlagern, bis der Kunde sie abholt. DeinFach soll Ende Januar
die ersten 60 weißen Automaten in Betrieb nehmen, bis Jahresende
soll es eine vierstellige Zahl sein.
"Unser Automaten-Netz wird dichter - im Schnitt wird die Wegstrecke,
die Verbraucherinnen und Verbraucher bis zum Paket haben, immer
kürzer", sagt DHL-Vorständin Nikola Hagleitner. "Die Stationen sind
leicht zu bedienen und rund um die Uhr verfügbar - für die
Kundschaft ist das ein großer Vorteil."
Günstigere Alternative zur teuren Haustür-Zustellung
DHL setzt auch aus Kostengründen auf die Automaten - für den
Logistiker ist es günstiger, mehrere Pakete an einer Station
abzugeben als bei jedem Haushalt einzeln. "Natürlich hat ein Paket
bei einer Packstationszustellung weniger Kosten", sagt Hagleitner.
Zugleich betont sie, dass man dem Kunden ein Angebot mache und der
dann auswählen könne, ob er eine Haustür-Zustellung oder eine Abgabe
an einem sicheren Ort, in der Filiale oder beim Automaten haben
wolle. "Das entscheidet natürlich der Kunde." Die Automaten-Nutzung
werde in einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft immer
beliebter.
Manchmal aber verläuft die Nutzung von Paketautomaten anders als
gedacht. Wenn ein Verbraucher auf der Webseite eines Online-Händlers
bestellt, kann er dort häufig angeben, dass die Sendung an eine
Paketstation seiner Wahl gehen soll. Wenn die aber am Tag der
Zustellung voll ist, so wird das Paket umgeleitet, und der
Verbraucher muss zu einem anderen, weiter entfernten Automaten oder
einem Paketshop gehen, um die Sendung abzuholen.
Hagleitner räumt ein, dass das auch künftig passieren kann,
schließlich sei im Moment des Bestellens unklar, wie stark ein
Automat Tage später belegt sein wird. "Aber weil wir immer mehr
Stationen aufbauen und die Kapazität steigt, werden wir immer besser
die Pakete steuern können, so wie es für den Kunden vorteilhaft
ist."
DHL-Wettbewerber sind unter Zugzwang
Mit dem Ausbautempo setzt DHL seine Konkurrenten unter Druck. DPD,
GLS und Hermes hatten sich im vergangenen Jahrzehnt an gemeinsamen
Stationen versucht, doch das Vorhaben wurde nach einigen Jahren
eingestellt. Nun nehmen DPD und GLS in einer Kooperation einen neuen
Anlauf, Hermes bleibt vorerst außen vor.
"Wir sehen ein starkes Wachstum im "Out of Home-Segment"", sagt
DPD-Manager Michael Knaupe und meint damit Automaten und Paketshops.
"Die Menschen wollen nicht mehr darauf warten müssen, bis der
Paketbote irgendwann an ihrer Tür klingelt, sondern sie wollen
flexibel sein und sich das Paket selbst holen."
Eine Herausforderung sei die deutsche Bürokratie. "In Polen und
Estland darf jeder ruckzuck Automaten aufstellen, in Deutschland
hingegen muss man bei den Behörden diverse Anträge stellen - bis die
genehmigt sind, dauert es." In Ost- und Nordeuropa gebe es viel mehr
Automaten, in einigen Staaten gebe es schon gar keine
Haustür-Zustellung mehr.
Knaupe ist sicher, dass Abholung oder Abgabe von Retouren am
Automaten oder in einem Shop auch in Deutschland zu
Selbstverständlichkeit wird. "Da der Verkehr zunehmend aus den
Innenstädten herausgehalten werden soll, wird die klassische
Haustür-Zustellung zur Nische werden." Schon heute gibt es Teile von
Innenstädten, die für Paketdienste gesperrt sind.
Warnung vor falsch parkenden Autos
Der Deutsche Städtetag sieht die Paketautomaten grundsätzlich
positiv. Dadurch könnte Verkehr vermieden werden, sagt
Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy. "Paketautomaten können Lieferungen
effizienter machen und Verkehr reduzieren, dürfen dann aber auf der
anderen Seite nicht für Verkehrsbehinderungen durch falsch parkende
Autos sorgen."
Dedy gibt zu bedenken, dass der öffentliche Raum begrenzt ist. "Bei
der Standortsuche für zusätzliche Paketstationen gilt deshalb: erst
Standorte in Gebäuden suchen, dann Standorte auf privaten Flächen
und erst, wenn das beides nicht möglich ist, Standorte im
öffentlichen Raum."
Bedarf von mehr als 100.000 Automaten in Deutschland?
Auch die Salzburger Firma myflexbox mischt kräftig mit. Vor einem
Jahr hatte sie in Deutschland 135 Automaten, inzwischen sind es 460.
Zum Jahresende sollen es 1.000 sein. Bei myflexbox zahlen
Paketfirmen dafür, dass sie ihre Sendungen in den Automatenfächern
zwischenparken
- in Deutschland machen GLS, DPD, Fedex und UPS
mit.
Wird es angesichts der ambitionierten Ausbaupläne der Branche nicht
allmählich etwas voll an den Straßen, Plätzen und Bahnhöfen?
Keineswegs, sagt myflexbox-Chef Lukas Wieser. Er rechnet in
Deutschland mit einem Bedarf von mindestens 100.000 Paketstationen.
Dabei verweist er auf Polen: Dort gebe es schon jetzt mehr als
40.000 Automaten, Tendenz steigend./wdw/DP/zb
ISIN US9113121068 DE0005552004 US31428X1063
AXC0061 2025-01-21/07:05
|
Autor: - dpa-AFX
|
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 21.517,23 | 11,53 | 0,05% |
TecDax | 3.753,46 | 27,36 | 0,73% |
MDAX | 26.541,04 | 120,05 | 0,45% |
Dow Jones (EOD) | 44.556,04 | 134,13 | 0,30% |
Nasdaq 100 | 21.491,04 | -75,88 | -0,35% |
S & P 500 (EOD) | 6.037,88 | 43,31 | 0,72% |
SMI | 12.475,49 | -71,28 | -0,57% |
|
EUR/US$ | 1,0419 | 0,00 | 0,38% |
EUR/Yen | 158,5800 | -1,61 | -1,01% |
EUR/CHF | 0,9384 | -0,00 | -0,11% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8326 | 0,00 | 0,12% |
Yen/US$ | 0,0066 | 0,00 | 1,28% |
CHF/US$ | 1,1103 | 0,01 | 0,53% |
|
baha Brent Indication | 75,31 | -0,94 | -1,24% |
Gold | 2.874,62 | 33,33 | 1,17% |
Silber | 32,31 | 0,69 | 2,18% |
Platin | 978,53 | 6,78 | 0,70% |
|
|
|