ROUNDUP 6/Trotz Rekordgewinn: Commerzbank streicht fast 4.000 Jobs |
13.02.2025 16:22:00 |
(neu: Kurs aktualisiert)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Kosten runter, Gewinne rauf: Mit dem Abbau
Tausender teurer Jobs und steigenden Überschüssen will die von der
italienischen Unicredit bedrängte Commerzbank
ihre Eigenständigkeit retten. Es gehe darum, den
Dax-Konzern "als feste Größe unter den erfolgreichen
europäischen Banken zu etablieren", sagte Commerzbank-Chefin Bettina
Orlopp bei der Vorstellung der Strategie bis 2028 in Frankfurt.
An der Börse lösten die Neuigkeiten eine Achterbahnfahrt aus: Die
Commerzbank-Aktie startete mit klaren Kursgewinnen in den Tag, doch
dann drehte ihr Kurs ins Minus. Nach Orlopps Aussagen in der
Pressekonferenz erholte er sich wieder und lag zuletzt mit 1,66
Prozent im Plus bei 19,34 Euro. Seit dem Jahreswechsel hat das
Papier damit um knapp 23 Prozent zugelegt.
Um effizienter zu werden, streicht Deutschlands zweitgrößte
Privatkundenbank bis Ende 2027 etwa 3.900 Vollzeitstellen. 3.300 der
Jobs fallen in Deutschland weg und damit 17 Prozent der Stellen der
Commerzbank AG hierzulande - trotz eines Rekordgewinns im
vergangenen Jahr. Die 600 übrigen Stellen sollen bei
Tochtergesellschaften und teilweise im Ausland gestrichen werden.
Weil zugleich bei der polnischen mBank und an
Niedriglohnstandorten in Asien - zum Beispiel in Malaysia - Stellen
geschaffen werden, werde der Personalbestand im Konzern weitgehend
konstant bei 36.700 Vollzeitkräften weltweit bleiben. Ende 2024
zählte der Konzern 36.842 Vollzeitstellen. Der designierte
Finanzvorstand Carsten Schmitt bezifferte das Einsparpotenzial durch
die Verlagerung von Stellen aus Deutschland ins Ausland auf 30 bis
70 Prozent - je nach Tätigkeit.
Jobabbau vor allem in Deutschland
Von dem Abbau in Deutschland sind nach Angaben der Bank vor allem
die Zentrale in Frankfurt sowie weitere Standorte im
Rhein-Main-Gebiet betroffen. Dort geht es überwiegend um
Stabsfunktionen wie Kommunikation oder Gebäudemanagement, die Stäbe
von Bereichsvorständen oder Backoffice-Tätigkeiten wie Abwicklung
und Verwaltung von Geschäften. Ende vergangenen Jahres zählte die
Commerzbank AG in ihrem Heimatmarkt 19.370 Vollzeitstellen.
Orlopp versicherte, der Stellenabbau werde "maximal
sozialverträglich" umgesetzt. Mit den Arbeitnehmervertretern seien
bereits Eckpunkte für ein Altersteilzeit-Programm vereinbart, das
noch im laufenden Jahr greifen soll.
Die Gewerkschaft Verdi hält den Jobabbau im Abwehrkampf gegen die
Unicredit für richtig. Zugleich forderte Gewerkschaftssekretär Kevin
Voß: "Die neue Strategie darf nicht einseitig zulasten Tausender
Beschäftigten gehen." Notwendig sei die Flankierung durch ein
umfassendes Schutzpaket. "Für uns ist dabei der wichtigste
Grundsatz: Niemand wird gegen den eigenen Willen den Arbeitsplatz in
der Bank verlieren", betonte Voß, der auch Mitglied des
Commerzbank-Aufsichtsrates ist.
Unicredit lässt nicht locker
Die Commerzbank steht unter Druck, seit die Unicredit im Herbst den
Teilausstieg des Bundes zum Einstieg genutzt hat. Inzwischen
kontrolliert die Mailänder Großbank gut 28 Prozent der
Commerzbank-Anteile: rund 9,5 Prozent direkt und knapp 18,6 Prozent
über Finanzinstrumente. Ab einem 30-Prozent-Anteil wäre die
Unicredit verpflichtet, den übrigen Commerzbank-Aktionären ein
Kaufangebot zu unterbreiten.
Unicredit-Chef Andrea Orcel arbeitet seit Monaten auf eine Übernahme
hin. Zwei Tage vor der Strategiepräsentation der Commerzbank nutzte
die Unicredit ihre eigene Bilanzvorlage auch dazu, den Frankfurtern
öffentlich einen Fragenkatalog zu übermitteln - darunter die
provokante Frage: "Sind die neuen Ziele realistisch - vor allem,
wenn man bedenkt, dass die früheren Ziele nicht erreicht wurden -
oder beruhen sie auf zu optimistischen Annahmen und dem Druck, ein
potenzielles Angebot abzuwehren?"
Commerzbank-Chefin Orlopp konterte bei der Strategievorstellung:
"Ich kann Ihnen versichern: Auf alle Fragen, die unser italienischer
Wettbewerber und Investor in dieser Woche interessanterweise zu
unserer Strategie gestellt hat, haben wir klare Antworten."
Orlopp: "Zug für informelle Gespräche abgefahren"
Mit einer möglichen Übernahme will sich Orlopp aber erst befassen,
wenn ein Angebot der Unicredit vorliegt. Der Zug für informelle
Gespräche mit Orcel sei "abgefahren", sagte die Managerin.
"Informelle Gespräche können Sie führen, wenn nicht jeder auf jeden
Schritt achtet." Die Unicredit werde behandelt wie jeder andere
Investor auch. Zugleich sei in diesem Fall "besondere Vorsicht
geboten, weil es sich um einen Wettbewerber handelt", sagte Orlopp.
Orcel hatte diese Woche gesagt, sein Haus werde ein Übernahmeangebot
nicht vor dem vierten Quartal 2025 oder dem ersten Quartal 2026
vorlegen können. Angesichts der Widerstände in Deutschland will der
Manager die Zeit nutzen, um bei einer neuen Bundesregierung für
seine Pläne zu werben. Der Bund, der die Commerzbank in der
Finanzkrise 2008/2009 mit Steuermilliarden gerettet hatte, hält noch
gut zwölf Prozent der Anteile des Instituts.
Commerzbank setzt sich ehrgeizigere Ziele
Vorstand, Aufsichtsrat und Betriebsrat der Commerzbank sehen das
Vorgehen der Italiener als "feindlich" an. Die seit 1. Oktober
amtierende Konzernchefin Orlopp will die Eigenständigkeit des
Instituts auch durch steigende Gewinne und ehrgeizigere Renditeziele
sichern.
Nach einem Rekordgewinn von knapp 2,7 Milliarden Euro 2024 soll der
Überschuss bis 2028 auf 4,2 Milliarden Euro steigen. Ihre
Eigenkapitalrendite will die Bank von 9,2 Prozent 2024 auf 15
Prozent im Jahr 2028 nach oben treiben.
Im laufenden Jahr dürfte der Gewinn jedoch auf 2,4 Milliarden Euro
sinken, weil der Stellenabbau zunächst Geld kostet: Die Bank rechnet
einmalig mit etwa 700 Millionen Euro Kosten. Zugleich erwartet der
Vorstand, dass durch die Kürzungen die jährlichen Personal- und
Sachkosten um rund 500 Millionen Euro sinken werden.
Aktionäre sollen profitieren
Die Anteilseigner will die Commerzbank durch hohe
Gewinnausschüttungen bei Laune halten. Für das Geschäftsjahr 2024
ist eine Dividendenerhöhung von 35 Cent auf 65 Cent je Anteilsschein
geplant. Für 2025 will die Bank mehr als 100 Prozent ihres
Überschusses an die Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten. Die
Zinsen für eigenkapitalähnliche Anleihen werden vorher abgezogen.
Für die Jahre 2026 bis 2028 fasst Orlopp eine Ausschüttungsquote von
100 Prozent ins Auge, macht dies aber von der Umsetzung der neuen
Strategie "Momentum" sowie vom wirtschaftlichen Umfeld abhängig.
Neue Partnerschaft mit Kreditkartenanbieter Visa
Bei ihren Gewinnplänen setzt Orlopp außer auf Stellenabbau und
Kostensenkungen auf stetig wachsende Einnahmen, vor allem aus
Provisionen. Hatten die Kosten der Bank im vergangenen Jahr noch 59
Prozent der Erträge aufgezehrt, sollen es 2028 nur noch rund 50
Prozent sein. Heißt: Für einen Euro Ertrag will die Commerzbank dann
nur noch etwa 50 Cent aufwenden.
Profitabler werden soll die Bank zudem durch gezielte Zukäufe und
Partnerschaften. So wurde mit dem Kreditkartenanbieter Visa bereits
eine langfristige Zusammenarbeit vereinbart: Kundinnen und Kunden
der Commerzbank erhalten künftig bevorzugt Debit- und Kreditkarten
von Visa ./ben/stw/als/stk/he
ISIN DE000CBK1001 US92826C8394 IT0005239360 PLBRE0000012
AXC0248 2025-02-13/16:22
|
Autor: - dpa-AFX
|
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 23.045,02 | 477,88 | 2,12% |
TecDax | 3.770,34 | 67,10 | 1,81% |
MDAX | 29.391,37 | 921,28 | 3,24% |
Dow Jones (EOD) | 40.813,57 | -537,36 | -1,30% |
Nasdaq 100 | 19.225,48 | -370,54 | -1,89% |
S & P 500 (EOD) | 5.521,52 | -77,78 | -1,39% |
SMI | 12.836,19 | -32,24 | -0,25% |
|
EUR/US$ | 1,0909 | 0,01 | 0,52% |
EUR/Yen | 162,2153 | 1,79 | 1,12% |
EUR/CHF | 0,9654 | 0,01 | 0,82% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8425 | 0,00 | 0,55% |
Yen/US$ | 0,0067 | 0,00 | -0,52% |
CHF/US$ | 1,1300 | -0,00 | -0,26% |
|
baha Brent Indication | 69,68 | -0,03 | -0,04% |
Gold | 3.002,44 | 32,36 | 1,09% |
Silber | 33,89 | 0,74 | 2,23% |
Platin | 991,87 | 11,62 | 1,19% |
|
|
|