Experten haben wenig Hoffnung für Kölner Ford-Werke |
12.05.2025 06:26:00 |
KÖLN (dpa-AFX) - Der Autobauer Ford hat in Europa
nach Einschätzung von Branchenfachleuten eine düstere Zukunft. "Die
Lage ist schlecht und die Perspektive noch schlechter", sagt der
Direktor des Bochumer Autoinstituts CAR, Ferdinand Dudenhöffer. CAR
steht für "Center Automotive Research". "Ford ist im Pkw-Bereich zu
klein, als dass es in Europa ertragreich arbeiten könnte - das ist
jetzt so und das wird sehr wahrscheinlich auch künftig so sein."
Die Lage bei den Kölner Ford-Werken ist angespannt. Diese Woche
könnte es erstmals seit ihrer Gründung 1930 zu Streiks kommen, die
sich gegen harte Sparpläne des Managements richten.
Hohe Kosten
Branchenfachmann Dudenhöffer blickt pessimistisch in die Zukunft der
Ford-Werke GmbH. Die verkauften Stückzahlen seien zu gering und die
Personalkosten zu hoch. Ford verliere in Deutschland und Europa
schon seit langem Marktanteile. "Ford schrumpft und schrumpft -
inzwischen ist es in Europa so klein, dass ein Weiterbetrieb in der
jetzigen Konstellation wenig Sinn macht." Der Autobauer hat in Köln
seine Europazentrale und zwei Werke, insgesamt sind dort 11.500
Menschen beschäftigt. 2018 waren es noch 20.000.
Im vergangenen Jahr waren laut Behördenzahlen nur 3,5 Prozent der
neu zugelassenen Autos in Deutschland ein Ford, zwei Jahre zuvor
waren es noch 5,0 Prozent. Bei Nutzfahrzeugen ist der Anteil
deutlich höher, die werden allerdings nicht in Deutschland
hergestellt.
Mehrere Lösungen denkbar
Es gebe zwei Lösungen, so Dudenhöffer: Der US-Mutterkonzern könnte
sein europäisches Autogeschäft verkaufen. "Dann wäre man das Problem
los." In Köln könnte die Autoproduktion erhalten bleiben, die
Entwicklungsabteilung und Verwaltungsbereiche würden hingegen in die
Zentrale des Käufers abwandern.
Der zweite Lösungsweg wäre, mit einem anderen Autobauer ein
Gemeinschaftsunternehmen zu gründen und dadurch auf höhere
Stückzahlen und niedrigere Kosten zu kommen. "Dann wird man
vielleicht endlich wettbewerbsfähig", sagt Dudenhöffer. Ein
möglicher Partner wäre Renault .
Der Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch
Gladbach, Stefan Bratzel, sieht noch einen dritten Weg, um aus der
aktuell angespannten Lage herauszukommen. "Der US-Mutterkonzern
müsste Milliarden in die Entwicklung und Produktion neuer
Elektroautos und in eine Aufwertung des Markenimages stecken."
Die bislang zugesicherten Investitionen von mehreren Hundert
Millionen Euro für die Kölner Ford-Werke für einen Zeitraum von vier
Jahren wären viel zu wenig. Die Ford-Zentrale in den USA müsste eine
Entschlossenheit an den Tag legen, die sie in den vergangenen Jahren
habe vermissen lassen.
Ford-Elektroautos sind nicht billig
Derzeit fertigt Ford in Köln zwei Elektroauto-Modelle, deren Verkauf
unter den Erwartungen liegt. Zentrale Bauteile werden von Volkswagen
eingekauft. "Die Wertschöpfung für Ford ist dadurch
nicht sehr tief, was das Geschäft wenig attraktiv macht", sagt
Bratzel. Ford habe zu spät und dann auch nur mit halber Kraft auf
das Thema E-Mobilität gesetzt, das räche sich nun.
Ford sei es zudem nicht gelungen, sein jahrzehntelanges
Niedrigpreis-Image, das es als Hersteller von
Verbrennermotoren-Kleinwagen wie dem Fiesta gehabt habe, glaubwürdig
umzuwandeln in ein höherpreisiges Image. Der Listenpreis des
Elektroautos Ford-Explorer liegt in seiner günstigsten Ausgabe bei
39.900 Euro, andere Ausgaben sind deutlich teurer. Der Ford Capri
fängt bei 42.400 Euro an. "Warum soll ich mir einen Ford kaufen,
wenn ich für das gleiche Geld auch einen Stromer von Volkswagen
bekomme und die darin enthaltene Technik großteils die gleiche
ist?", sagt Bratzel.
Die Perspektive für Ford in Europa sei auch deshalb schlecht, da der
Wettbewerb noch zunehmen werde. "Chinesische Anbieter drängen auf
den Markt und erhöhen den Wettbewerbsdruck deutlich." Alles in allem
habe Ford mit seinem Pkw-Geschäft "eine Riesenaufgabe" vor sich,
sagt Bratzel.
"Jahrelang hat Ford an den Bedürfnissen des europäischen Automarkts
vorbei produziert - es wurden schlicht und ergreifend die falschen
Autos herausgebracht. Ähnlich war es bei General Motors
und Opel - am Ende haben die Amerikaner aufgegeben
und Opel verkauft." Bei Ford sei das schwieriger, da die Automarke
Ford nicht von der Nutzfahrzeugmarke Ford zu trennen wäre./wdw/DP/zb
ISIN US3453708600 US37045V1008 FR0000131906 DE0007664039
AXC0022 2025-05-12/06:26
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Autor: - dpa-AFX
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