ROUNDUP: Thyssenkrupp entwickelt sich besser als gedacht - Kurssprung |
13.02.2025 13:19:00 |
ESSEN (dpa-AFX) - Der Industriekonzern Thyssenkrupp
hat einen durchwachsenen Geschäftsjahresauftakt verzeichnet. So
blieb die Nachfrage im Stahl- und Automotive-Geschäft sowie im
Handel mau. Ein Lichtblick war das Marinegeschäft TKMS, das deutlich
zulegte. Vor allem das Neugeschäft entwickelte sich stark. Dank der
Milliardenaufträge dort konnte Thyssenkrupp seinen Auftragseingang
insgesamt steigern. Das laufende Restrukturierungsprogramm wirkte
sich positiv auf das operative Ergebnis aus. Unter dem Strich
schrieben die Essener jedoch erneut rote Zahlen.
An der Börse kamen die Resultate gut an, lagen doch das operative
Ergebnis und die von Analysten viel beachteten Mittelflüsse deutlich
über den Erwartungen. Die im MDax notierte Aktie zog
um mehr als sechs Prozent an und setzte damit ihren Erholungskurs
der vergangenen Monate fort. So kommt die in den vergangenen Jahren
stark gebeutelte Aktie im laufenden Jahr bislang auf ein Plus von
fast 30 Prozent. In den letzten drei Monaten summiert sich das Plus
auf gut 50 Prozent. Auf längerfristige Sicht bleibt die
Kursentwicklung jedoch negativ.
"Wir konnten uns im ersten Quartal in einem insgesamt schwierigen
Marktumfeld behaupten", kommentierte Konzernchef Miguel López am
Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen die Entwicklung. Thyssenkrupp
bleibe beim Konzernumbau auf Kurs. Insbesondere im Stahl und bei
Marine Systems "liegen intensive Monate vor uns". Bei TKMS arbeite
Thyssenkrupp "mit Hochdruck" an der Abspaltung, "um das Geschäft
angesichts des veränderten sicherheitspolitischen Umfelds
bestmöglich für die Abarbeitung des hohen Auftragsbestands und des
anhaltend hohen Kundeninteresses aufzustellen".
Im Stahlgeschäft kommt möglicherweise zu einer Bewegung in den
festgefahrenen Streit zwischen Management und Arbeitnehmervertretern
über den geplanten Kapazitäts- und Stellenabbau. Die Parteien würden
sich in "Informationsaustauschrunden" unterhalten, um sich mit
dieser Thematik zu beschäftigen, sagte Thyssenkrupp-Finanzvorstand
Jens Schulte in einer Telefonkonferenz.
"Die Parteien werden dann entscheiden, wann sie von da aus in eine
offizielle Verhandlung einsteigen", so Schulte. Man sei guter Dinge,
dass die Parteien das vernünftig gemeinsam vorantreiben würden. Die
Sparte soll verselbstständigt werden. Geplant ist ein 50:50
Gemeinschaftsunternehmen mit dem tschechischen Energieunternehmen
EPCG des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky, der bereits 20
Prozent hält.
Das wirtschaftliche Umfeld bleibt unterdessen schwierig. Der Umsatz
von Thyssenkrupp sank in den drei Monaten per Ende Dezember um vier
Prozent auf 7,8 Milliarden Euro, was erheblich unter den Erwartungen
lag. Neben der schwachen Nachfrage wirkten sich auch niedrigere
Stahlpreise negativ aus.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) hingegen stieg
von 84 Millionen auf 191 Millionen Euro und überraschte damit
positiv. Dabei profitierte das Unternehmen vom laufenden
Umstrukturierungsprogramm sowie niedrigeren Rohstoff- und
Energiepreisen. Vor allem die Profitabilität des Stahlgeschäfts
verbesserte sich deutlich. Unter dem Strich verbuchte Thyssenkrupp
einen Verlust von 51 Millionen Euro und zeigte sich damit deutlich
besser als im Vorjahresquartal, als wegen höherer Abschreibungen ein
Minus von 314 Millionen Euro anfiel.
Der zum Konzern gehörende börsennotierte Elektrolysespezialist
Thyssenkrupp Nucera verzeichnete im ersten
Geschäftsquartal dabei ein deutliches Umsatz- und Ergebniswachstum.
So konnte Nucera im Wasserstoffgeschäft dank der Abarbeitung
zahlreicher Projekte die Erlöse erheblich steigern und die Verluste
reduzieren. Jedoch bremsten regulatorische Unsicherheiten, langsame
Genehmigungsverfahren und hohe Anlaufkosten den Hochlauf der
Wasserstoffindustrie, wie Nucera bemängelte. So verzeichnete das
Unternehmen im Quartal für den Bereich einen Auftragseingang von
lediglich 5 Millionen Euro - nach 109 Millionen im Vorjahresquartal.
Besser lief das Neugeschäft im Bereich Chlor-Alkali-Elektrolyse. Die
Nucera-Aktie rutschte zwischenzeitlich um fast sieben Prozent ab.
Wegen des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes senkte Thyssenkrupp
für das laufende Geschäftsjahr 2024/25 seine Umsatzprognose und
erwartet nun eine Spanne von minus drei bis 0 Prozent. Bislang war
das Unternehmen von 0 bis plus drei Prozent ausgegangen. Die
Ergebnisprognosen wurden hingegen bestätigt, unter anderem will das
Unternehmen unter dem Strich wieder die Gewinnzone erreichen.
Wegen Anzahlungen im Zusammenhang mit einer umfassenden
Auftragserweiterung über vier U-Boote bei TKMS erhöhte Thyssenkrupp
seine Erwartungen beim von Analysten viel beachteten Mittelzufluss.
Der Free Cashflow vor Fusionen und Zukäufen soll bis zu 300
Millionen Euro erreichen. Hier hatte das Unternehmen bislang einen
Abfluss von 200 bis 400 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
Analysten erwarteten bislang einen Mittelzufluss von 100 Millionen
Euro./nas/DP/lew/mis
ISIN DE0007500001
AXC0183 2025-02-13/13:19
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Autor: - dpa-AFX
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