ROUNDUP: Ein Standort für alle Pakete? DHL-Tochter startet Automaten |
11.02.2025 13:24:00 |
KÖLN/BERLIN (dpa-AFX) - Wer sein Paket am Automaten abholen will,
der hat es künftig mancherorts etwas einfacher. Denn egal, welche
Paketfirma die Sendung transportiert - sie könnte immer im selben
Automaten landen. Man muss zum Abholen also nicht mehr zu
unterschiedlichen Paketshops oder Automaten gehen - je nachdem, von
welcher Paketfirma die Sendung kommt.
Die DHL-Tochter DeinFach nahm in Köln, Bonn und Berlin ihre ersten
weißen Automaten in Betrieb, in denen nicht nur DHL-Pakete
lagern, sondern bald auch Sendungen anderer
Dienstleister. Das ist bei den gelben DHL-"Packstationen" nicht der
Fall, die sind nur für DHL-Pakete reserviert. DeinFach hat
ambitionierte Pläne: Zum Jahresende sollen mindestens 1.000
Automaten installiert sein. Die Firma hieß ursprünglich OneStopBox,
unter anderem aus Markenrechtsgründen wurde sie umbenannt.
"Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wollen ihre Pakete gut
erreichbar rund um die Uhr abholen und versenden", sagt
DeinFach-Chef Lukas Beckedorff. "Das reduziert den Verkehr, weil
Paketdienstleister effizienter ausliefern und Pakete abholen können,
und die Klimabilanz der Zustellung verbessert sich." Das liegt
daran, dass der Fahrweg pro Paket sinkt - der Zusteller muss nicht
mehr zu jedem einzelnen Haushalt fahren, sondern er wird eine
Vielzahl von Paketen an einem Automaten los.
Schon Hunderte weiße Automaten von Myflexbox in Betrieb
Neu ist das Konzept der weißen Automaten nicht. Die österreichische
Firma Myflexbox betreibt in Deutschland bereits 472 solcher
Stationen. Darin lagern bislang Sendungen von GLS, UPS
, Fedex und DPD. Auch Myflexbox möchte
stark ausbauen: Zum Jahresende sollen es in Deutschland mindestens
1.000 Automaten sein und 2030 mindestens 5.000.
"Der Riesenvorteil für alle Empfängerinnen von Paketen ist, dass sie
für die Sendungen von verschiedenen Paketdienstleistern nicht mehr
wie bisher verschiedene Paketshops und Automaten abklappern müssen,
sondern alle Pakete direkt an ihren "Lieblingslocker" liefern oder
umleiten können", sagt Myflexbox-Chef Lukas Wieser. Das Gleiche
gelte für Retouren. "An einer Stelle alles zu erledigen, ist eine
große Zeitersparnis."
Weg von der Haustürzustellung
Dank des boomenden Online-Handels wächst Deutschlands Paketbranche
seit langem, das Bestellen im Internet wird immer mehr zur
Selbstverständlichkeit. Heute geordert und morgen bis an die Haustür
geliefert - für viele Menschen ist das attraktiver als der Kauf im
Geschäft.
Die Haustürzustellung allerdings ist für Paketfirmen aufwendig und
teuer. Daher bauen sie ihr Abholnetzwerk aus: Sie setzen auf
Paketshops und auf Automaten, frei nach dem Motto: Der Verbraucher
möge seine Bestellung doch bitte selbst abholen.
Mit Ausnahme von Hermes intensivieren alle größeren in Deutschland
tätigen Paketfirmen ihre Abholmöglichkeiten mit Automaten. Ein
UPS-Sprecher sagt, dass "Out of Home Delivery" immer weiter an
Bedeutung gewinne. "Um unseren Kunden einen komfortablen und
erweiterten Service anbieten zu können, werden vermehrt auch
Paketautomaten in unser Netzwerk integriert."
FedEx-Manager Stefan Dries bezeichnet Automaten als wichtigen
strategischen Baustein: "Paketstationen ergänzen unser
Serviceangebot und ersparen Kunden und uns unnötige Wege."
DPD und GLS gaben unlängst eine Kooperation bekannt, der zufolge sie
bis Jahresende 1.000 gemeinsame Automaten haben wollen. Etwa 100
davon sind schon in Betrieb. Auch hierbei handelt es sich um ein
offenes System, Wettbewerber können sich also einmieten.
DHL hat bei Automaten die Nase vorn
Paketautomaten waren jahrelang fast ausschließlich eine Domäne des
Marktführers DHL. Der hat derzeit schon rund 15.000 gelbe Automaten.
Die heißen Packstationen oder Poststationen (bei letzteren ist
Videoberatung möglich). Die Automaten sind knallgelb. Die Farbe
signalisiert: Hier gibt es Pakete nur von DHL.
Die Automaten der DHL-Tochter DeinFach sind hingegen bewusst in Weiß
gehalten, um den offenen Charakter zu unterstreichen: Die Konkurrenz
ist willkommen, sie muss aber Miete zahlen. Bis 2030 möchte DHL die
Anzahl seiner Paketautomaten in Deutschland auf 30.000 verdoppeln -
ein Teil der zusätzlichen Automaten werden Pack- oder Poststationen
sein und der andere Teil DeinFach-Stationen.
Kommunen wollen Branchenlösung
Warum eigentlich macht sich der Konzern interne Konkurrenz, anstatt
einheitlich vorzugehen? Hierzu sagt DeinFach-Chef Beckedorff, es
gehe nicht um Konkurrenz. "In den vergangenen Jahren kam der Wunsch
aus den Kommunen, weiße Automaten als Branchenlösung zu haben,
anstatt dass Automaten verschiedener Firmen nebeneinander stehen und
ein Verbraucher mal zum einen und mal zum anderen gehen muss", sagt
Beckedorff. "Dem Wunsch der Kommunen entsprechen wir nun mit
DeinFach."
Die DHL-Tochterfirma war 2024 gegründet worden, damals gab
Firmenchef Beckedorff das Ausbauziel von 2.000 Automaten für das
Jahr 2025 aus. Im Rückblick sei das "sehr ambitioniert" gewesen,
sagt der Manager. "DeinFach ist ein komplett neues Produkt mit
Automaten einer spanischen Firma und mit eigenständigen
Softwarelösungen - unser Angebot wird in den Apps der Paketfirmen
integriert, was eine große Herausforderung ist."
DHL sei nun eingebunden worden, mit UPS folge bald eine weitere
Paketfirma. "Mit anderen Unternehmen laufen Gespräche." Auch
Einzelhändler sollen die Möglichkeit bekommen, in DeinFach-Automaten
Ware zu lagern, die von Kunden abgeholt wird. Das aber ist noch
Zukunftsmusik, zum Start von DeinFach ist das nicht der
Fall./wdw/DP/jha
ISIN US9113121068 DE0005552004 US31428X1063
AXC0182 2025-02-11/13:24
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Autor: - dpa-AFX
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