ROUNDUP: Polen will Grenzkontrollen bis Anfang August beibehalten |
02.07.2025 17:11:00 |
WARSCHAU (dpa-AFX) - Die vorübergehenden polnischen Grenzkontrollen
an der Grenze zu Deutschland sollen vorerst bis zum 5. August
bestehen bleiben. Dies ergibt sich aus dem Entwurf einer
entsprechenden Verordnung, die das Innenministerium in Warschau
veröffentlichte. Start für die Kontrollen ist der kommende Montag,
7. Juli. Auch an der Grenze zu seinem östlichen Nachbarn Litauen
will Polen in diesem Zeitraum kontrollieren.
Das Bundesinnenministerium rechnet nicht mit praktischen Folgen der
angekündigten polnischen Grenzkontrollen für Deutschland. "Die
Maßnahmen der polnischen Seite werden jetzt keine direkten
Auswirkungen haben", sagte ein Sprecher des Ministeriums. Denn die
Bundesregierung wolle, was die Grenzkontrollen angehe, weiter in
enger Absprache mit den Verantwortlichen im Nachbarland handeln.
Seit dem 8. Mai hat die Bundespolizei laut Innenministerium rund
1.300 Zurückweisungen an der deutsch-polnischen Landgrenze
vorgenommen. In jedem zehnten Fall wurde demnach ein Asylgesuch
geäußert.
Skeptisch äußerte sich der Polen-Beauftragte der Bundesregierung.
"Die Einführung von Grenzkontrollen mag kurzfristig politisch
erforderlich sein, führt aber in eine Sackgasse", sagte der
CDU-Bundestagsabgeordnete Knut Abraham aus Brandenburg dem
"Tagesspiegel". "Kontrollen lösen Migrationsprobleme nicht, sie
markieren nur Symptome."
Polen macht Ende der Kontrollen von Deutschland abhängig
Polens Regierungschef Donald Tusk hatte die Grenzkontrollen am
Dienstag als Reaktion auf deutsche Kontrollen an der gemeinsamen
Grenze angekündigt. Ein mögliches Ende dieser Maßnahme hatte er von
Entscheidungen der Bundesregierung abhängig gemacht. Eigentlich
sollten die deutschen Kontrollen im September enden, es gebe aber
Informationen, wonach sie noch verlängert werden sollten, sagte der
Regierungschef. "Unsere Antwort darauf wird ebenfalls symmetrisch
sein. Die Zeit ist endgültig vorbei, in der Polen nicht angemessen
auf bestimmte Maßnahmen reagiert."
Deutschland kontrolliert bereits seit Oktober 2023 stichprobenhaft
an der Grenze zu Polen, um irreguläre Migration zu stoppen.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hatte kurz nach dem Antritt
der neuen Bundesregierung im Mai intensivere Grenzkontrollen
verfügt. Gleichzeitig ordnete er an, dass künftig auch Asylsuchende
an der Grenze zurückgewiesen werden können.
Kontrollen an 50 Grenzübergängen
Das jetzt veröffentlichte Dokument des Innenministeriums in Warschau
sieht Kontrollen an 50 Übergängen an der deutsch-polnischen Grenze
vor. Kontrolliert werden unter anderem rund um die Uhr der Personen-
und Güterverkehr auf der A12 bei Swiecko östlich von Frankfurt
(Oder), auf der A4 beim Grenzübergang Ludwigsdorf-Jedrzychowice und
auf der A6 beim Übergang Pomellen-Kolbaskowo. Aber auch Fußgänger
sollen kontrolliert werden - etwa auf der Strandpromenade in
Swinemünde (Swinoujscie) und in Frankfurt (Oder) auf der
Stadtbrücke.
Ein Sprecher des polnischen Innenministeriums dementierte
Behauptungen der rechtskonservativen Oppositionspartei PiS, wonach
der polnische Grenzschutz die Kontrollen gemeinsam mit der
Bundespolizei vornehmen werde. Die Kontrollen würden allein vom
polnischen Grenzschutz, der Militärpolizei, dem Heimatschutz sowie
der Polizei ausgeführt. Eine Zusammenarbeit mit den uniformierten
Diensten der Nachbarländer finde im Rahmen des Schengen-Abkommens
statt.
Polens Regierung will hart gegen Bürgerwehren vorgehen
Die Zurückweisungen aus dem westlichen Nachbarland sind in Polen ein
Aufreger-Thema und Wasser auf die Mühlen der PiS sowie der
Ultrarechten. Beide politischen Kräfte sehen darin eine Möglichkeit,
ihre antideutschen Ressentiments mit Parolen gegen Migranten zu
kombinieren. Eine neu gegründete "Bewegung zur Verteidigung der
Grenzen" ruft zur Organisation von selbst ernannten Patrouillen an
Grenzübergängen zu Deutschland auf. Dahinter steht der in Polen
bekannte Rechtsradikale Robert Bakiewicz, der jährlich rechte
Aufmärsche zum polnischen Unabhängigkeitstag in Warschau
organisiert. Wie das Magazin "Polityka" schreibt, nutzt Bakiewicz
sein Netzwerk von den sogenannten Unabhängigkeitsmärschen zur
Rekrutierung.
Auf der Webseite der Initiative wird um Freiwillige geworben, die
sich an Patrouillen in der Zeit vom 27. Juni bis 6. Juli beteiligen
können. "Die deutschen Behörden drängen Migranten über die Grenze,
und der polnische Staat reagiert nicht darauf", hieß es dort.
Deshalb suche man "mutige, verantwortungsbewusste und einsatzbereite
Menschen, die mit uns an der Grenze Dienst tun." Die PiS unterstützt
diese Aktionen.
Tusks proeuropäische Mitte-Links-Regierung kündigte an, gegen die
Bürgerwehren hart vorzugehen. Niemand, der an der Grenze gegen
Gesetze verstoße, bleibe ungestraft, schrieb Innenminister Tomasz
Siemoniak auf X. "Alle Fälle von Beleidigung von Beamten,
Behinderung ihrer Arbeit und Amtsanmaßung in den letzten Tagen
wurden dokumentiert und an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet."
Der polnische Staat werde Willkür und Einschüchterung nicht
tolerieren./dhe/DP/jha
AXC0207 2025-07-02/17:11
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Autor: - dpa-AFX
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