ROUNDUP 2: Mindestens 204 Tote bei Flugzeugunglück in Indien |
12.06.2025 18:40:00 |
(neu: Dritter Absatz zu überlebendem Mann aus Flugzeug ergänzt;
vierter Absatz zu Wohnheim ergänzt.)
NEU-DELHI (dpa-AFX) - Dichte Rauchschwaden steigen über der
Unglücksstelle auf. Die abgerissenen Trümmer des Wracks, ein
ausgebrannter Flügel, Teile des Fahrwerks, lassen das Ausmaß der
Katastrophe erahnen. Bei einem Flugzeugabsturz in Indien sind
mindestens 204 Menschen gestorben, wie die Polizei der Deutschen
Presse-Agentur mitteilte. Verletzte wurden in Krankenhäuser
gebracht.
An Bord waren 242 Menschen. Das Flugzeug der Gesellschaft Air India
war in ein Gebäude gestürzt, unbestätigten Berichten zufolge kam
kurz vor dem Unglück ein "Mayday"-Ruf aus dem Cockpit. Wie viele der
Opfer am Boden in oder an dem Gebäude ums Leben kamen, blieb
zunächst unklar. Die Polizei sprach zunächst von insgesamt 40
Verletzten.
Überlebender von Platz 11 A
Die Polizei habe im Flugzeug auf Platz 11 A einen Überlebenden
gefunden, berichtete ein Polizeivertreter der indischen
Nachrichtenagentur ANI. Er sei ins Krankenhaus gebracht worden.
Unklar war, ob weitere Passagiere oder Crew-Mitglieder verletzt
überlebten. Möglicherweise sei der Mann, den Indiens Innenminister
Amit Shah am Abend im Krankenhaus besuchte, der einzige Überlebende
aus dem Flugzeug. Der Polizeivertreter sagte, es könne zudem noch
weitere Todesfälle geben - das Flugzeug sei in einem Wohngebiet
abgestürzt.
Dabei traf es ein Wohnheim für Mediziner. Auf Videos war zu sehen,
dass Teile des Flugzeugs das Gebäude durchbrachen. Trümmer lagen
neben einem Essbereich mit stehen gebliebenen Tellern. Der indische
Sender NDTV berichtete, mindestens fünf Medizinstudenten seien ums
Leben gekommen, als ein Teil oder Teile der Unglücksmaschine auf
ihre Unterkunft gefallen seien.
Rettungskräfte transportierten im Laufe des Tages zahlreiche mit
weißen Tüchern bedeckte Leichen von der Absturzstelle ab. Der
indische Premierminister Narendra Modi sprach von einer "Tragödie",
die fassungslos mache. "In dieser traurigen Stunde" seien seine
Gedanken bei allen Betroffenen.
Suche nach Überlebenden läuft
Er habe die Information erhalten, dass es zahlreiche Todesopfer
gebe, teilte der indische Gesundheitsminister Jagat Prakash Nadda
auf der Plattform X mit - ohne weitere Details zu nennen. Bilder
sowie nicht verifizierte Videos vermittelten verheerende Eindrücke
von der Unglücksstelle. Helfer suchten am Abend weiter nach
Überlebenden. "Die verletzten Passagiere wurden von den örtlichen
Behörden in die nächstgelegenen Krankenhäuser gebracht", sagte
Air-India-Chef Campbell Wilson auf der Plattform X.
Der Flug AI171, eine Boeing des Modells 787 Dreamliner, sollte von
Ahmedabad im indischen Bundesstaat Gujarat nach London-Gatwick
fliegen und am Abend in England ankommen. Nur Sekunden nach dem
Start stürzte die Maschine ab. An Bord waren Angaben der
Fluggesellschaft zufolge Staatsbürger aus Indien, Großbritannien,
Kanada und Portugal. Für den Flug waren zwölf Crewmitglieder
eingeteilt.
Große Anteilnahme: "Erschütternde" Bilder
Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz nahm auf X Anteil. "Wir
trauern mit den Familien und Angehörigen", schrieb er unter anderem.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußerte, "die Nachricht von
dem verheerenden Flugzeugunglück am Flughafen von Ahmedabad, bei dem
so viele Menschen ihr Leben verloren haben, hat mich zutiefst
bestürzt."
Der britische Premierminister Keir Starmer schrieb, die Szenen seien
"erschütternd". Auch der britische König Charles III. ließ sich über
die aktuelle Entwicklung informieren. Er und seine Frau, Königin
Camilla, seien zutiefst schockiert.
"Wir teilen Ihren Schmerz", schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula
von der Leyen. An Indiens Premier Modi gerichtet, betonte sie:
"Europa ist in diesem Moment der Trauer mit Ihnen und dem indischen
Volk solidarisch."
Absturz unmittelbar nach dem Start
Nach Daten des Flugzeugtrackers "Flightradar24" war für den Flug die
elf Jahre alte Maschine mit der Kennzeichnung VT-ANB eingeplant.
Diese sollte um 13.10 Uhr im Westen Indiens starten und um 18.25 Uhr
(jeweils Ortszeit) am Flughafen Gatwick landen. Ahmedabad ist eine
der größten Städte Indiens und liegt im Westen des Landes. Bei der
Volkszählung 2011 lebten dort 5,6 Millionen Menschen.
Erste Daten des sogenannten ADS-B-Systems, das im Sekundentakt Daten
zu Position, Geschwindigkeit und Flughöhe liefert, zeigen laut
"Flightradar24", dass das Flugzeug bis auf eine barometrische Höhe
von 625 Fuß (190 Meter) gestiegen war. Danach sei es mit einer
Geschwindigkeit von 475 Fuß pro Minute gefallen.
Die Ursache für den Absturz war vorerst völlig unklar. Die
Nachrichtenagentur PA zitierte Natarajan Chandrasekaran von den
Air-India-Eigentümern, der von einem "tragischen Unfall" sprach. Das
Hauptaugenmerk liege auf der Unterstützung aller betroffenen
Menschen und Familien.
Boeing-Maschinen im Fokus
In den sozialen Medien verbreiteten sich unmittelbar nach dem
Absturz Videos und Bilder von der Unglücksstelle. Zu sehen auf den
nicht verifizierten Aufnahmen sind auch die Arbeiten der
Rettungskräfte.
Nach Angaben der Aviation Safety Network Database war es der erste
Unfall mit einem 787 Dreamliner. In den vergangenen Jahren war
Boeing immer wieder wegen Sicherheitsproblemen in die Schlagzeilen
geraten. Bei den Unglücken mit Flugzeugen des Modells 737 Max im
Oktober 2018 und März 2019 waren 346 Menschen ums Leben gekommen.
Luftfahrtbehörden in aller Welt hatten daraufhin Flugverbote für das
Modell erlassen.
Erst nach einigen technischen Verbesserungen wurde das Modell
schrittweise wieder für den Flugverkehr freigegeben. Nach dem
Absturz am Donnerstag sackte die Boeing-Aktie um knapp acht Prozent
ab. Boeing teilte auf Anfrage mit, sie seien mit der
Fluggesellschaft in Kontakt. "Unsere Gedanken sind bei den
Passagieren, der Crew, den Ersthelfern und allen Betroffenen",
teilte Boeing mit.
Über 200 Todesopfer bei Flugzeugunglücken im Jahr 2025
Nach Angaben des Bureau of Aircraft Accidents Archives mit Sitz in
der Schweiz starben 2025 vor dem Unglück in Indien bereits
mindestens 250 Menschen bei Flugzeugunglücken. Im gesamten Jahr 2024
waren es demnach 621. Im zivilen Luftverkehr starben 2024 laut einer
Bilanz des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft
weltweit 334 Menschen.
Im Januar 2025 etwa prallte in der US-Hauptstadt Washington eine
Passagiermaschine des Typs Bombardier CRJ700 beim Landeanflug mit
einem Militärhubschrauber zusammen. Insgesamt kamen 67 Menschen ums
Leben. Die Ortungstechnologie des Helikopters soll abgeschaltet
gewesen sein.
Ende Dezember 2024 zerschellte ein Flugzeug kurz nach der Landung am
südkoreanischen Flughafen von Muan an einer Mauer. 179 Insassen
verloren ihr Leben. Beide Triebwerke wiesen deutliche Spuren eines
Vogelschlags auf. Im brasilianischen Bundesstaat Sao Paulo stürzte
im August eine Maschine mit 61 Menschen an Bord in ein Wohngebiet
der Stadt Vinhedo. Kein Insasse überlebte. Rund zwei Wochen zuvor
stürzte im Himalaya-Staat Nepal ein Flugzeug auf einen Teil der
Startbahn am Hauptstadt-Flughafen in Kathmandu, 18 Menschen
starben./mj/DP/men
ISIN US3696043013 US0970231058
AXC0264 2025-06-12/18:40
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Autor: - dpa-AFX
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