ROUNDUP: Warren Buffett gibt Führung von Berkshire Hathaway ab |
05.05.2025 10:39:00 |
OMAHA (dpa-AFX) - Der legendäre US-Investor Warren Buffett will nach
mehr als einem halben Jahrhundert die Führung seiner Holding
Berkshire Hathaway abgeben. Er werde dem
Verwaltungsrat vorschlagen, zum Jahresende seinen designierten
Nachfolger Greg Abel auf den Spitzenposten zu heben, sagte der
94-Jährige auf der Aktionärsversammlung von Berkshire am Wochenende.
"Die Zeit ist gekommen." Experten zeigten sich von dem Schritt an
sich wenig überrascht - doch mit diesem Zeitpunkt hatte außerhalb
von Buffetts Familie wohl niemand gerechnet.
Buffet gehe mit dann 95 Jahren und einer Bilanz wie wohl kein
anderer, schrieb Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank
Baden-Württemberg. Buffett habe in sechs Jahrzehnten an der Spitze
des Unternehmens "alle Finanz- und Wirtschaftskrisen gemeistert und
alle Chancen genutzt". Für seinen Erfolg genüge eine Zahl, schrieb
Niklasch: "Die Berkshire-Aktie ist heute mit über 800.000 US-Dollar
die teuerste Aktie der Welt."
Der Normalanleger kann sich von den Papieren angesichts des Kurses
kaum ein einziges Exemplar leisten. Daher hatte Berkshire Hathaway
Mitte der 1990er Jahre eine zusätzliche Aktiengattung eingeführt.
Diese B-Aktien wurden zuletzt zu Kursen von gut 500
Dollar gehandelt. Auf der Handelsplattform Tradegate verloren sie am
Montagmorgen im Vergleich zum New Yorker Schlusskurs vom Freitag
über zwei Prozent an Wert.
Die Berkshire-Aktionäre müssen sich wegen Buffetts Abschied nach
Einschätzung von UBS-Analyst Brian Meredith indes nicht sorgen: Das
Unternehmen sei mittlerweile weniger auf Buffetts Investment-Talent
angewiesen, schrieb der Experte in einer Studie vom Montag. Meredith
traut Berkshires A-Aktie auf absehbare Zeit einen weiteren
Kursanstieg zu - bis auf gut 909.000 Dollar.
Unterdessen will Starinvestor Buffett seiner Gesellschaft erst
einmal erhalten bleiben. Er wolle nach seinem Abschied von der
Unternehmensspitze weiter als Berater zur Seite stehen, erklärte er.
Die Entscheidungen werde Abel treffen. Ins Büro werde er aber
vermutlich trotzdem gehen, sagte Buffett dem Sender CNBC.
Die Ankündigung seines Abschieds hatte er sich für den Abschluss
seiner 60. Aktionärsversammlung bei Berkshire Hathaway am Wochenende
aufgehoben. Die rund 40.000 Teilnehmer in der Halle in seiner
Heimatstadt Omaha würdigten ihn danach mit minutenlangem Applaus.
Nur seine beiden Kinder habe er vorab von seiner Absicht informiert
- aber nicht Abel selbst, sagte Buffett.
Einzigartige Erfolgsgeschichte
Berkshire war ursprünglich eine kleine Textilfirma. Buffett kaufte
sie in den 1960er Jahren und verwandelte sie in eine erfolgreiche
Investmentgesellschaft. Sein Gespür für gute Geschäfte sorgte dafür,
dass Berkshires Investitionen in verschiedene Unternehmen sich über
die Jahre deutlich besser entwickelten als der Aktienmarkt im
Durchschnitt. Von 1964 bis 2024 sei der Börsenwert pro Aktie um
5.502.284 Prozent gestiegen, hieß es im jüngsten
Berkshire-Jahresbericht.
Die Investment-Philosophie dahinter: Bei aussichtsreichen
Unternehmen zu guten Preisen einzusteigen. Buffett genießt als
"Orakel von Omaha" Kultstatus bei seinen Fans. Die Aktionärstreffen
werden manchmal auch als "Woodstock für Kapitalisten" bezeichnet, in
Anlehnung an das legendäre Musikfestival 1969, bei dem unter anderem
Jimi Hendrix und The Who auftraten. Aktionäre fragen Buffett oft
auch nach Rat für ihre Zukunft oder nach seiner Meinung weit über
Investment-Fragen hinaus.
Beteiligungen quer die durch die Wirtschaft
Berkshire Hathaway gehören unter anderem der Versicherer Geico, die
Eisenbahngesellschaft BNSF, die Fast-Food-Kette Dairy Queen, der
Pralinen-Anbieter See's Candies und der Batteriehersteller Duracell.
Zudem hält die Holding Beteiligungen an vielen anderen Unternehmen
wie unter anderem Apple und Coca-Cola .
Apple-Chef Tim Cook war am Samstag in Omaha dabei.
Große Schuhe für Nachfolger
Der 62-jährige Abel wird sich unweigerlich an der Erfolgsbilanz von
Buffett messen lassen müssen. Der aus Kanada stammende
Energie-Manager wurde schon vor Jahren als Buffetts Wunschnachfolger
benannt. Er ist seit 1999 bei Berkshire und bekam 2018 die
Verantwortung für das Geschäft außerhalb der Versicherungen
übertragen.
Buffett dürfte Abel ein üppiges Geldpolster für Investitionen
hinterlassen: Die Geldreserven von Berkshire haben inzwischen fast
350 Milliarden Dollar erreicht. Buffett sagte in den vergangenen
Jahren wiederholt, dass er keine passenden Deal-Gelegenheiten im
Markt sehe. Abel sagte in Omaha, dass sich die Investment-Ansätze
unter seiner Führung nicht ändern würden.
Kritik an Trumps Zollpolitik
Bei der Aktionärsversammlung kritisierte Buffett die Zollpolitik von
Donald Trump - allerdings ohne den Präsidenten beim Namen zu nennen.
"Handel sollte keine Waffe sein", sagte er. Die USA sollten mit
anderen Ländern handeln - und wenn der Rest der Welt reicher werde,
"wird das nicht auf unsere Kosten sein", sondern werde auch Amerika
reicher machen.
Trump kündigte hohe Importzölle an - mit dem erklärten Ziel, mehr
Produktion ins Land zu bringen. Auch sieht der US-Präsident das hohe
Handelsdefizit als Problem: In die USA werden Waren in deutlich
höherem Wert eingeführt als exportiert. Trump setzte die Zölle für
die meisten Länder allerdings schnell wieder aus, nachdem die Börsen
und Finanzmärkte daraufhin eingebrochen waren. Experten erwarten
aber auch durch die in Kraft gebliebenen China-Zölle Lieferengpässe
in den USA in den kommenden Monaten.
Einst Alternative zu Zöllen vorgeschlagen
Buffett hatte einst selbst Importzertifikate vorgeschlagen, um das
Handelsdefizit zu senken. Der Gedanke war, dass Unternehmen für
Ausfuhren aus den USA Importrechte erhalten, die sie dann an andere
Firmen verkaufen können. Er räumte bei der Aktionärsversammlung ein,
dass die Idee nicht populär gewesen sei.
Buffett warnte die USA davor, den Rest der Welt gegen sich
aufzubringen. Aus seiner Sicht wäre es "ein großer Fehler", wenn 7,5
Milliarden Leute einen nicht mögen und 300 Millionen sich damit
brüsteten, wie gut es ihnen gehe. "Ich denke nicht, dass das richtig
ist - und ich denke nicht, dass das weise ist."/so/stw/mne/mis
ISIN US0846701086 US0846707026
AXC0092 2025-05-05/10:39
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Autor: - dpa-AFX
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