ROUNDUP 2: Wende am Arbeitsmarkt dauert mindestens noch ein Jahr |
01.07.2025 13:23:00 |
(neu: Details)
NÜRNBERG (dpa-AFX) - Seit drei Jahren bewegt sich der deutsche
Arbeitsmarkt nicht mehr in die richtige Richtung. Die
Arbeitslosigkeit steigt - abgesehen von saisonalen Schwankungen -,
die Zahl der offenen Stellen sinkt. Wann wird es endlich wieder
besser? Die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur lehnt sich mit
einer Prognose aus dem Fenster, die nur wenige freuen dürfte: "Ich
rechne nicht vor Sommer nächsten Jahres, eher Herbst, damit", sagte
Andrea Nahles in Nürnberg bei der Vorstellung der ernüchternden
Juni-Statistik für den deutschen Arbeitsmarkt.
Verbesserung mit Verzögerung
Selbst wenn ein Wirtschaftsaufschwung früher komme, würden
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt erst mit einiger Verzögerung
spürbar werden. Dass es zu einer Verbesserung kommt, das glaubt die
frühere Bundesarbeitsministerin sehr wohl. Die Maßnahmen der
Bundesregierung, von Steuerentlastungen bis zur Stützung der
Strompreise, dürften Wirkung zeigen, sagt sie. Voraussetzung sei
aber, dass die internationalen Spannungen nicht zu einer Sperrung
der Straße von Hormus führen, was zu Druck auf die Weltwirtschaft
führen würde.
Im Juni zeigte sich der Arbeitsmarkt nicht in guter Verfassung. Die
Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist nur leicht um 5.000 auf
2,914 Millionen Menschen gesunken. Das sind 188.000 mehr als im Juni
2024, wie die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte. Die
Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Mai unverändert bei 6,2
Prozent. Im Vergleich zum Juni 2024 ist sie um 0,4 Prozentpunkte
höher. Die Bundesagentur hat für die Juni-Statistik Datenmaterial
herangezogen, die bis zum 12. Juni vorlag.
Drei Millionen im Sommer
Arbeitsmarktforscher gehen davon aus, dass in diesem Sommer die
Marke von drei Millionen Arbeitslosen überschritten wird.
Normalerweise sinkt die Zahl im Juni saisonbedingt deutlich, bevor
es in der Sommerpause zu steigenden Arbeitslosenzahlen kommt. Die
Bundesagentur müsse sich nun auf ihre Kernaufgabe konzentrieren,
forderte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger: "Vermitteln,
vermitteln, vermitteln." Dies würde zu weniger Arbeitslosengeld und
so auch zu stabilen Beiträgen für die Arbeitslosenversicherung
beitragen.
"Am Arbeitsmarkt zeigen sich weiter die Spuren der konjunkturellen
Schwäche. Die Arbeitslosigkeit entwickelt sich weiter ungünstig",
sagte BA-Chefin Nahles. "Und die Einstellungsbereitschaft der
Unternehmen bleibt gering", fügte sie hinzu. Die
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wachse praktisch nicht
mehr.
Das Jobportal "Indeed" meldete, die Zahl der offenen Stellen sei auf
den Stand von vor vier Jahren zurückgegangen. Das bedeutet im Juni
ein Minus von 2,2 Prozent im Vergleich zum Mai. Die Stimmung in der
Wirtschaft bessere sich langsam, doch lasse sich dies am
Stellenmarkt noch nicht ablesen.
Weniger offene Stellen
Bei der Bundesagentur waren im Juni 632.000 offene Stellen gemeldet.
Das sind 69.000 weniger als noch vor einem Jahr und eine
Viertelmillion weniger als noch 2022. Es sei derzeit für arbeitslose
Menschen sehr schwer, einen neuen Job zu finden. "So gering waren
ihre Chancen auf einen neuen Job nicht einmal während der
Corona-Pandemie", sagte Nahles.
Dennoch bleibt auch das seit Jahren bekannte Paradoxon des
Arbeitsmarktes bestehen: Fachkräfte sind in vielen Berufen weiterhin
rar. Nahles sieht vor allem bei Frauen in Teilzeit noch
Möglichkeiten. "Wir sind der Meinung, dass hier ein großes Potenzial
schlummert", sagte sie. Die deutschen Frauen seien bei der Zahl der
geleisteten Arbeitsstunden in Europa auf dem vorletzten Rang - nur
die Niederlande schnitten noch ungünstiger ab.
Weniger Lehrstellen
Der Lehrstellenmarkt für das neue Ausbildungsjahr ist weiterhin
stark in Bewegung. Seit Oktober 2024 hätten sich bei den
Arbeitsagenturen und Jobcentern 396.000 Bewerber um einen
Ausbildungsplatz gemeldet, 13.000 mehr als zum gleichen Zeitpunkt
des Vorjahres. Dem stehen 455.000 gemeldete Ausbildungsstellen
gegenüber, 25.000 weniger als im Vorjahr. "Wir müssen jetzt alles
dafür tun, dass möglichst alle jungen Menschen, die einen
Ausbildungsplatz suchen, einen solchen bekommen", sagte die
Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, Leonie
Gebers./dm/DP/nas
AXC0146 2025-07-01/13:23
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Autor: - dpa-AFX
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