ROUNDUP/DeepSeek-Schock aus China: Zeichen für KI-Zeitenwende? |
28.01.2025 06:35:00 |
NEW YORK (dpa-AFX) - Ein Chatbot aus China schockt die Wall Street:
Panische Anleger haben den Börsenwert des Chip-Konzerns Nvidia
an einem Tag um fast 600 Milliarden Dollar einbrechen
lassen.
Auslöser war die Erkenntnis, dass Software mit Künstlicher
Intelligenz möglicherweise mit viel weniger Rechenleistung - und
damit auch Chips von Nvidia - trainiert werden kann als man bisher
dachte. Denn das chinesische Start-up DeepSeek will sein neues
KI-Modell mit Kosten von weniger als sechs Millionen Dollar und auf
wenigen abgespeckten Nvidia-Chipsystemen angelernt haben.
Kalte Füße an der Wall Street
Ob das alles exakt so stimmt, weiß man nicht. So wurde in der
Branche schon vor Wochen spekuliert, DeepSeek habe möglicherweise
Zugriff auf mehr Nvidia-Chips als es angesichts der
US-Ausfuhrbeschränkungen zugibt. Doch Investoren, die Nvidias Aktie
in Erwartung eines zukünftigen Mega-Geschäfts in den vergangenen
Monaten immer höher trieben, bekamen am Montag kalte Füße.
US-Präsident Donald Trump sprach von einem Weckruf für amerikanische
Unternehmen - und fand es zugleich "positiv", dass KI günstiger zu
haben sein könne.
Die Nvidia-Aktie fiel um knapp 17 Prozent und das radierte 589
Milliarden Dollar Börsenwert aus. Noch nie hatte ein US-Unternehmen
an einem Tag so viel Wert verloren - allerdings war auch keins davor
so teuer wie Nvidia mit fast 3,5 Billionen Dollar.
Was können die USA mit besseren Chips schaffen?
Aber was bedeutet das alles nun für die Zukunft? Amerikanische
Firmen übertrafen sich zuletzt mit Ankündigungen, wie viel Geld sie
in KI-Infrastruktur stecken wollen. Allein der ChatGPT-Erfinder
OpenAI und mehrere Partner versprachen, in den kommenden Jahren 500
Milliarden Dollar in Rechenzentren zu investieren. Beim
Facebook-Konzern Meta stellte Gründer Mark Zuckerberg
60 Milliarden Dollar nur in diesem Jahr in Aussicht. Zeigt DeepSeek
nun aber, dass man mit deutlich weniger Rechenpower auskommen wird?
US-Experten wollen es lieber andersherum sehen. Die Frage sei nicht,
ob DeepSeek heutige Marktführer in den USA überholen könne, betonte
etwa X. Eyeé von der KI-Beratungsfirma Malo Santo. Es gehe viel mehr
darum, wie schnell man die Forschungsansätze der Chinesen umsetzen
könne. "Wenn DeepSeek das mit alter Hardware entwickeln kann, was
können wir dann mit neuerer Hardware schaffen?", fragte sie im
US-Sender CNBC.
Zweifel an Kosten von DeepSeek
Die Tech-Industrie werde immer noch "eine Menge Chips brauchen",
zeigte sich auch Branchenanalyst Stacy Rasgon überzeugt. "Es ist
eindeutig eine Panik heute", betonte er mit Blick auf die
Börsenreaktion. Zugleich zweifelte Rasgon die Angaben aus China an:
"Sie haben das Modell nicht für fünf Millionen Dollar trainiert, das
ist nicht passiert."
Schon vergangene Woche sagte der Chef der KI-Firma Scale AI,
Alexander Wang, nach seinen Informationen habe DeepSeek Zugriff auf
50.000 H100-Chipsysteme von Nvidia, könne aber wegen
US-Ausfuhrbeschränkungen nicht darüber sprechen. Die US-Regierung
erlaubt Nvidia, nach China nur Chips zu verkaufen, die weniger
leistungsstark sind.
Wer steckt hinter DeepSeek?
Die Firma wurde 2023 vom Hedge-Fonds-Manager Liang Wenfeng gegründet
- und soll sich ein Paket von Nvidia-Chips gesichert haben. DeepSeek
setzt auf Open-Source-Modelle, bei denen der Quellcode öffentlich
einsehbar ist. Die Daten werden auf Servern in China gespeichert.
Der chinesischen Regierung nicht genehme Informationen, etwa zum
Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989, werden vom
Chatbot unterschlagen. Dass DeepSeek auf Platz eins im US-App-Store
für das iPhone aufstieg, hat deswegen angesichts des harten
Vorgehens gegen Tiktok eine besondere Ironie.
Nicht nur Nvidia betroffen
Der DeepSeek-Schock zog auch andere Aktien in Mitleidenschaft. Das
Papier der Chipfirma Broadcom verlor ebenfalls rund
17 Prozent. Noch härter traf es Energieunternehmen, bei denen
Investoren seit Monaten auf gutes Geschäft mit der Versorgung von
Rechenzentren spekulierten. Die Aktie von Constellation Energy fiel
um gut ein Fünftel, der Kurs von Vistra brach sogar um 28 Prozent
ein. Den Aktien von Apple und des Facebook-Konzerns
Meta brachte die Aussicht auf günstigere KI hingegen ein
Kursplus./so/DP/zb
ISIN US0378331005 US67066G1040 US30303M1027 US11135F1012
AXC0033 2025-01-28/06:35
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Autor: - dpa-AFX
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