KTM - 2,2 Mrd. Euro an Forderungen im Sanierungsverfahren / Betrieb wird am 17. März wieder aufgenommen - Pierer-Rückzug aus operativen Führung etappenweise - Eigenverwaltung bleibt aufrecht - Investorensuche läuft zufriedenstellend |
24.01.2025 15:28:00 |
---------------------------------------------------------------------
AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Ergebnisse Tagsatzung KTM Components und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH (10.-12. Absatz)
---------------------------------------------------------------------
Im KTM-Sanierungsverfahren
haben rund 1.200 Gläubiger Forderungen in der Gesamthöhe von rund
2,2 Mrd. Euro angemeldet. Hinzu kommen noch mehr als 12,7 Mio. Euro
an Forderungen der Dienstnehmer. Die Eigenverwaltung bleibt
aufrecht, der Verlauf der Investorensuche gab bisher offenbar Anlass
zu Optimismus. Laut Insolvenzverwalter Peter Vogl ist der Rückzug
von Konzernchef Stefan Pierer sukzessive zu erwarten. Am 17. März
soll der Betrieb wieder aufgenommen werden.
"Es erfolgt hier etappenweise eine Übergabe der operativen
Führung der KTM-Gruppe", so Vogl im Gespräch mit der APA. Aber
Pierer werde erst zurückziehen, wenn die Sanierung gelungen sei.
Donnerstagabend war ja wie berichtet angekündigt worden, dass er
sowohl bei der KTM AG als auch beim Mutterkonzern Pierer Mobility
nur mehr Co-CEO sein wird und den Chefsessel dem bisherigen Co-CEO
Gottfried Neumeister übergibt.
Investoren für Bedienen der Quote nötig
Die angestrebte Quote von 30 Prozent oder mehr werde KTM nur
mithilfe von Investoren bedienen können, erwartet Vogl. Der vom
Unternehmen gestartete Investoren-Suchprozess ist offenbar
zufriedenstellend gelaufen. 20 Interessenten haben sich demnach
gemeldet. Wie viele von ihnen ein Angebot gelegt haben bzw. in
welcher Höhe, könne er nicht sagen. Aber es seien mehrere. Fix
dürfte sein, dass der indische Partner Bajaj darunter ist, medial
werden auch die CF Moto aus China und FountainVest aus Hongkong
kolportiert. Jedenfalls gilt es mehr als 600 Mio. Euro aufzutreiben.
Was die Zukunft von KTM im Motorsport angeht, konnte Vogl noch
nicht sagen, ob hier langfristig eine Reduktion stattfinden werde.
Das werde auch von den neuen Eigentümern abhängen. Fix ist, dass KTM
durch Verträge bis 2026 gebunden ist, ein vorzeitiger Ausstieg würde
Pönalen nach sich ziehen. Christopher Schipper, Geschäftsführer von
KTM Österreich, hatte zuletzt betont, dass man zumindest bis 2026 in
der MotoGP dabei sein werde und auch ein Engagement über das
kommende Jahr hinaus denkbar sei. Ob bisher zu viel Geld in den
Bereich geflossen sei, wie es Gläubigerschützer in den Raum stellen,
wollte Vogl nicht bewerten. Zuletzt sollen die jährlichen
KTM-Ausgaben für den Bereich Motorsport auf 95 Mio. Euro betragen
haben, allein 46 Mio. davon entfielen auf MotoGP.
140 Finanzgläubiger
1,7 Mrd. Euro an Forderungen betreffen laut Vogl Banken und
andere Finanzgläubiger, insgesamt rund 140 an der Zahl. Rund 500
Mio. Euro würden vom Sanierungsverwalter vorläufig bestritten,
berichtete der KSV. "Aus Gläubigersicht sind ein Investoreneinstieg
und die Fortführung des Unternehmens wirtschaftlich sinnvoll. Bei
einer insolvenzgerichtlichen Schließung und Zerschlagung des
Unternehmens würden die Gläubiger eine deutlich niedrigere Quote
erhalten", erwartet Karl-Heinz Götze vom KSV, zudem würden
Arbeitsplätze verloren gehen. Entscheidend wird der 25. Februar, an
dem die Gläubiger über die Sanierungsquote abstimmen werden.
Hier dürfte es rumoren: "Manche Banken wollen eine Lösung
offensichtlich auf dem Rücken der MitarbeiterInnen der KTM AG
verhindern", zitierte die "Presse" aus einem Brief von Stephan
Zöchling, der als KTM-Sanierer in den KTM-Aufsichtsrat geholt wurde,
an die Gläubigerbanken. Er kritisiert darin demnach, dass die Banken
"in der Vergangenheit zum Teil fragwürdige Finanzierungen
ermöglicht" hätten. "Es ist mir zur Kenntnis gebracht worden, dass
einige Banken im Rahmen des Sanierungsverfahrens der KTM AG mehrfach
betont haben sollen, dass eine 30-prozentige Quote nicht angemessen
sei und 'zumindest 50 bis 70 Prozent' angeboten werden müssen, damit
eine Zustimmung zum Sanierungsplan möglich wäre", wird Zöchling
weiter zitiert. Er weist aber darauf hin, dass im Fall eines
Konkurses "die tatsächliche Quote im einstelligen Bereich liegen
würde".
Laut Alpenländischem Kreditorenverband (AKV) werden vorerst vor
allem konzerninterne Forderungen bestritten sowie
Schadenersatzforderungen von Lieferanten und die
Forderungsanmeldungen von Gläubigern, die Aussonderungsrechte
geltend gemacht haben, da sie Eigentumsvorbehalte vorbringen. Was
diese Forderungen angeht, prüfe der Sanierungsverwalter noch.
Nur mehr 2.000 Beschäftigte nach Kündigungswellen bei KTM AG
Als wichtigste Insolvenzursachen zeichnen sich laut Creditreform
sinkende Nachfrage der Endkunden, ein hoher Lagerbestand, der
Rückgang des Deckungsbeitrags 2024, Factoring mit langen
Zahlungszielen, hohe Aufwendungen für Forschung, Entwicklung und
Motorsport und hoher Fremdkapitalbedarf, aber auch Ausleihungen an
verbundene Unternehmen und Verlustfinanzierung der Pierer New
Mobility GmbH sowie der MV Agusta ab. Wobei die konzerninternen
Zahlungsströme laut Vogl üblich sind.
Die gesamte KTM-Gruppe zählte Ende 2023 rund 6.000 Mitarbeitende,
aktuell sind es 4.400 Beschäftigte, davon knapp 2.000 bei der KTM
AG, rechnete Vogl vor. Bei Insolvenzeröffnung hatte die KTM AG noch
etwa 2.500 Dienstnehmer. Momentan steht das Werk nach der - laut
Gläubigerschützern bisher größten Insolvenz in Oberösterreich -
still. Im Jänner und Februar erfolgte eine Betriebsunterbrechung mit
Lohn-und Gehaltskürzung wegen des hohen Lagerbestands. Hier hat Vogl
allerdings eine erfreuliche Nachricht für die Belegschaft: Am 17.
März soll der Betrieb wieder aufgenommen werden. AMS und Land
Oberösterreich haben eine Insolvenzstiftung eingerichtet, die mit
10. Februar startet, insgesamt 400 Plätze bietet und unter anderem
auch Betroffenen der KTM-Kündigungswellen offen steht, wie Landesrat
Markus Achleitner (ÖVP) am Freitag mitteilte.
Auch Tochterunternehmen insolvent
Ebenfalls insolvent sind die Tochterunternehmen KTM Components
und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH, für die ebenfalls am Freitag
die Prüfungstagsatzungen stattfanden. Ihr Schicksal ist an die KTM
AG geknüpft - nur wenn diese weitergeführt wird, haben auch sie eine
Zukunft.
Laut den Gläubigerschutzverbänden haben bei der KTM Components
rund 740 Gläubiger, davon 478 Dienstnehmer, Forderungen in Höhe von
ca. 80,9 Mio. Euro gestellt, von denen bisher 48,8 Mio. Euro
anerkannt wurden. Die Dienstnehmerforderungen belaufen sich auf 2,3
Mio. Euro. Die Gesellschaft beschäftigte bei Insolvenzeröffnung 478
Arbeitnehmer, seither wurden 97 gekündigt oder sind ausgetreten.
Bei der KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH belaufen sich die
Forderungen laut Gläubigerschützern auf rund 106,6 Mio. Euro, wovon
bisher nur ca. 36,1 Mio. Euro anerkannt wurden. Zusätzlich haben
Dienstnehmer Forderungen in der Höhe von 5,3 Mio. Euro angemeldet,
die zur Gänze vom Sanierungsverwalter anerkannt wurden. Das
Unternehmen beschäftigt aktuell 550 Arbeitnehmer, Anfang Jänner gab
es 146 Kündigungen.
ver/ker/tpo/fel
ISIN AT0000KTMI02
WEB www.pierermobility.com
|
Autor: - APA/ver/ker/tpo/fel
|
Copyright APA. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von APA ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 22.567,14 | -109,27 | -0,48% |
TecDax | 3.703,24 | -36,60 | -0,98% |
MDAX | 28.470,09 | -215,64 | -0,75% |
Dow Jones (EOD) | 41.350,93 | -82,55 | -0,20% |
Nasdaq 100 | 19.319,41 | -276,61 | -1,41% |
S & P 500 (EOD) | 5.599,30 | 27,23 | 0,49% |
SMI | 12.836,19 | -32,24 | -0,25% |
|
EUR/US$ | 1,0854 | -0,00 | -0,31% |
EUR/Yen | 160,3053 | -1,11 | -0,69% |
EUR/CHF | 0,9584 | -0,00 | -0,17% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8382 | -0,00 | -0,19% |
Yen/US$ | 0,0068 | 0,00 | 0,42% |
CHF/US$ | 1,1325 | -0,00 | -0,13% |
|
baha Brent Indication | 69,50 | -0,75 | -1,07% |
Gold | 2.970,08 | 48,03 | 1,64% |
Silber | 33,16 | 0,11 | 0,32% |
Platin | 980,25 | -5,25 | -0,53% |
|
|
|