Börse Frankfurt-News: "Mehr als ein Bauchgefühl" (Marktstimmung) |
12.06.2025 10:14:00 |
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Pendelbewegung nahe dem
Rekordstand lockt viele Profis auf die Shortseite. Was das für die
Aktienpreise bedeuten kann, weiß Joachim Goldberg.
12. Juni 2025. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Zum ersten Mal seit
neun Wochen hat der DAX ein Minus produziert - wir sprechen von
einem Prozent im Wochenvergleich seit unserer vergangenen
Stimmungserhebung. Allerdings hatte er zuvor noch ein neues
Allzeithoch leicht oberhalb der von uns zuletzt avisierten Zielzone
erreicht. Seitdem ging es mit den Kursen leicht abwärts, wobei
fraglich ist, ob die jüngsten Nachrichten aus den USA - diese
beherrschen immer noch die Schlagzeilen hierzulande - zu diesem
Rücksetzer beigetragen haben.
Natürlich könnte man etwa die Einigung über einen vorläufigen Plan
zum Abbau der Handelsspannungen zwischen den USA und China sogar als
positiv für die Finanzmärkte interpretieren, aber da Konkretes zum
heutigen Erhebungszeitpunkt nicht zu erkennen war, braucht man sich
nicht zu wundern, wenn die Börsianer vielerorts den verkündeten
Erfolg der Gespräche in London eher mit einem Achselzucken
quittierten. Vielleicht, weil nach Ansicht einiger Kommentatoren
vielen Akteuren nachgesagt wird, sie hätten angesichts der festen
Aktienbörsen dies- und jenseits des Atlantiks und des überwiegend
negativen Nachrichtenstroms aus den USA ein komisches Gefühl im
Bauch, das man auch mit einer unterschwelligen Angst umschreiben
könnte.
+++ Machen Sie mit bei unserer wöchentlichen Erhebung der
Marktstimmung. Es dauert ca. 5 Sekunden. Dafür bekommen Sie das
Ergebnis bereits am Mittwoch per E-Mail zugesandt. Anmelden:
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Angst oder Belohnung?
Nun zeigt unsere heutige Stimmungserhebung unter institutionellen
Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont, dass zumindest bei
einem größeren Anteil der Befragten flapsig ausgedrückt der Bauch
mit dem Kopf während der vergangenen Handelstage "kommuniziert"
haben könnte. Dabei ist mancherorts möglicherweise die Angst vom
Bauch ins Gehirn gestiegen. Zumindest hat sich die Stimmung,
gemessen an unserem Börse Frankfurt Sentiment-Index, gegenüber der
Vorwoche deutlich verschlechtert und zwar um 21 Punkte auf einen
neuen Stand von -15. Im gleichen Zug hat sich das Bärenlager um 15
Prozentpunkte erhöht. Dieser Zuwachs setzt sich zu 60 Prozent aus
vormals neutral eingestellten und zu 40 Prozent aus ehemaligen
Optimisten zusammen, die ihre Position um 180 Grad auf "bearish"
gedreht haben.
Allerdings ist keineswegs gesichert, ob es sich bei den neuen
Engagements nur um Angstpositionen handelt. Denn ein durchaus
möglicher Verkauf in der Nähe des Allzeithochs in der vergangenen
Woche und die Aussicht auf Aktivierung des Belohnungssystems im Hirn
könnte, um im Bild zu bleiben, ebenfalls für diese Entscheidung
motivierend gewesen sein.
Gegensätzliche Privatanleger
Fast unverändert hingegen die Stimmung bei den Privatanlegern.
Zumindest an der Oberfläche hat sich unser Börse Frankfurt
Sentiment-Index in diesem Panel nur um einen Punkt auf einen neuen
Stand von +13 reduziert. Doch diese scheinbare Passivität zeigt sich
nur beim ersten Hinsehen. Tatsächlich hat sich zwischen den über
Social Media befragten und den übrigen Anlegenden eine deutliche
Diskrepanz ausgebildet - die höchste Differenz seit Beginn der
separaten Erhebung im Juni 2023. Während Erstere gegenüber der
Vorwoche deutlich positiver eingestellt sind, haben sich die übrigen
Privatanleger ähnlich wie die institutionellen Investoren deutlich
in Richtung Bärenlager bewegt; am Ende haben sich beide Bewegungen
ausgeglichen.
Unter dem Strich hat sich damit auch die Stimmungskluft zwischen
Privatanlegern und institutionellen Investoren gegenüber der
Vorwoche vergrößert. Lässt man indes die über Social Media befragten
Privatanleger außen vor, ist die Stimmung in beiden Panels fast
gleich, aber nicht extrem schlecht.
Egal, ob die jüngsten Shortpositionen (vor allen Dingen bei den
institionellen Investoren) aus Angst oder ganz einfach nur getätigt
wurden, um aus einem Rücksetzer eine Extra-Performance zu
generieren, ist die jüngste Stimmungsentwicklung als eine
Unterstützung für den DAX zu werten, sollte das Börsenbarometer
deutlicher unter Druck geraten. Denn wir vermuten erste gute
Nachfrage für diesen Fall im Bereich von 23.610/60 Zählern.
Interessant ist auch die Lage an der Oberseite, wenn sich die
?"ngste als haltlos herausstellen sollten, gerade wenn frische
langfristige Nachfrage insbesondere aus dem Ausland den DAX wieder
nach oben treiben sollte. Da würde es nicht wundern, wenn der
nächste Run auf die Allzeithochs von eiligst vorgenommenen
Rückkäufen der heutigen Pessimisten befeuert würde. Eine
Shortsqueeze sollte in diesem Zusammenhang nicht überraschen.
von Joachim Goldberg 12. Juni 2025, © Goldberg & Goldberg für
boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG
verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und
Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
AXC0081 2025-06-12/10:14
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Autor: - dpa-AFX
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