ROUNDUP: Mietpreisbremse gegen Preissprünge bis 2029 verlängert |
26.06.2025 14:00:00 |
BERLIN (dpa-AFX) - Die Mietpreisbremse, die Mieterinnen und Mieter
in angespannten Wohnungslagen vor Preissprüngen schützt, wird bis
Ende 2029 verlängert. Das hat der Bundestag in Berlin mit den
Stimmen von CDU/CSU, SPD und Grünen beschlossen. Die AfD stimmte
dagegen. Die Linke enthielt sich.
Der Eigentümerverband Haus und Grund lehnt die Bremse als
überflüssig ab. Der Deutsche Mieterbund ist zwar grundsätzlich
erfreut, erwartet nun aber, dass die schwarz-rote Bundesregierung
die zahlreichen Ausnahmeregelungen ins Visier nimmt.
Was die Bremse besagt
Die Mietpreisbremse gilt in Gegenden, die die jeweilige
Landesregierung als Gebiet mit angespanntem Wohnungsmarkt bestimmt.
Bei Neuvermietung einer Wohnung darf die Miete dort zu Mietbeginn
höchstens um zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete
liegen. Dies ist die Durchschnittsmiete für vergleichbare Wohnungen,
die zum Beispiel in Mietspiegeln zu finden ist.
Von der Bremse ausgenommen sind unter anderem neu gebaute Wohnungen,
die nach Oktober 2014 erstmals vermietet wurden - und auch
Wohnungen, die nach einer umfassenden Modernisierung zum ersten Mal
wieder vermietet werden.
Eigentümerverband hält Bremse für unnötig
Der Eigentümerverband Haus und Grund hält die Bremse für
überflüssig. "Überteuert sind Wohnungen vor allem auf
Online-Vermittlungsportalen, wo aber nur ein Bruchteil der Wohnungen
vermittelt wird", sagte Präsident Kai Warnecke der Deutschen
Presse-Agentur in Berlin. "Das ist vor allem ein Problem für Leute,
die sich in einer Stadt nicht auskennen. Wer dort zu Hause ist,
findet Wohnungen über Freunde und Bekannte oder wendet sich direkt
an Wohnungsunternehmen."
Für die meisten Menschen seien nicht die Kaltmieten das Problem,
sondern hohe Nebenkosten für Gas, Öl und Strom, erklärte Warnecke.
Die Regelung hält er sogar für kontraproduktiv: "Die Mietpreisbremse
nutzt auch den Mietern nicht, sondern sorgt dafür, dass es weniger
und schlechteren Wohnraum gibt. Vermietern fehlt Geld für die
energetische Sanierung." Sozial gerecht sei das auch nicht.
Union nicht begeistert, SPD hätte sich mehr gewünscht
Ähnlich argumentierte in der Debatte Jan-Marco Luzcak von der CDU:
"Der Chefarzt profitiert von der Mietpreisbremse genauso wie die
Krankenschwester." Die Regelung könne allenfalls ein Instrument für
den Übergang sein. Vertreter der Union warnten auch davor, durch
Verschärfungen der Planungssicherheit für Vermieter und Investoren
zu schaden.
Der AfD-Abgeordnete Rainer Galla erinnerte daran, dass das Angebot
an Wohnungen durch die Bremse nicht steigt. "Nicht eine einzige
Wohnung wurde durch die Mietpreisbremse geschaffen, eher das
Gegenteil." Der SPD-Abgeordnete Hakan Demir räumte hingegen ein, die
Bremse verhindere Preisanstiege nur moderat. Seine Fraktion hätte
sich mehr gewünscht.
Mieterbund begrüßt Verlängerung
Der Deutsche Mieterbund (DMB) sieht das ganz anders. "Menschen, die
in Großstädten Wohnungen suchen, verzweifeln", sagte DMB-Präsident
Lukas Siebenkotten der dpa. "Solange die Lage auf dem Wohnungsmarkt
so ist, wie sie ist, brauchen wir die Mietpreisbremse. Es ist gut,
dass diese jetzt verlängert wird. Denn die Länder brauchen Zeit,
ihre entsprechenden Verordnungen zu erlassen."
Zahlreiche Ausnahmeregelungen
"Wir brauchen aber unbedingt Verschärfungen", verlangte
Siebenkotten. Wenn es nach ihm ginge, würden alle Ausnahmen von der
Bremse gestrichen außer jene für Neubauten. Hier würde er aber für
eine kürzere Frist plädieren. Derzeit gelten alle Wohnungen als
Neubauten im Sinne der Bremse, die erstmals nach dem 1. Oktober 2014
vermietet wurden - aus seiner Sicht eine viel zu lange Spanne. "Das
sind über zehn Jahre. Das Datum müsste geändert werden etwa auf
2023", sagte er zum Auftakt des Deutschen Mietertags in
Rostock-Warnemünde.
"Wir brauchen wirksame Bußgelder für schwarze Schafe", fordert
Siebenkotten. "Derzeit haben Vermieter bei Verstößen gegen die
Mietpreisbremse nichts zu verlieren, weil sie maximal die zu viel
verlangte Miete zurückzahlen müssen." Für die Anwendung einer
Bußgeld-Regelung aus dem Wirtschaftsstrafrecht gälten viel zu hohe
Hürden. Auf der anderen Seite trauten sich viele Mieter gar nicht,
Widerspruch einzulegen, weil sie Ärger mit ihrem Vermieter
fürchteten.
Mieterbund: Mangelnde Transparenz bei möblierten Wohnungen
"Möblierte Wohnungen sind ein Riesenproblem", so Siebenkotten. Auch
für diese greife je nach Gebiet zwar die Mietpreisbremse, allerdings
beziehe sich die nur auf die Grundmiete. Da im Mietvertrag aber
nicht ausgewiesen werden müsse, welcher Teil der Miete auf diese
entfalle und welcher Teil auf den Zuschlag für die Möbel, könnten
Mieter nicht nachvollziehen, ob es einen Verstoß gegen die Bremse
gebe. "Wir fordern, dass Grundmiete und Zuschlag für Möbel gesondert
ausgewiesen werden müssen."
Wenn eine Modernisierung ungefähr ein Drittel so viel koste wie ein
Neubau, dann sei die Wohnung auch von der Mietpreisbremse
ausgenommen. "Das sieht man im großen Stil bei
Wohnungsbauunternehmen: Wohnungen werden saniert und danach zu
immensen Preisen wieder vermietet", sagte Siebenkotten.
Ein großes Problem aus Sicht des Mieterbunds: Hat ein Vormieter
bereits mehr gezahlt als von der Mietpreisbremse zugelassen, könne
der Vermieter das auch von seinem Nachfolger verlangen. "Wer also
vor Inkrafttreten der Mietpreisbremse bereits mehr, als nach
Mietpreisbremse zulässig wäre, gefordert hat, der ist fein raus",
merkte Siebenkotten an.
Mieten steigen in Großstädten
Das Wohnen zur Miete wird nach einer Auswertung des Bauministeriums
trotz der Mietpreisbremse immer teurer. Demnach sind die
Angebotsmieten in den 14 größten kreisfreien Städten seit 2015
durchschnittlich um fast 50 Prozent gestiegen. Am stärksten
betroffen ist demnach Berlin, wo die Neumieten mehr als verdoppelt
wurden.
Die Zahlen stammen vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und
Raumforschung (BBSR). Sie spiegeln das Angebot wider, auf das
Wohnungssuchende treffen, wenn sie im Internet nach einer
Mietwohnung mit einer Wohnfläche von 40 bis 100 Quadratmetern
suchen. Nicht berücksichtigt sind Aushänge, Wartelisten und die
direkte Maklervermittlung. Das könne die Daten verzerren, warnte das
Ministerium.
Die Linken-Abgeordnete Caren Lay warnte: "Die Mietpreisbremse bremst
nicht, es ist ein Etikettenschwindel." Viele hätten zudem Angst,
ihre Vermieter zu verklagen. Hanna Steinmüller von den Grünen
verlangte von der Koalition: "Tun Sie was! Die reine Verlängerung,
sie reicht nicht."
Was die Bundesregierung noch plant
Mit der Verlängerung der Mietpreisbremse soll es nicht getan sein.
Bis Ende kommenden Jahres soll eine Expertengruppe weitere
Vorschläge zum Mietrecht erarbeiten, unter anderem auch zu
Bußgeldern bei Verstößen gegen die Mietpreisbremse. Eine größere
Regulierung ist laut Koalitionsvertrag in angespannten
Wohnungsmärkten geplant für Indexmieten, die im Einklang mit den
Verbraucherpreisen steigen, sowie für möblierte und
Kurzzeitvermietungen. Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD)
kündigte an, schnell weitere Vorhaben auf den Weg zu
bringen./hrz/DP/stw
ISIN DE0008303504 LU0775917882 DE000LEG1110 DE000A1ML7J1 LU1673108939
AXC0152 2025-06-26/14:00
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Autor: - dpa-AFX
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