ROUNDUP 2/Steinmeier: Stärkere Bundeswehr wichtigste Regierungsaufgabe |
28.04.2025 16:15:00 |
(neu: Pistorius)
BRÜSSEL (dpa-AFX) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die
Aufrüstung Deutschlands als dringendstes politisches Projekt für die
kommenden Jahre bezeichnet. "Ich bin überzeugt: Die wichtigste
Aufgabe der neuen deutschen Regierung ist es, unsere Bundeswehr zu
stärken", sagte er bei einem Festakt zum Beitritt Deutschlands zur
Nato vor 70 Jahren. Ein schlecht gerüstetes Deutschland sei die
größere Gefahr für Europa als ein stark gerüstetes Deutschland.
"Ich denke, praktisch alle unsere Verbündeten sind schon lange zu
dieser Überzeugung gelangt - für uns Deutsche ist dieser Satz viel
schwerer zu akzeptieren", erklärte Steinmeier im Nato-Hauptquartier
in Brüssel. An die Adresse der Verbündeten sagte der
Bundespräsident, er hoffe, dass dies in Anbetracht der deutschen
Geschichte verständlich sei. Dennoch fordere er seine Landsleute
dazu auf, sich dieser neuen Realität zu stellen.
Zur Begründung verwies Steinmeier auf die veränderte Sicherheitslage
und sagte: "Deutschland wird gerufen, und wir haben den Ruf gehört.
Wir haben verstanden. Ihr könnt auf uns zählen."
Nato-Generalsekretär: Deutschland zeigt Führungsstärke
Nato-Generalsekretär Mark Rutte sagte, Deutschland sei heute eine
treibende Kraft innerhalb der Nato und leiste bedeutende Beiträge zu
unserer gemeinsamen Sicherheit - unter anderem mit der Stationierung
von Truppen an der Ostflanke, Kampfjets, die den Himmel über dem
Baltikum sicherten, und Schiffen, die wichtige Versorgungswege und
kritische Infrastruktur in der Ostsee schützten. Es sei
entscheidend, dass Deutschland seine Verteidigungsanstrengungen
deutlich verstärke.
"Erstmals seit drei Jahrzehnten investiert Deutschland zwei Prozent
seines Bruttoinlandsprodukts in Verteidigung", sagte Rutte und
verwies auch auf die jüngste Grundgesetzänderung, um die
Verteidigungsausgaben weiter massiv zu erhöhen. "Das ist
bemerkenswert. Ein weiterer klarer Beweis für deutsche
Führungsstärke", lobte der frühere niederländische Regierungschef.
Zum Blick der Nato-Partner auf diese Entwicklungen sagte Rutte, es
habe einmal eine Zeit gegeben, in der die Nato darauf abgezielt
habe, "die Deutschen unten zu halten". Dies sei heute nicht mehr der
Fall und die Deutschen seien nun oben. "Und genau das brauchen wir
angesichts wachsender Gefahren." Vieles habe sich verändert seit
jenem Tag im Mai 1955, als der damalige deutsche Bundeskanzler
Konrad Adenauer die offizielle Beitrittsurkunde unterzeichnet habe.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der Steinmeier nach
Brüssel begleitete, rief die Nato-Partner auf, angesichts der
russischen Bedrohung zusammenzustehen. Deutschland sei bereit für
einen größeren Beitrag zur Verteidigung. "Deutschland hat die
Verteidigungsfähigkeit zu einer Toppriorität gemacht. Deutschland
wird einen Betrag in historischer Höhe in seine Sicherheit
investieren", sagt er. Dies sei auch eine Investition in die
Sicherheit der Alliierten.
Düsteres Sicherheitsumfeld
Überschattet wurde die Zeremonie zum deutschen Nato-Beitritt am 6.
Mai 1955 vom anhaltenden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine
und der ungewissen Zukunft der Nato. Das Bündnis befindet sich
derzeit in einem tiefgreifenden Umbruchprozess. Auslöser ist vor
allem die Ankündigung der USA, künftig deutlich weniger
sicherheitspolitische Verantwortung für Europa übernehmen zu wollen.
So ließ US-Präsident Donald Trump zuletzt mitteilen, dass sich die
europäischen Alliierten künftig selbst um die konventionelle
Verteidigung und Abschreckung des Kontinents kümmern sollen. Nur bei
der nuklearen Abschreckung könnte demnach alles beim Alten bleiben.
Für die europäischen Alliierten bedeuten die Entwicklungen vor
allem, dass sie massiv aufrüsten und deutlich mehr Geld für
Verteidigung ausgeben müssen. Im vergangenen Jahr war es noch so,
dass der Anteil der USA an den gesamten Verteidigungsausgaben der
Nato-Staaten bei mehr als 60 Prozent lag.
Gefeiert wird eine Woche vor dem Jahrestag
Dass die Gedenkfeier zum deutschen Nato-Beitritt nicht erst am 6.
Mai organisiert wurde, hatte Termingründe. Es musste ein Datum
gefunden werden, an dem sowohl Steinmeier als auch Rutte können.
Zudem soll am 6. Mai nach derzeitigen Planungen CDU-Chef Friedrich
Merz vom Bundestag zum neuen Kanzler gewählt werden.
Im Koalitionsvertrag haben sich CDU, CSU und SPD darauf verständigt,
die Verteidigungsausgaben bis zum Ende der Wahlperiode deutlich zu
steigern. Sie wollen den Weg zur Einführung moderner Militärtechnik
freimachen und auch Deutschlands Verteidigungsfähigkeit im Weltraum
ausbauen. Vereinbart wurde zudem, ein "auf Freiwilligkeit
basierendes Wehrdienstmodell" für die Bundeswehr zu schaffen.
Zusammen mit den Grünen hatte noch der alte Bundestag mit der
notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit Änderungen im Grundgesetz
verabschiedet, um die dort verankerte Schuldenbremse für
Verteidigungsausgaben zu lockern.
Gesellschaftliche Debatten
Politisch und gesellschaftlich ist die Aufrüstung Deutschland heute
kein ganz großes Thema mehr. In einer Umfrage für das
ZDF-Politbarometer befürworteten zuletzt rund drei Viertel der
Befragten und Mehrheiten in allen Parteianhängergruppen eine
Aufstockung der finanziellen Mittel für Bundeswehr und Verteidigung.
1955 und damit nur zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
war das noch anders. Gegner in der Bundesrepublik befürchteten neue
Kriegsrisiken - und dass sich das Ziel der deutschen Einheit mit
einer Wiederbewaffnung praktisch erledigen würde. Befürworter sahen
darin hingegen den kürzesten Weg Westdeutschlands zurück zur
Souveränität. Vom damaligen Bundeskanzler Adenauer wird der Satz
kolportiert, dass ein Staat ohne Armee kein richtiger Staat
sei./aha/DP/nas
AXC0210 2025-04-28/16:15
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Autor: - dpa-AFX
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