GESAMT-ROUNDUP: Kreml nimmt Tempo aus Gesprächen - Gefangenenaustausch geplant |
16.05.2025 16:55:00 |
ISTANBUL (dpa-AFX) - Nach langem Hin und Her haben sich erstmals
seit über drei Jahren russische und ukrainische Unterhändler
getroffen, um über ein Ende des Kriegs zu sprechen. Nach weniger als
zwei Stunden waren die Verhandlungen allerdings bereits beendet.
Immerhin endete das Treffen trotz offensichtlich großer Differenzen
nicht mit einem Eklat.
Schon die Bilder von der Eröffnung der Gespräche in der
Bosporus-Metropole Istanbul zeigten, wie die beiden Delegationen
weit voneinander entfernt saßen. Der türkische Außenminister Hakan
Fidan, der die Gespräche formell mit der Begrüßung beider
Abordnungen einleitete, diente als Puffer zwischen den
Verhandlungstischen im Dolmabahce-Palast. Fidan forderte in seiner
Eröffnungsrede einen zügigen Waffenstillstand und unterstrich damit
eine zentrale Forderung der Ukrainer.
Das ließ sich am Ende nicht durchsetzen. Vereinbart worden sei
zunächst ein Austausch von Kriegsgefangenen, teilte der Leiter der
ukrainischen Verhandlungsdelegation und Verteidigungsminister,
Rustem Umjerow, mit. Jeweils 1.000 Soldaten beider Kriegsparteien
sollen in ihre Heimat zurückkehren. Es wäre der zahlenmäßig größte
Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn. Es ist aber auch das einzig
bekannte Resultat des Gesprächs.
Noch keine Waffenruhe vereinbart
Ohnehin hatten die wenigsten Beobachter mit einer schnellen Einigung
gerechnet, da Russen und Ukrainer mit unterschiedlichen Vorgaben in
die Verhandlungen gestartet sind: Kiew will vor allem eine schnelle
Waffenruhe aushandeln, damit das Blutvergießen endet. Anschließend
sollen dann die Bedingungen für einen dauerhaften Frieden geklärt
werden.
Dass die Waffenruhe wichtigstes Thema für Kiew war, bestätigte
Umjerow auch nach der Verhandlungsrunde. Darüber hinaus sei es um
einen möglichen Gipfel zwischen dem ukrainischen Präsidenten
Wolodymyr Selenskyj und Kremlchef Wladimir Putin gegangen, teilte er
mit. Ergebnisse zu diesen Punkten konnte er nicht vermelden.
Moskau zufrieden mit Gesprächen und will weiter reden
Russland seinerseits hatte darauf beharrt, dass es bei den
Verhandlungen um die "Beseitigung der Ursachen des Konflikts" gehe,
wie das Außenministerium in Moskau noch einmal zu Verhandlungsbeginn
klarstellte. Solche Gespräche müssten deutlich länger dauern - und
in der Zeit würde weitergekämpft.
Trotzdem zeigte sich der russische Verhandlungsführer Wladimir
Medinski zufrieden mit der Gesprächsrunde. Moskau sei bereit zu
weiteren Verhandlungen - auch über eine Waffenruhe. "Wir haben
vereinbart, dass alle Seiten ihre Sicht einer möglichen Waffenruhe
vorstellen und detailliert aufschreiben", sagte er nach dem Ende des
Treffens. Anschließend würden die Verhandlungen weitergehen. Einen
konkreten Zeitplan nannte er nicht.
USA: Keine großen Erwartungen an Gespräche
US-Präsident Donald Trump hatte schon am Donnerstag - nach
Bekanntwerden des Fehlens von Putin - gesagt, dass er keine großen
Erwartungen an das Treffen in Istanbul habe. "Es wird nichts
passieren, bis Putin und ich zusammenkommen", sagte er während
seiner Golfstaaten-Reise. Außenminister Marco Rubio äußerte sich
später ähnlich. Trump ist inzwischen aus dem Nahen Osten in die
Staaten zurückgekehrt.
Vor seinem Abflug erklärte er dabei noch einmal seine Bereitschaft,
sich so bald wie möglich mit dem Kremlchef zu treffen, um den Krieg
zu beenden. Mit Selenskyj ist er seit seinem zweiten Amtsantritt
zweimal zusammengetroffen - zuletzt im Vatikan bei der Beerdigung
von Papst Franziskus. Mit Putin hat er hingegen bislang nur
telefoniert. Ansonsten lief die Kommunikation über den
US-Sondergesandten Steve Witkoff.
Kreml bremst bei Treffen zwischen Trump und Putin
Allerdings tritt auch bezüglich eines solchen Gipfels der Kreml auf
die Bremse. Die Erwartungen an ein baldiges Treffen dämpfte
Kremlsprecher Dmitri Peskow. Das sei zweifellos nötig, stimmte er
Trumps Wunsch nach einer Begegnung zu. "Doch ein Treffen auf
höchster Ebene muss vorbereitet und resultativ sein", schränkte er
zugleich ein.
Solchen Treffen gingen daher immer Verhandlungen zwischen Experten,
Konsultationen und eine "lange, nervenaufreibende Vorbereitung"
voraus, sagte Peskow. Moskau bleibt damit bei seiner Linie, auf Zeit
zu spielen. Das Kalkül dahinter: Auf dem Schlachtfeld sieht sich
Moskau in der Oberhand, dementsprechend rechnet der Kreml damit,
dass sich seine Gesprächsposition durch Verzögerungen nur
verbessert, solange gekämpft wird.
EU erhebt neue Sanktionsdrohungen
Zumindest von europäischer Seite könnten als Konsequenz daraus nun
weitere Sanktionen gegen Russland folgen. Bei einem Treffen
europäischer Staats- und Regierungschefs in der albanischen
Hauptstadt Tirana kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der
Leyen einen Vorschlag für ein neues Paket mit Strafmaßnahmen an.
Großbritanniens Regierungschef Keir Starmer erklärte, sollte es
keine Waffenruhe geben, werde man bei Sanktionen gemeinsam handeln.
Nach Angaben Ursula von der Leyens richtet sich das neue EU-Paket
unter anderem gegen die Wiederaufnahme des Betriebs der
Nord-Stream-Gaspipelines. Zudem sind eine Senkung des Preisdeckels
für russisches Öl sowie weitere Sanktionen gegen den russischen
Finanzsektor und gegen Schiffe der russischen Schattenflotte
geplant. Dies soll Russland an der empfindlichsten Stelle treffen.
Die neuen Planungen haben nichts zu tun mit dem bereits
ausgehandelten 17. EU-Paket mit Russland-Sanktionen. Dieses soll am
kommenden Dienstag bei einem Außenministertreffen in Brüssel formell
beschlossen werden. Es sieht unter anderem eine weitere Verschärfung
des Vorgehens gegen die sogenannte russische Schattenflotte für den
Transport von Öl und Ölprodukten vor. Zudem ist geplant, Dutzende
weitere Unternehmen ins Visier zu nehmen, die an der Umgehung
bestehender Sanktionen beteiligt sind oder die russische
Rüstungsindustrie unterstützen./apo/DP/jha
AXC0199 2025-05-16/16:55
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Autor: - dpa-AFX
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