Umfrage: Mehrheit wünscht sich Kontrolle in sozialen Medien |
11.02.2025 06:17:00 |
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Hasskommentare, Gewaltandrohungen und Fake News:
Einer Umfrage in zehn Ländern zufolge wünschen sich die meisten
befragten Menschen eine Einschränkung solcher Inhalte in sozialen
Medien. Zugleich denke die Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer
inzwischen, dass es unvermeidlich ist, in sozialen Medien Grobheit,
Intoleranz oder Hass ausgesetzt zu sein, teilte die Technische
Universität München (TUM) mit, die die Umfrage gemeinsam mit der
University of Oxford initiiert hat.
"Wir stellen eine weit verbreitete Resignation fest", sagte
Studienleiter Yannis Theocharis von der TUM. "Dieser
Gewöhnungseffekt ist ein enormes Problem, weil er nach und nach
gesellschaftliche Normen untergräbt und Hass und Gewalt
normalisiert."
"Besorgniserregendes Ausmaß an Hassreden, Falsch- und
Desinformation"
Ursprünglich seien soziale Medien als Räume angesehen worden, die
Meinungsaustausch fördern und Nutzern ermöglichen, unterschiedliche
- insbesondere konträre - Perspektiven einzunehmen, heißt es im
Bericht der Forschenden. "Inzwischen gibt es jedoch Belege dafür,
dass diese Plattformen ein besorgniserregendes Ausmaß an Hassreden,
Falsch- und Desinformation und gesellschaftlicher Spaltung
ermöglichen."
Das Team um Theocharis hatte im Herbst 2024 rund 13.500 Menschen in
sechs europäischen Staaten sowie in den USA, in Brasilien, Südafrika
und Australien einen Fragebogen vorgelegt. Fast vier Fünftel der
Befragten befürworten demnach, dass Anstiftungen zu Gewalt in
sozialen Medien gelöscht werden sollten. Die größte Zustimmung gab
es mit 86 Prozent in Deutschland, Brasilien und der Slowakei, in den
USA waren es der Auswertung zufolge 63 Prozent.
Nur wenige wollen Gewaltandrohungen online lassen
Rund 14 Prozent aller Befragten finden demnach, dass
Gewaltandrohungen online bleiben sollten, damit Nutzerinnen und
Nutzer mit Gegenrede darauf reagieren können. Etwa 17 Prozent
denken, dass beleidigende Posts über bestimmte Gruppen als Kritik
erlaubt sein sollten. In Deutschland sind es 15, in den USA 29
Prozent, wie es von der TUM heißt.
Müssten die Befragten zwischen dem Verzicht auf die Kontrolle von
Inhalten und einer Plattform wählen, die frei von Hassrede und
Fehlinformationen ist, würden die meisten Befragten die Moderation
bevorzugen, insbesondere um Fehlinformationen zu reduzieren.
Mehrheit wünscht Maßnahmen gegen Hass und Gewalt
"Einflussreiche Unternehmer wie Mark Zuckerberg und Elon Musk haben
mit dem Vorrang der Meinungsfreiheit gegen die Moderation der
Inhalte von sozialen Medien argumentiert", sagte Theocharis. Die
Umfrage zeige aber, dass sich die Mehrheit der Menschen in
Demokratien Plattformen wünsche, die gegen Hass und Gewalt vorgehen.
"Das gilt sogar für die USA, wo eine weit ausgelegte
Meinungsfreiheit als besonders hohes Gut zählt."
In den USA hatten zuletzt mehrere Social-Media-Plattformen ihre
Regularien hin zu uneingeschränkter Meinungsfreiheit geändert.
Australien wiederum hat den Social-Media-Zugang für Kinder und
Jugendliche unter 16 Jahren verboten.
Global große Unterschiede
Dass es bei den Abwägungen zwischen Meinungsfreiheit und Moderation
keinen globalen Konsens gibt, zeigt Co-Autor Spyros Kosmidis von der
University of Oxford zufolge auch die Umfrage. "Die Vorstellungen
der Menschen hängen stark von kulturellen Normen, politischen
Erfahrungen und rechtlichen Traditionen in den jeweiligen Ländern
ab."
Die Hauptverantwortung bei der Einschränkung problematischer Inhalte
sehen viele Menschen bei den Plattform-Betreibern (Mittel: 35
Prozent, Deutschland: 39 Prozent), in sehr unterschiedlichem Maß
auch bei der Regierung (Deutschland: 37 Prozent, Slowakei 14
Prozent). Unterschiedlich groß ist den Daten zufolge auch der Anteil
derjenigen, die in erster Linie die Bürgerinnen und Bürger selbst in
der Verantwortung sehen: In Schweden ist er mit 39 Prozent am
größten, in Deutschland mit 17 Prozent am kleinsten.
Viel Gutes - und sehr viel Böses
Soziale Medien hätten dazu beigetragen, wichtige Anliegen wie die
#MeToo-Bewegung, den Arabischen Frühling und die
Black-Lives-Matter-Bewegung zu verbreiten, heißt es im Bericht. Aber
sie hätten auch die Verbreitung von Verschwörungstheorien, Hassreden
und spaltender Rhetorik begünstigt.
"Einst waren diese Arten von Reden und Ideen in den Randbereichen
der Offline-Gemeinschaften angesiedelt, jetzt sind sie zum
Mainstream geworden." Und obwohl Untersuchungen zeigten, dass nur
eine kleine Minderheit von Nutzern solche Inhalte poste, neigten die
meisten Menschen dazu zu glauben, dass die sozialen Medien mit Hass
und Fehlinformationen überflutet sind.
Wie sich die Übernahme von Twitter - nun X genannt - durch den Musk
und die Bewegung sowohl von X und Meta hin zu keiner Kontrolle und
keiner Bekämpfung von Fehlinformation längerfristig unter anderem
auf Nutzerzahlen und Werbeeinnahmen auswirken werden, sei noch
weitgehend unklar. "Was wir jedoch mit einiger Sicherheit sagen
können, ist, dass die meisten Menschen keine unmoderierten
Plattformen wollen", so das Team um Theocharis. "Sie ziehen es vor,
dass einige Schritte unternommen werden, um Fehlinformationen und
Hassreden in ihren Feeds zu reduzieren."/kll/DP/zb
ISIN US30303M1027 US02079K1079
AXC0031 2025-02-11/06:17
|
Autor: - dpa-AFX
|
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 22.951,89 | 384,75 | 1,70% |
TecDax | 3.759,33 | 56,09 | 1,51% |
MDAX | 29.335,66 | 865,57 | 3,04% |
Dow Jones (EOD) | 40.813,57 | -537,36 | -1,30% |
Nasdaq 100 | 19.225,48 | -370,54 | -1,89% |
S & P 500 (EOD) | 5.521,52 | -77,78 | -1,39% |
SMI | 12.836,19 | -32,24 | -0,25% |
|
EUR/US$ | 1,0906 | 0,01 | 0,49% |
EUR/Yen | 162,0683 | 1,65 | 1,03% |
EUR/CHF | 0,9649 | 0,01 | 0,76% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8424 | 0,00 | 0,53% |
Yen/US$ | 0,0067 | 0,00 | -0,44% |
CHF/US$ | 1,1303 | -0,00 | -0,23% |
|
baha Brent Indication | 69,67 | -0,03 | -0,05% |
Gold | 3.002,44 | 32,36 | 1,09% |
Silber | 33,16 | 0,11 | 0,32% |
Platin | 991,87 | 11,62 | 1,19% |
|
|
|