GESAMT-ROUNDUP/Feuerpause im Zollstreit: EU- und US-Abgaben vorerst auf Eis |
10.04.2025 15:20:00 |
BRÜSSEL (dpa-AFX) - Teile des Welthandels bekommen voraussichtlich
eine Atempause von 90 Tagen: Sowohl die USA als auch die EU setzen
einige Sonderzölle vorerst nicht in Kraft. In einer kurzen
Stellungnahme kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der
Leyen an, erst tags zuvor beschlossene Gegenmaßnahmen für knapp drei
Monate auf Eis zu legen.
Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump nach großen Turbulenzen an den
Aktien- und Finanzmärkten überraschend entschieden, vielen Staaten
90 Tage lang eine Pause von bestimmten Zöllen zu gewähren. Dabei
geht es um Strafabgaben, die sich am Handelsdefizit der jeweiligen
Länder orientieren - ausgenommen ist China.
Verhandlungen eine Chance geben
Von der Leyen teilte mit: "Wir haben die Ankündigung von Präsident
Trump zur Kenntnis genommen. Wir wollen Verhandlungen eine Chance
geben." Die EU-Gegenmaßnahmen seien von den Mitgliedstaaten
nachdrücklich unterstützt worden, sollen aber für 90 Tage ausgesetzt
werden. Eigentlich hätten erste Maßnahmen kommende Woche angewendet
werden sollen.
Von der Leyen betonte: "Wenn die Verhandlungen nicht
zufriedenstellend verlaufen, werden unsere Gegenmaßnahmen in Kraft
treten." Zudem liefen Vorbereitungsarbeiten für weitere
Gegenmaßnahmen. Alle Optionen lägen auf dem Tisch.
Wenig klare Antworten auf Nachfragen
Auf Nachfragen von Journalistinnen und Journalisten zur
Erfolgsaussicht von Verhandlungen mit den Amerikanern blieb die
EU-Kommission vage. "Wir werden an dieser Stelle keine näheren
Angaben darüber machen, was wir den Amerikanern sagen oder nicht
sagen", betonte ein Sprecher der Behörde. Die EU-Kommission ist
dafür zuständig, die Verhandlungen in Handelsfragen für die
Staatengemeinschaft zu führen.
Der Kontakt zur US-Seite sei im Gange, so die Kommission. Derzeit
seien zwar keine persönlichen Treffen vorgesehen, "aber das kann
sich kurzfristig ändern", sagte der Sprecher. Auf die Frage, ob es
Signale der Amerikaner gebe, die auf eine Verhandlungslösung
hindeuteten, gab es keine Antwort.
Abgaben auf Jeans, Motorräder und Lebensmittel aus den USA
Die EU-Staaten hatten eigentlich am Mittwoch den Weg für erste
Gegenzölle zwischen 10 und 25 Prozent als Reaktion auf die von Trump
angeordneten Zölle freigemacht. Ab Mitte April sollten unter anderem
Sonderabgaben für Jeans und Motorräder aus den USA greifen.
Weitere Gegenzölle sollten Mitte Mai und Ende des Jahres erhoben
werden - was unter anderem Lebensmittel wie Rindfleisch, Geflügel
und Zitrusfrüchte wie Orangen und Grapefruits betroffen hätte.
Diese EU-Maßnahmen sind eine Reaktion auf bereits in Kraft getretene
US-Zölle auf Stahl- und Aluminium, die - nach allem was bekannt ist
- auch weiterhin bestehen bleiben. Die EU hat sie eigenen Angaben
zufolge trotzdem zurückgenommen, weil sie sich davon ein 90-tägiges
Verhandlungsfenster erhofft.
Auch Sonderabgaben auf Autos - unabhängig davon, aus welchem Land
sie kommen - sind wohl weiter in Kraft. Allerdings lieferte die
US-Regierung nur spärliche Informationen zu Trumps unerwarteter
Kehrtwende und stiftete mit ihrer Kommunikationspolitik einige
Verwirrung.
Dax deutlich im Plus
Als Reaktion auf die US-Entscheidung hat der deutsche Aktienmarkt am
Donnerstagmorgen bis zum Mittag kräftig zugelegt. Zuvor hatten schon
die Aktienbörsen an der New Yorker Wall Street und in Ostasien zur
Aufholjagd angesetzt.
Das deutsche Börsenbarometer Dax lag am Mittag bei 20.670 Punkten -
1.000 Punkte oder fünf Prozent höher als zum Vortagesschluss. Zum
Handelsauftakt hatte das Plus sogar gut acht Prozent betragen, dann
bröckelten die Kurse wieder etwas ab, stabilisierten sich jedoch
über den frühen Nachmittag.
Eskalation mit China
Dabei geht Trump mit zusätzlicher Härte gegen China vor und erhöht
die Abgaben auf chinesische Einfuhren weiter. Damit spitzt sich der
Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften
dramatisch zu. Während Trump anderen Ländern eine zumindest
teilweise Atempause bescherte, erhöhte er den Zollsatz auf Einfuhren
aus China mit sofortiger Wirkung noch einmal - von 104 auf 125
Prozent.
Als Antwort auf eine vorherige US-Zollerhöhung in Höhe von 50
Prozent hat Peking am Donnerstag Gegenzölle im gleichen Umfang in
Kraft gesetzt - die Sonderzölle auf alle US-Einfuhren betragen damit
84 Prozent. Offen ist bislang, ob Peking seinerseits mit einer
weiteren Zoll-Steigerung auf Trumps jüngsten Vorstoß reagiert.
Die Pekinger Filmaufsichtsbehörde teilte nach der jüngsten
Eskalation mit, man werde die Zahl der importierten US-Filme
"moderat reduzieren", berichtete der Staatssender CCTV. Die
"unrechtmäßige" Verhängung von Zöllen durch die US-Regierung
gegenüber China werde "unweigerlich die Beliebtheit amerikanischer
Filme beim heimischen Publikum weiter verringern", zitierte CCTV
einen Sprecher der Behörde. Stattdessen sollen vermehrt Filme aus
aller Welt gezeigt werden./axr/DP/ngu
ISIN DE0008469008 EU0009652759 DE0009652644 US78378X1072 XC0009655157
AXC0183 2025-04-10/15:20
|
Autor: - dpa-AFX
|
Copyright APA/dpa-AFX. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von APA/dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 23.673,29 | -236,32 | -0,99% |
TecDax | 3.847,03 | -30,18 | -0,78% |
MDAX | 30.247,39 | -236,11 | -0,77% |
Dow Jones (EOD) | 44.094,77 | 275,50 | 0,63% |
Nasdaq 100 | 22.490,47 | -188,54 | -0,83% |
S & P 500 (EOD) | 6.204,95 | 31,88 | 0,52% |
SMI | 11.963,31 | 41,85 | 0,35% |
|
EUR/US$ | 1,1765 | -0,00 | -0,19% |
EUR/Yen | 169,0933 | -0,68 | -0,40% |
EUR/CHF | 0,9336 | -0,00 | -0,14% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8572 | -0,00 | -0,12% |
Yen/US$ | 0,0070 | 0,00 | 0,06% |
CHF/US$ | 1,2602 | -0,00 | -0,08% |
|
baha Brent Indication | 67,46 | -0,56 | -0,82% |
Gold | 3.347,97 | 62,74 | 1,91% |
Silber | 36,50 | 0,46 | 1,29% |
Platin | 1.369,10 | 5,64 | 0,41% |
|
|
|