ROUNDUP: Koalition ringt um Einigung bei der Stromsteuer |
02.07.2025 22:15:00 |
BERLIN (dpa-AFX) - Kommt bei der Stromsteuer doch noch eine
Kehrtwende? Nach mehr als vierstündigen Beratungen war am Abend
weiter offen, ob Union und SPD darüber eine Einigung finden. Es geht
darum, ob es doch eine Senkung der Stromsteuer für alle geben wird -
also auch für private Haushalte sowie alle Unternehmen.
Bisher ist - anders als im Koalitionsvertrag vereinbart - nur eine
Entlastung für die Industrie sowie die Land- und Forstwirtschaft
geplant. Das sorgt für breite Kritik. Eine vor allem von führenden
Unionspolitikern geforderte Einbeziehung aller Verbraucherinnen und
Verbraucher würde nach Angaben des Bundesfinanzministeriums im
kommenden Jahr rund 5,4 Milliarden Euro zusätzlich kosten. Für deren
Finanzierung müsste die Koalition bei anderen Vorhaben Abstriche
machen.
Nagelprobe für Merz und Klingbeil
Für die Koalition handelt es sich um die erste echte innenpolitische
Nagelprobe. Dabei kommt es vor allem auf zwei Protagonisten an.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat bisher zwar eine gute Figur
auf der internationalen Bühne gemacht. Nun muss er aber beweisen,
dass er auch die Wirtschaft ankurbeln und die Stimmung im Land
verbessern kann.
Vor der Sitzung versuchte er die Bedeutung der Sitzung aber
herunterzuspielen. "Ob wir als Bundesregierung erfolgreich waren
oder nicht, wird in fünf oder in zehn Jahren nicht danach beurteilt,
ob wir bei der Stromsteuer das Richtige gemacht haben", sagte er bei
einer Veranstaltung in Berlin. "Sondern es wird danach beurteilt, ob
wir für den Erhalt von Freiheit, von Frieden, von Demokratie und
offener Gesellschaft in unserem Land das Richtige getan haben."
Der Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil ging nach der
Klatsche bei der Wahl zum SPD-Vorsitzenden geschwächt in den
Koalitionsausschuss und muss sich neu beweisen.
Der Koalitionsausschuss tagt das zweite Mal seit Amtsantritt der
neuen Regierung. Er gilt als zentrales Planungsgremium des
Bündnisses von CDU, CSU und SPD und berät mindestens einmal im
Monat. Er befasst sich mit "Angelegenheiten von grundsätzlicher
Bedeutung, die zwischen den Koalitionspartnern abgestimmt werden
müssen, und führt in Konfliktfällen Konsens herbei", wie es im
Koalitionsvertrag heißt.
Frei bei Sparkassen-Forum statt im Kanzleramt
Dem Ausschuss gehören zehn Männer und nur eine Frau an, was für viel
Kritik gesorgt hat. In der ersten Sitzung war noch Saskia Esken als
SPD-Chefin dabei. Diesmal hat deren Nachfolgerin Bärbel Bas ihre
Premiere in dem Gremium, die am Wochenende an die Parteispitze
gewählt wurde.
Nicht dabei ist diesmal Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU), der den
Koalitionsausschuss zusammen mit SPD-Staatssekretär Björn Böhning
vorbereitet hat. Frei nahm stattdessen am Sparkassen-Forum in
Donaueschingen in seinem Wahlkreis im Schwarzwald teil. Die
Veranstaltung sei vor einem Jahr geplant worden - lange vor der
Bundestagswahl, hieß es in seinem Umfeld.
Da Frei als Hauptredner vor etwa 1000 Teilnehmern vorgesehen gewesen
sei, habe sich das nicht mehr umplanen lassen. Frei ließ sich von
Michael Meister vertreten, Staatsminister im Kanzleramt für die
Beziehungen zwischen Bund und Ländern.
Stromsteuer: Was springt für Verbraucher raus?
Das Kabinett hat Entlastungen bei den Energiepreisen zum 1. Januar
2026 auf den Weg gebracht. Die Netzentgelte, ein Bestandteil des
Strompreises, sollen gesenkt und die Gasspeicherumlage für Gaskunden
abgeschafft werden.
Bei der Stromsteuer soll die Absenkung für die Industrie, Land- und
Forstwirtschaft "verstetigt" werden. Sie soll aber - entgegen der
Ankündigung im Koalitionsvertrag - nicht für alle gesenkt werden,
also nicht für alle Betriebe sowie für private Haushalte. Das löst
breite Kritik bei Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften und
Sozialverbänden aus - aber auch innerhalb der Union. Kritik kam
unter anderem von Unionsfraktionschef Jens Spahn und
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (beide CDU). Dies sorgte wiederum
für Verärgerung in der SPD.
SPD sendet Signale
SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf blickte aber vor dem Treffen
wieder zuversichtlicher auf den Koalitionsausschuss. "Ich glaube,
der Ärger ist schon wieder bisschen verflogen, weil wir jetzt auf
einem guten Weg sind, heute auch im Koalitionsausschuss da zu
gemeinsamen Lösungen zu finden", sagte er im ARD-"Morgenmagazin". Es
sei gut, dass der Bundeskanzler am Montag betont habe, dass es diese
Kommunikationsprobleme gegeben habe und man diese nun gemeinsam
anpacken wolle. Die Koalition sei "extrem stabil".
Bürgergeld: Wie viel kann gespart werden?
Sparen will die Koalition beim Bürgergeld. Hier dürfte der Teufel im
Detail stecken. 1,5 Milliarden Euro sollen es nach dpa-Informationen
nach ersten Plänen im nächsten Jahr sein, später soll die Sparsumme
auf 4,5 Milliarden Euro steigen. Die "Bild"-Zeitung berichtete
zuerst darüber. Zunächst sollen demnach Sanktionen verschärft
werden. Dann solle eine grundsätzliche Reform mit einer
Neuberechnung der Regelsätze folgen.
Rund 32.900 Menschen mit Bürgergeld wurden nach Angaben der
Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg zuletzt - im Februar 2025
- Leistungen wegen Verfehlungen gekürzt, nach 24.700 vor einem Jahr.
Angesichts von 5,5 Millionen Bürgergeld-Bezieherinnen und -Beziehern
macht das nach Ansicht von Experten deutlich, dass hier keine
enormen Einsparungen zu erzielen sind. Insgesamt sind laut BA im
März 3,9 Milliarden Euro Bürgergeld zu den sogenannten
Leistungsberechtigten geflossen, was kaum eine Veränderung gegenüber
März 2024 darstellt. Im März 2023 waren es 3,5 Milliarden
Euro./mfi/DP/stw
ISIN DE000ENAG999 DE0007037129 DE0005220008 DE000A0H52F5
AXC0267 2025-07-02/22:15
|
Autor: - dpa-AFX
|
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 23.759,19 | -174,94 | -0,73% |
TecDax | 3.867,32 | -14,04 | -0,36% |
MDAX | 30.277,57 | -110,58 | -0,36% |
Dow Jones (EOD) | 44.828,53 | 344,11 | 0,77% |
Nasdaq 100 | 22.866,97 | 225,09 | 0,99% |
S & P 500 (EOD) | 6.279,35 | 51,93 | 0,83% |
SMI | 11.978,36 | -13,88 | -0,12% |
|
EUR/US$ | 1,1766 | 0,00 | 0,07% |
EUR/Yen | 169,8928 | -0,50 | -0,29% |
EUR/CHF | 0,9344 | -0,00 | -0,05% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8623 | 0,00 | 0,14% |
Yen/US$ | 0,0069 | 0,00 | 0,22% |
CHF/US$ | 1,2592 | 0,00 | 0,02% |
|
baha Brent Indication | 68,52 | -0,51 | -0,73% |
Gold | 3.338,27 | 5,63 | 0,17% |
Silber | 36,89 | -0,03 | -0,08% |
Platin | 1.386,55 | -0,13 | -0,01% |
|
|
|