ROUNDUP 3: US-Konzern Dow schließt Chemieanlagen in Sachsen und Sachsen-Anhalt |
07.07.2025 15:44:00 |
(neu: Reaktion des Wirtschaftsministers in Sachsen-Anhalt ergänzt.)
BÖHLEN/SCHKOPAU (dpa-AFX) - Der US-Chemiekonzern Dow
will einen Teil seiner Anlagen im sächsischen Böhlen und in Schkopau
in Sachsen-Anhalt Ende 2027 schließen. Grund seien strukturelle
Herausforderungen auf dem europäischen Markt, darunter hohe Energie-
und Betriebskosten, steigende CO2-Kosten sowie eine mangelnde
Nachfrage in Schlüsselindustrien, teilte das Unternehmen mit. Dow
habe die Mitarbeiter an den betroffenen Standorten über diese
Entscheidung informiert, hieß es.
"Unsere Branche sieht sich in Europa nach wie vor mit schwierigen
Marktdynamiken und einem anhaltend herausfordernden Kosten- und
Nachfrageumfeld konfrontiert", sagte Dow-Chef Jim Fitterling.
Betroffen sind nach Unternehmensangaben insgesamt rund 550 regulär
Beschäftige in Böhlen und Schkopau. Dies betreffe sowohl Mitarbeiter
an den entsprechenden Produktionsanlagen als auch Beschäftigte in
unterstützenden Bereichen, hieß es. Dow unterhält nach Angaben
zufolge 13 Standorte in Deutschland mit rund 3.400 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern.
Nicht alle Anlagen der Region betroffen
Konkret geht es um die Chloralkali- und Vinylanlagen in Schkopau
(Saalekreis) sowie den sogenannten Steamcracker in Böhlen, der aus
Rohbenzin chemische Grundstoffe herstellt. Diese Anlagen stehen am
Anfang der chemischen Wertschöpfungskette und gelten als besonders
kosten- und energieintensiv. Ihre Schließung dient laut Dow der
Anpassung von Kapazitäten, dem Abbau von Handelsrisiken sowie der
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.
Dow hatte bereits im April angekündigt, mehrere Anlagen in Europa zu
überprüfen. Neben den deutschen Standorten ist auch eine Anlage im
britischen Barry betroffen. Insgesamt sollen europaweit rund 800
Stellen wegfallen. Die Schließungen sollen das operative Ergebnis ab
2026 steigern. Bis Ende 2027 sollen rund 50 Prozent des Einsparziels
von 200 Millionen US-Dollar erreicht sein.
Kritik aus der Branche
Die Nordostchemie-Verbände (VCI) reagierten alarmiert auf die
Ankündigung. "Die Schließungen der Dow-Anlagen haben katastrophale
Auswirkungen. Stoppt das Cracker-Herz, geraten alle anderen
angeschlossenen Unternehmen in Gefahr", sagte die
Hauptgeschäftsführerin des VCI Nordost, Nora Schmidt-Kesseler. Viele
Unternehmen seien auf die Produktion in Böhlen und Schkopau
angewiesen. Die chemische Industrie in Ostdeutschland sei stark vom
Stoffverbund geprägt.
"Das Wegbrechen von Anlagen hat massive Auswirkungen auf
nachgelagerte Prozesse und angeschlossene Unternehmen." Die
Schließung werde ganze Produktionsketten infrage stellen, erklärte
Schmidt-Kesseler. Sie erinnerte daran, dass an jedem
Chemiearbeitsplatz drei weitere Arbeitsplätze hängen.
Reaktion aus der Landespolitik
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) erklärte:
"Die Entwicklung bei Dow hat sich bereits seit längerer Zeit
angedeutet." Etwa ein Drittel der rund 550 betroffenen
Dow-Beschäftigten arbeite am Standort Schkopau. Das Land habe
frühzeitig mit Dow eine Arbeitsgruppe gegründet, um "größere Teile
der Chemiestandorte zu sichern und damit Arbeitsplätze in der Region
zu erhalten".
Die Industrie stehe insgesamt unter Druck. "Hohe Energiepreise und
der zunehmende internationale Wettbewerbsdruck setzen die Branche
massiv unter Druck", so Schulze. Man arbeite daran, die Branche
gezielt zu unterstützen. Schulze verwies auf eine
Bundesratsinitiative aus Sachsen-Anhalt zur Entlastung
energieintensiver Industrien, die der Bundesrat im März beschlossen
habe: "Uns ist klar: Viele Arbeitsplätze hängen an der Chemie. Wir
arbeiten mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten daran,
dass diese erhalten bleiben."
Dow plant Konsultationen mit Betriebsräten
Die betroffenen Anlagen sollen bis Ende 2027 in Betrieb bleiben, die
Stilllegung und der Rückbau könnten sich bis 2029 hinziehen. "Wir
werden umgehend einen formalen Konsultationsprozess mit den
Betriebsräten einleiten, um die damit verbundenen organisatorischen
Änderungen und den Zeitplan zu besprechen", teilte Dow mit. Ziel sei
es, sozialverträgliche Lösungen zu erarbeiten.
In Deutschland betreibt Dow weitere Anlagen in Schkopau, Leuna und
Böhlen - unter anderem zur Herstellung von Kunststoff und
Materialien für die Bauindustrie. Diese Anlagen sind den Angaben
zufolge nicht von der aktuellen Entscheidung betroffen./djj/DP/men
ISIN US2605571031
AXC0162 2025-07-07/15:44
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Autor: - dpa-AFX
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