Ausländische Direktinvestitionen in Osteuropa weiter rückläufig / wiiw: Investitionen 2024 um ein Viertel gesunken - Interesse deutscher Firmen stark gesunken, Österreichische Unternehmen hielten Investitionsvolumen stabil - China größter Neuinvestor
24.06.2025 10:43:00

Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in Mittel-, Ost- und Südosteuropa sind im Jahr 2024 deutlich zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr sank das Investitionsvolumen um rund ein Viertel von etwa 100 auf gut 75 Mrd. Euro, wie aus einem aktuellen Bericht des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) hervorgeht. Auch in den EU-Mitgliedsländern der Region lag der Rückgang bei 24 Prozent.
Besonders stark betroffen vom Rückgang ausländischer Direktinvestitionen waren Polen (-48 Prozent) und Rumänien (-15 Prozent). "Die Krise der deutschen Industrie und die Unsicherheiten in Bezug auf Donald Trumps zweite Amtszeit als US-Präsident schlugen im vergangenen Jahr offenbar voll auf die Region durch", sagt wiiw-Ökonomin Olga Pindyuk, die den Bericht verfasst hat. In der Ukraine lag das Minus bei 26 Prozent - allerdings sei das Land aufgrund des anhaltenden Kriegs als Sonderfall zu sehen.
Trotz des allgemeinen Negativtrends konnten einzelne Länder Zuwächse verzeichnen. In Tschechien, Kroatien, Ungarn, Litauen und der Slowakei - zum Teil durch große Einzelinvestitionen - sowie in den sechs Westbalkanstaaten und der Türkei stiegen die ausländischen Kapitalzuflüsse. Die Slowakei verbuchte rund zehnmal so viele Investitionen wie im Vorjahr, was zum Teil aber auf einzelne Großprojekte zurückzuführen ist, die die Statistik etwas verzerren.
Einbruch bei neuen Investitionsprojekten
Ein besonders starker Rückgang zeigte sich bei den sogenannten Greenfield-Investitionen, also neuen Projekten. Im ersten Quartal 2025 sank die Anzahl der angekündigten Projekte im Vergleich zum Vorquartal um 26 Prozent, das zugesagte Kapital sogar um 55 Prozent. Laut wiiw befinden sich beide Werte damit auf einem neuen Fünfjahrestief. Dies deute auf ein geringeres Vertrauen internationaler Investoren in die Region hin.
Positiv entwickelte sich die Situation im ersten Quartal lediglich in Albanien, Kosovo, Lettland, Rumänien und der Ukraine. In diesen Ländern stieg die Zahl neuer Projekte, in einigen auch das zugesagte Investitionsvolumen.
Deutschland verliert, China baut Stellung aus
Deutsche Unternehmen haben ihre Investitionen in der Region deutlich reduziert. Zwischen dem zweiten Quartal 2024 und dem ersten Quartal 2025 halbierten sich die Kapitalzusagen auf 5,4 Mrd. Euro, die Zahl der Projekte sank um 21 Prozent auf 203. Österreichische Unternehmen hielten ihr Investitionsvolumen mit 1,4 Mrd. Euro stabil, reduzierten jedoch die Projektanzahl von 49 auf 34. Laut wiiw agieren österreichische Investoren angesichts der globalen Unsicherheiten derzeit sehr zurückhaltend.
China blieb trotz eines Rückgangs bei den Kapitalzusagen auf 11,2 Mrd. Euro größter Neuinvestor in der Region. Rund 70 Prozent der bestehenden Direktinvestitionen stammen jedoch weiterhin aus EU-Staaten, während der chinesische Anteil bei etwa einem Prozent liegt.
Struktureller Wandel in der Region
Der wiiw-Bericht sieht in der Entwicklung ein Anzeichen für einen strukturellen Wandel. Die Rolle der Region als "verlängerte Werkbank" wandle sich zunehmend, insbesondere in der Automobilindustrie. Die Bedeutung ausländischer Direktinvestitionen für das Wirtschaftswachstum nehme ab, der Anteil am BIP sei vielerorts rückläufig. Das bisherige Wachstumsmodell könnte laut wiiw mittelfristig ausgedient haben.
Das Institut empfiehlt daher verstärkte Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung sowie eine gezielte Industriepolitik.
ivn/cgh
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