ROUNDUP 3: Daimler Truck streicht 5.000 Stellen - Kosten sollen runter |
08.07.2025 18:21:00 |
(neu: Statement Gesamtbetriebsrat.)
LEINFELDEN-ECHTERDINGEN/CHARLOTTE (dpa-AFX) - Der
Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck will in Europa
wettbewerbsfähiger werden - und bis 2030 etwa 5.000 Stellen in
Deutschland streichen. Das teilte das Unternehmen auf seinem
Kapitalmarkttag im US-amerikanischen Charlotte (North Carolina) mit.
Betroffen ist die zuletzt schwächelnde Marke Mercedes-Benz, die vor
allem in Europa und Lateinamerika vertreten ist. Die Aktie fiel
zunächst spürbar ins Minus, bevor sie sich wieder erholte und im
Plus landete.
Zum Handelsschluss gewann das Papier 1,3 Prozent auf 41,25 Euro.
Nach dem Zollschock in den USA war der Kurs Anfang April
zwischenzeitlich auf unter 31 Euro abgerutscht, hat sich seitdem
aber wieder schwungvoll erholt. Bereits am Vorabend hatte Daimler
Truck ein weiteres Aktienrückkaufprogramm über bis zu 2 Milliarden
Euro über zwei Jahre angekündigt. Analyst Nick Housden von der Bank
RBC zog unter dem Strich ein positives Fazit zum Kapitalmarkttag.
Michael Aspinall von Jefferies sprach von etwas besser als erwartet
ausgefallenen Zielen in der Nordamerika-Sparte. Auch der Geldzufluss
durch den geplanten Börsengang des in Asien aufgesetzten
Gemeinschaftsunternehmens könnte der Aktie noch Schwung verleihen.
Maue Nachfrage in Europa
Das schwache Wirtschaftsumfeld in Europa und insbesondere in
Deutschland bremst das Dax -Unternehmen seit längerem
aus. Konzernweit ging der Absatz 2024 um zwölf Prozent zurück, im
ersten Halbjahr 2025 um knapp sieben. Bei Mercedes-Benz Trucks fiel
das Minus deutlich stärker aus. Sowohl 2024 als auch zu Jahresbeginn
verkaufte die Marke deutlich weniger Lkw. Im zweiten Quartal
stabilisierte sich der Absatz etwas.
Lange hatte Daimler Truck vom Bestellboom der Speditionen nach der
Corona-Pandemie gezehrt. Probleme gab es nicht mit der Nachfrage,
sondern vor allem mit der Versorgung mit Teilen wie Elektronikchips.
Hinzu kamen teils deutlich gestiegene Energie- und Frachtkosten.
Seit einiger Zeit hat sich das Bild aber gewandelt: Viele
Speditionen warten ab - und bestellen gerade keine neuen Lastwagen.
Der Auftragseingang ging im ersten Quartal erneut zurück.
Daimler Truck will wettbewerbsfähiger werden
Das zeigt sich auch bei den Geschäftszahlen: Umsatz und Gewinn
gingen 2024, aber auch zu Jahresbeginn, zurück. Bei Mercedes-Benz
Trucks fiel das Minus in beiden Fällen besonders deutlich aus. Im
ersten Quartal sank der Umsatz um 15 Prozent, der operative Gewinn
um fast die Hälfte. In anderen Sparten läuft es für den Konzern aus
Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart hingegen besser.
Das Management um Chefin Karin Radström zieht daraus den Schluss:
Sparen. "Mit der konsequenten Umsetzung unserer neuen strategischen
Prioritäten werden wir eine grundlegende Verbesserung unserer
finanziellen Performance erzielen, angetrieben durch unser
umfassendes Effizienzprogramm Cost Down Europe", sagte Finanzchefin
Eva Scherer laut Mitteilung.
Die Anstrengung hat auch damit zu tun, dass die Hauptkonkurrenten
zum Teil deutlich profitabler sind. Bei der Vorstellung von Radström
als neue Konzernchefin hatte Aufsichtsratschef Joe Kaeser ihnen den
Kampf angesagt. "Mittel- bis langfristig wollen wir nicht nur der
größte Truck-Anbieter der westlichen Welt sein", sondern auch bei
der Marge führend, sagte er damals. Es gebe keinen Grund, weshalb
Daimler Truck absehbar hinter anderen Anbietern zurückstehen sollte.
Kaeser verwies auf die operative Marge einiger Wettbewerber von bis
zu 15 Prozent.
Daimler Truck will durch das Sparprogramm also auch profitabler
werden. Es soll mehr Gewinn vom Umsatz übrig bleiben. 2024 kam das
Unternehmen auf eine um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite von
8,9 Prozent. Radström peilt bis 2030 nun einen Wert von mehr als 12
Prozent an. Die Zahlen beziehen sich auf das Industriegeschäft, die
Finanzdienstleistungen umfassen sie nicht. Bisher hatten die
Schwaben ein solches Niveau nur für den Fall günstiger Bedingungen
erwartet.
"Mit der konsequenten Umsetzung unserer neuen strategischen
Prioritäten werden wir eine grundlegende Verbesserung unserer
finanziellen Performance erzielen, angetrieben durch unser
umfassendes Effizienzprogramm Cost Down Europe", sagte Finanzchefin
Eva Scherer. Über den Konjunkturzyklus soll die bereinigte Marge im
Fahrzeuggeschäft bis 2030 zwischen 9 und 13 Prozent liegen. Hier
hatte Daimler Truck bisher 7 bis 11 Prozent veranschlagt.
Mindestens eine Milliarde soll gespart werden
Um dieses Ziel zu erreichen, sollten die wiederkehrenden Kosten
insgesamt um mehr als eine Milliarde Euro dauerhaft gesenkt werden.
Erreicht werden soll das spätestens 2030. Von dem Programm sind
sowohl die Produktion als auch die Zentrale, die Verwaltung, der
Vertrieb und Entwicklung betroffen. Gesenkt werden sollen neben den
Personalkosten zum Beispiel auch Ausgaben für Material, Verwaltung,
IT-Infrastruktur sowie Forschung und Entwicklung.
Die rund 5.000 Stellen sollen einem Unternehmenssprecher zufolge
weitgehend über natürliche Fluktuation und Altersteilzeit abgebaut
werden. Es seien aber auch gezielte Abfindungsprogramme möglich,
hieß es.
Einigung auf Eckpunkte im Mai
Das Dax-Unternehmen hatte sich bereits im Mai mit dem
Gesamtbetriebsrat auf Eckpunkte für die deutschen Lkw-Standorte
geeinigt. Diese umfassen auch einen sozialverträglichen
Personalabbau. Wie viele Stellen der Hersteller von Lastwagen und
Bussen streichen will, war bislang nicht bekannt. In dem Papier
haben sich Daimler Truck und Arbeitnehmervertreter auch darauf
geeinigt, dass es bis Ende 2034 keine betriebsbedingten Kündigungen
geben soll.
Die vereinbarten Maßnahmen gelten für rund 28.000 Beschäftigte an
insgesamt fünf deutschen Standorten: Gaggenau, Kassel, Mannheim,
Stuttgart und Wörth. Der letztere Standort in Rheinland-Pfalz ist
das größte Montagewerk für Lkw. Das Bus-Segment ist ausgenommen.
Insgesamt hat Daimler Truck hierzulande rund 35.500 Beschäftigte.
Betriebsratschef: Sparen allein ist keine Strategie
Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht kritisierte nun die Höhe des
geplanten Abbaus: "Die Kommunikation des Unternehmens (...) hat uns
überrascht." In den Verhandlungen habe man nicht über eine konkrete
Zahl von abzubauenden Stellen gesprochen und auch nichts dergleichen
vereinbart. "Es ist ärgerlich, dass durch den Wunsch, dem
Kapitalmarkt zu gefallen, die Kolleginnen und Kollegen nur unnötig
verunsichert werden", teilte Brecht mit.
Auch der Betriebsrat wolle ein wettbewerbsfähiges Unternehmen.
Allerdings sei Sparen allein keine Strategie. "Wir brauchen gute
Produkte und eine klare Wachstumsstrategie, um in Zukunft
erfolgreich zu sein", so Brecht.
Daimler Truck ist nach eigenen Angaben einer der weltweit größten
Nutzfahrzeughersteller und beschäftigt mehr als 100.000 Menschen. In
den USA führt der Konzern unter anderem die Marken Freightliner und
Western Star. Die Produktpalette umfasst leichte, mittelschwere und
schwere Lkw./jwe/men
ISIN DE0007100000 DE000DTR0CK8
AXC0241 2025-07-08/18:21
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Autor: - dpa-AFX
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