ROUNDUP/Ohne Motor geht nichts: E-Bikes sollen Fahrradbranche retten |
24.06.2025 15:19:00 |
FRANKFURT (dpa-AFX) - Zum Auftakt der Fahrradmesse Eurobike will
Burkhard Stork nicht allzu laut jubeln. Der Geschäftsführer des
Zweitradindustrieverband ZIV ist nach zwei schwachen Jahren mit
überraschend guten Zahlen nach Frankfurt gekommen: Im ersten Quartal
wurden in Deutschland mit 885.000 Einheiten 11 Prozent mehr
Fahrräder verkauft als ein Jahr zuvor. Auch Produktion, Import und
Export sind im Startquartal zweistellig gewachsen.
Rabattschlachten laufen immer noch
Weil aber schon im April und Mai das Geschäft wieder schwächelte,
wiegeln Stork und andere Branchenvertreter ab. Die hohen
Lagerbestände aus den Vorjahren seien nicht wie erhofft abgeflossen,
berichtet der Handelsverband Zweirad. Schon früh im Jahr konnten
Kunden hohe Preisnachlässe nutzen. Für die Händler führen die
Rabattschlachten zu sinkenden Umsätzen und Margen.
Stork kommt dennoch zu dem Schluss: "Das Licht am Ende des Tunnels
ist deutlicher zu sehen. Es wird heller." Der Verband geht aktuell
von einer Absatzsteigerung um 5 Prozent im gesamten Frühjahr aus.
Erneut wurden in Deutschland mehr E-Bikes verkauft als Räder mit
herkömmlichem Antrieb.
Nach dem Boom in der Corona-Zeit hatte die Branche deutliche
Absatzverluste erlitten. Die Zahl der verkauften Bikes sackte von
rund 5 Millionen 2022 auf 3,85 Millionen im vergangenen Jahr. Die
Folge waren hohe Lagerbestände, teilweise Dumpingpreise und eine
zwischenzeitlich zurückgefahrene Produktion.
Erstmals Direktverkauf an Endkunden
Auch die Messe selbst leidet unter der schwachen Bike-Konjunktur.
Auf der aktuellen Schau finden sich mit 1.800 Ausstellern rund 300
weniger als im Jahr zuvor. Erstmals dürfen zudem die Firmen an den
Publikumstagen ihre Waren direkt an die Besucher verkaufen.
Deutschland Hochburg für E-Bikes
Längst dominieren im Verkauf motorisierte Fahrräder: Denn
Deutschland ist die absolute E-Bike-Hochburg in Europa. 5,4
Milliarden Euro Umsatz bedeuteten im vergangenen Jahr fast die
Hälfte des Wertes für die gesamte Europäische Union (12 Mrd. Euro),
berichtet die Beratungsgesellschaft EY.
Getrieben wird das Geschäft durch steuerbegünstigte Leasing-Modelle
über den Arbeitgeber, die viele nutzen, um teure Bikes anzuschaffen.
2024 sind aber auch hier die Zahlen leicht gesunken von 790.000 auf
750.000 Neuverträge.
Motoren für alle Fahrradtypen
Mehr als jedes zweite hierzulande neu verkaufte Fahrrad (54 Prozent)
hatte 2024 einen Motor. Wegen der höheren Durchschnittspreise
sorgten die E-Bikes damit für 86 Prozent des Branchenumsatzes. "Das
E-Bike ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Inzwischen wird jeder Fahrradtyp auch mit elektrischem Antrieb
angeboten und gekauft", sagt Claus Fleischer, Chef des
Komponentenriesen Bosch eBike Systems.
Im Bestand von 88,7 Millionen Fahrrädern finden sich inzwischen
schon 15,7 Millionen E-Bikes, was einen Anteil von knapp 18 Prozent
bedeutet. Letzte Bastion der "Bio-Bikes" sind hochwertige Rennräder,
die zumeist noch ohne elektrische Unterstützung gefahren werden.
Anders sieht es schon bei den trendigen "Gravel-Bikes" aus - etwas
gröber bereifte Rennräder, die auch im leichten Gelände oder auf
Schotterpisten (Gravel) zurechtkommen. Sie werden zunehmend mit
Motor geordert und können leicht an die 5.000 Euro kosten.
Dienstleasing stützt Radmarkt
Einer der wenigen Lichtblicke im schrumpfenden Fahrradmarkt ist das
Dienstradleasing, das immer mehr Arbeitgeber ihren Beschäftigten
anbieten. Bereits 269.000 Arbeitgeber boten Dienstradleasing an -
rund ein Drittel mehr als im Vorjahr, aber immer noch weniger als
die Hälfte sämtlicher Betriebe.
Für den Handel liegen die Vorteile des Leasings auf der Hand: Hier
leisten sich viele Leute teure Räder, zu denen sie sonst nicht
greifen würden, um sich eine hohe Ersparnis zu sichern. Ein
geleastes E-Bike etwa kostete laut der Beratungsgesellschaft
Deloitte 2024 im Schnitt 3.720 Euro, 40 Prozent mehr als für ein
vergleichbares Modell am Markt (2.650 Euro). Deloitte-Experte Stefan
Ludwig rechnet künftig wieder mit Wachstum beim Dienstradleasing,
wenngleich mit gedämpften Raten. "Vor allem bei kleineren und
mittelständischen Unternehmen besteht für Dienstradleasing-Anbieter
noch Potenzial."
Elektronik und digitale Dienste immer wichtiger
Anti-Blockier-Systeme, automatische Schaltungen und immer stärkere
Motoren: Die E-Bikes werden mit immer mehr Technologie hochgerüstet,
die man sonst eher von Autos oder Motorrädern kennt. Große
Komponentenhersteller wie Bosch perfektionieren ihr Angebot
kontinuierlich von Jahr zu Jahr und greifen dabei auf ihr Wissen aus
anderen Fahrzeugsegmenten zurück.
Neben dieser "normalen" Entwicklungsarbeit an der Hardware setzt der
E-Bike-Chef von Bosch, Claus Fleischer, auf digitale Dienste. "Da
wird in den kommenden Jahren sehr viel passieren." Bereits üblich
sind individuelle Einstellungsmöglichkeiten der Antriebe über
begleitende Apps, digitaler Diebstahlschutz,
Streckenvorausberechnungen und Software-Updates "over the air" -
also drahtlos. Geplant sind zudem digitale Zustandsberichte
insbesondere zu Batterie und Motor, die ebenfalls drahtlos
übermittelt werden könnten - wichtig beim Handel mit gebrauchten
E-Bikes./ceb/DP/mis
ISIN DE000A3CQ7F4
AXC0232 2025-06-24/15:19
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Autor: - dpa-AFX
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