ROUNDUP 2: Deutscher Pharmadeal - Biontech greift nach Curevac |
12.06.2025 16:24:00 |
(neu: Aktienkurse und ein Statement von Hoerr ergänzt.)
MAINZ (dpa-AFX) - Großes Zusammenrücken in der deutschen
Biotech-Branche: Das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech
will den Rivalen Curevac aus Tübingen
übernehmen. Beabsichtigt sei, alle Aktien von Curevac zu erwerben,
teilte Biontech am Donnerstag mit. Mit dem Kauf wollen sich die
Mainzer weiteres Know-how auf dem Weg zu Krebstherapien auf
mRNA-Basis ins Haus holen.
Die Transaktion wird ein Milliardenvolumen haben. Es ist bereits der
zweite milliardenschwere Deal, den Biontech binnen kurzer Zeit
verkündet. Am Wettlauf um einen Corona-Impfstoff im Jahr 2020 hatten
sich Biontech und Curevac beteiligt. Biontech war erfolgreich,
Curevac nicht.
Die Übernahme-Nachricht ließ den Kurs der Curevac-Aktie nach oben
springen: Er stieg zum Handelsbeginn an der US-Technologiebörse
Nasdaq um knapp 35 Prozent auf 5,48 US-Dollar. Biontech-Papiere
legten zunächst ebenfalls zu, zuletzt traten sie bei 105,41 Dollar
aber auf der Stelle.
Transaktion soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein
Bei der geplanten Transaktion wollen die Mainzer nach eigenen
Angaben jede Curevac-Aktie in Biontech-Aktienhinterlegungsscheine
("American Depositary Shares", kurz: ADS) tauschen. Es werden
demnach rund 5,46 US-Dollar für jede Curevac-Aktie angesetzt, das
entspräche einer Bewertung des Tübinger Unternehmens von etwa 1,25
Milliarden US-Dollar (1,08 Mrd. Euro).
Nach Abschluss der Übernahme, die vorbehaltlich behördlicher
Genehmigungen bis Ende 2025 angepeilt wird, werden Curevac-Aktionäre
voraussichtlich zwischen 4 und 6 Prozent an Biontech halten, wie es
hieß.
Auf dem Weg zur kompletten Übernahme sieht sich Biontech auf einem
guten Weg. Aktionäre, die zusammen 36,76 Prozent der Curevac-Aktien
halten, hätten Vereinbarungen unterzeichnet, ihre Aktien
vorbehaltlich der Bedingungen anzudienen, darunter die
Biotech-Holding Dievini von SAP -Mitgründer Dietmar
Hopp. Die Bundesregierung habe bestätigt, dem Geschäft grundsätzlich
positiv gegenüberzustehen. Biontech gehe daher davon aus, dass die
Kreditanstalt für Wiederaufbau, die im Namen der Bundesrepublik
Deutschland 13,32 Prozent an Curevac hält, die Transaktion
unterstützen werde.
Biontech peilt ersten Krebs-Zulassungsantrag Ende 2025 an
So kämen dann schon 50,08 Prozent der Curevac-Aktien zusammen.
Bedingung für das Übernahmeangebot ist eine Mindestannahmeschwelle
von 80 Prozent. Laut Biontech soll später bei einer vorgesehenen
Umstrukturierung Curevac-Aktionären, die ihre Anteilsscheine
zunächst nicht angedient haben, pro Aktie die gleiche Gegenleistung
geboten werden.
"Diese Transaktion ist für uns ein weiterer Baustein in Biontechs
Onkologie-Strategie und eine Investition in die Zukunft der
Krebsmedizin", sagte Biontech- Chef und -mitbegründer Ugur Sahin.
Biontech, einst mit seinem Covid-Impfstoff auf mRNA-Basis bekannt
und reich geworden, forscht an Krebs-Immuntherapien und peilt einen
ersten Zulassungsantrag in den USA bis Ende dieses Jahres an, für
eine Art Chemotherapie der nächsten Generation gegen
Gebärmutterkrebs.
Bei einer solchen Therapie kommen Antikörper-Wirkstoff-Konjugate zum
Einsatz. Wirkstoffe der Chemotherapie sollen mit Hilfe von
Antikörpern gezielter an Krebszellen gebracht werden. Ein anderes
Standbein, auf das Biontech bei Krebstherapien setzt, ist die
mRNA-Technologie. Sie setzt an den Bauplänen körpereigener Eiweiße
an, berühmt wurde sie durch Corona-Impfstoffe, wie das von Biontech
und dem US-Konzern Pfizer entwickelte Vakzin.
Forschungsstandort Tübingen soll erhalten bleiben
Auch Curevac forscht seit Jahren an der mRNA-Technologie. Die
Tübinger galten einst neben Biontech und anderen als einer der
Hoffnungsträger bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das
Virus. Dann zog das Unternehmen seinen ersten Impfstoffkandidaten
wegen einer vergleichsweise geringen Wirksamkeit aus dem
Zulassungsverfahren zurück, in der Folge kam es auch zu
Patentstreitigkeiten zwischen Curevac und Biontech. Zuletzt hatten
die Tübinger Stellen abgebaut und wollten sich auf die Forschung
fokussieren.
"Für mich ist diese Transaktion weit mehr als nur ein geschäftlicher
Schritt", sagte Curevac-Chef Alexander Zehnder. "Seit über zwei
Jahrzehnten verfolgen beide Unternehmen ähnliche Ziele und sind
dabei oft Herausforderungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln
angegangen." Das solle nun unter einem Dach zusammengebracht werden.
Der Tübinger Forschungs- und Entwicklungsstandort von Curevac soll
erhalten bleiben.
Curevac-Gründer Ingmar Hoerr bewertete die geplante Übernahme
durchweg positiv und sprach von einem guten Zeichen für Europa.
Damit entstehe neben dem Branchen-Giganten Moderna
aus den USA ein solcher in Europa, sagte Hoerr, der sich im Frühjahr
2020 von seinem Posten bei den Tübingern zurückgezogen hatte, der
Deutschen Presse-Agentur.
Extrem positiv sei auch, dass mit einer Übernahme die
Patentstreitigkeiten zwischen Curevac und Biontech ein Ende fänden,
diese hätten ausgebremst. Die Streitigkeiten waren bis vor das
Bundespatentgericht gegangen.
Kooperation mit US-Konzern bringt Biontech Milliarden
Für Biontech kommt die Transaktion kurz nach der angekündigten
Kooperation mit dem US-Konzern Bristol Myers Squibb. Die dreht sich
um die Entwicklung eines der vielversprechendsten
Krebs-Wirkstoffkandidaten namens BNT327. Der soll Effekten von
Tumoren entgegenwirken, die das körpereigene Immunsystem
unterdrücken. Mit dieser Vereinbarung verbunden sind
Milliardenzahlungen des US-Konzerns an Biontech./chs/DP/men
ISIN US7170811035 DE0007164600 US09075V1026 US60770K1079 NL0015436031
AXC0220 2025-06-12/16:24
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Autor: - dpa-AFX
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