AKTIEN IM FOKUS 2: Rheinmetall auf Rekord - Auch Hensoldt und Renk fester |
15.09.2025 12:36:00 |
(neu: Aktienentwicklung, Analystenstimmen, weitere Branchenwerte)
FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Aktien von Rheinmetall
sind am Montag nach Bekanntwerden einer Übernahme auf
ein Rekordhoch geklettert. Mit einem Plus von bis zu knapp drei
Prozent auf den Rekordwert von 1.949 Euro setzte der Rüstungskonzern
seinen jüngsten Aufwärtstrend fort. Den Schwung konnte die Aktie
nicht ganz halten, sie lag zuletzt aber mit einem Anstieg von 2,1
Prozent immer noch an der Dax-Spitze .
Im Kielwasser von Rheinmetall ging es auch für die Titel der
Branchenkollegen Hensoldt und Renk im
MDax um zwei beziehungsweise 1,3 Prozent bergauf,
wobei diese beiden Aktien nach einer Schwächephase, die im Juni
begann und bis Mitte August anhielt, von ihren Rekorden noch etwas
entfernt sind. Im bisherigen Jahresverlauf liegen alle drei
Rüstungswerte in ihren Indizes aber noch ganz vorn. Rheinmetall und
Hensoldt haben ihren Börsenwert 2025 etwa verdreifacht, Renk sogar
fast vervierfacht.
Rheinmetall einigte sich mit der Bremer Werftengruppe Lürssen auf
einen Kauf von deren Militärsparte NVL. Mit dem Erwerb des
Schiffbauers möchte sich das Unternehmen breiter aufstellen und den
Marine-Bereich als zusätzliches Geschäftsfeld erschließen. Eine
Überraschung ist die Transaktion zwar nicht mehr, nachdem schon seit
längerem darüber spekuliert worden war. Sie passt aber perfekt zum
Höhenflug der Branche angesichts der anhaltenden weltweiten Kriege
und Konflikte.
Da beide Seiten Stillschweigen zum Kaufpreis vereinbart haben, sind
die finanziellen Auswirkungen des Deals für Rheinmetall Händlern
zufolge schwer einzuschätzen. Jefferies-Analystin Chloe Lemarie
glaubt derweil zu wissen, dass NVL eine prozentual zweistellige
Marge abwerfe und es die Ambition gebe, diese inklusive Synergien in
den mittleren Zehnerbereich zu steigern. Auf dieser Basis geht sie
ohne Berücksichtigung von Schulden von einem Übernahmepreis in der
Spanne von 1,5 bis 2 Milliarden Euro aus.
Die DZ Bank nahm Rheinmetall zwar von ihrer Empfehlungsliste "Equity
Long Ideas". Mit einem fairen Wert von 1.985 Euro sieht Analyst
Holger Schmidt aber immer noch etwas Luft nach oben und rät folglich
weiter zum Kauf.
Mittel- bis langfristig bleiben die Geschäftsaussichten der
Düsseldorfer dem Experten zufolge positiv. Mit dem strategisch
sinnvollen Kauf der NVL-Werft "ergänzt Rheinmetall das bisher nur
partiell bestehende Spektrum moderner Systemkomponenten,
Simulationslösungen und maritimer Schutzsysteme und weitet sein
Portfolio strategisch auf den Marineschiffbau aus". Allerdings weise
der Schiffbau als Großprojektgeschäft mit längeren Durchlaufzeiten
und tendenziell mehr Risiken eine andere Charakteristik auf als die
bisherigen Aktivitäten, die nicht unbedingt durch eine höhere
Profitabilität ausgeglichen würden.
Warburg-Analyst Christian Cohrs betrachtet den Deal daher auch
vorsichtig. Der Marineschiffbau sei komplex und gehöre "nicht zur
Kern-DNA von Rheinmetall". Dies lasse Zweifel aufkommen, ob der
Rüstungskonzern der bestmögliche Eigentümer für NVL sei. Die
Expansion in neue Branchen berge das Risiko, dass der strategische
Fokus verwässert wird und sich das Gesamtrisikoprofil des
Rheinmetall-Konzerns erhöht.
Auch Analyst David Perry von der US-Bank JPMorgan betonte, dass der
Bau von Marineschiffen zu den riskanteren Bereichen der
Verteidigungsindustrie gehöre und sich stark vom Fahrzeugbau
unterscheide. Außerdem seien die Margen oft niedriger als bei
anderen Rüstungsprodukten. Unter der Annahme, dass der bislang nicht
bekannte Übernahmepreis akzeptabel sei, schätzt Perry den Deal
insgesamt aber doch positiv ein. Rheinmetall diversifiziere sich
weiter, was auch zu den jüngsten Bestrebungen im Geschäft mit
Satelliten passe.
Rheinmetall ist an den Finanzmärkten einer der größten Profiteure
des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und dessen
geopolitischen Folgen. Wenige Tage vor dem Beginn der russischen
Invasion im Februar 2022 waren die Aktien noch unter 100 Euro zu
haben und haben sich seither etwa verzwanzigfacht - der Börsenwert
liegt nach der Rally in den vergangenen Jahren bei knapp 90
Milliarden Euro. Rheinmetall gehört damit zu den wertvollsten
Unternehmen Deutschlands. Vor dem Ukrainekrieg lag der Konzern mit
weniger als fünf Milliarden Euro unter ferner liefen.
Europaweit zogen zu Wochenbeginn mit Leonardo , Thales
und BAE Systems auch die Papiere
anderer Branchenwerte an. Im Dax stiegen Airbus 1,5
Prozent höher und profitierten dabei zusätzlich vom Lob der
kanadischen Bank RBC. Dazu kamen wiederholt Medienberichte über eine
mögliche europäische Satelliten-Allianz von Airbus mit Leonardo und
Thales noch in diesem Jahr.
Für Thyssenkrupp ging es derweil um 1,1 Prozent
aufwärts. DZ-Bank-Analyst Schmidt verwies darauf, dass Thyssens
Marinesparte TKMS mit Lürssen bereits in einem
Gemeinschaftsunternehmen verbunden sei, was nun Rheinmetall
automatisch zum Partner mache und die Kräfteverhältnisse verschieben
dürfte. "Strukturell könnte das für TKMS bedeuten, dass sich die
Rolle im Überwasserschiffbau weiter abschwächt und das Unternehmen
stärker auf das U-Boot-Geschäft fokussiert wird", schrieb
Schmidt./gl/niw/zb/tih/stk
ISIN DE0007030009 DE0007500001 NL0000235190 DE000HAG0005 DE000RENK730
AXC0108 2025-09-15/12:36
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Autor: - dpa-AFX
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