ROUNDUP: Berichte über Beginn der Gaza-Einnahme |
16.09.2025 06:35:00 |
GAZA (dpa-AFX) - Das israelische Militär hat seine Angriffe auf die
Stadt Gaza Berichten zufolge massiv intensiviert. Kampfflugzeuge
flogen in der Nacht laut der palästinensischen Nachrichtenagentur
Wafa nahezu ununterbrochen heftige Attacken auf die im Norden des
Gazastreifens gelegene Stadt, begleitet von Artilleriebeschuss.
Unbestätigten palästinensischen Medienberichten zufolge drangen
daraufhin Panzer in die Stadt ein. Die US-Nachrichtenseite "Axios"
zitierte israelische Beamte, es handele sich um den Auftakt der
Bodenoffensive. Eine Bestätigung des Militärs dafür lag zunächst
nicht vor.
Die israelische Nachrichtenseite "Walla" berichtete unter Berufung
auf einen Mitarbeiter des Militärgeneralstabs, es habe "eine
intensive Operation begonnen, die vielfältiges Feuer gegen
zahlreiche Terrorziele umfasst". Dies sei "erst der Anfang". Nach
israelischen Medienberichten waren die schweren Explosionen im
Norden des Gazastreifens auch in Israel zu hören.
Kurz zuvor hatte US-Außenminister Marco Rubio Zweifel geäußert, ob
der Gaza-Krieg auf diplomatischem Wege beendet werden kann. "Wenn es
also nicht auf diese Weise endet, dann muss es durch einen
militärischen Einsatz beendet werden", sagte er dem US-Sender Fox
News bei seiner Reise in Israel laut Redemanuskript. Er glaube, dass
Israel diesen Weg selbst nicht bevorzuge.
Angehörige der Geiseln: Es könnte ihre letzte Nacht sein
Das Forum der Angehörigen der von der islamistischen
Terrororganisation Hamas festgehaltenen Geiseln äußerte große
Besorgnis angesichts der Berichte über die in der Nacht begonnene
Einnahme der Stadt Gaza. Nach 710 Nächten in der Gewalt von
Terroristen "könnte heute Nacht die letzte Nacht für die Geiseln
sein", hieß es in einer Erklärung des Angehörigenforums.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu entscheide sich bewusst
dafür, "sie aus politischen Erwägungen zu opfern", hieß es. Er
ignoriere dabei völlig die Einschätzungen des Generalstabschefs und
der Sicherheitsbehörden, hieß es in der Mitteilung weiter.
Netanjahus rechtsextreme Koalitionspartner, von denen sein
politisches Überleben abhängt, sind gegen eine Waffenruhe.
Das israelische Sicherheitskabinett hatte im August die Einnahme der
Stadt Gaza im Norden des von Israel abgeriegelten Küstenstreifens
gebilligt. Das israelische Militär rief deshalb alle der
schätzungsweise eine Million Bewohner der Stadt Gaza auf, in
sogenannte humanitäre Zonen weiter südlich zu flüchten. In Erwartung
des Vorstoßes in die Stadt flohen nach israelischen und
palästinensischen Angaben bereits mehr als 300.000 Menschen aus
Gaza.
Massive Vorwürfe gegen Israels Regierungschef
Israelische Medien berichteten unter Berufung auf palästinensische
Kreise, die Hamas habe Geiseln aus unterirdischen Tunneln geholt und
in Häuser und Zelte der Stadt gebracht, um die israelische Armee an
Einsätzen in bestimmten Gebieten zu hindern. Die Mutter eines
verschleppten Mannes sagte Medien zufolge, ihr Sohn werde in Gaza
als menschlicher Schutzschild missbraucht.
Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln, davon sind 20 nach
israelischen Informationen noch am Leben. Viele von ihnen befänden
sich jetzt in der Stadt Gaza, hieß es in der Erklärung des Forums
der Angehörigen. Israels Ministerpräsident Netanjahu trage die
persönliche Verantwortung für das Schicksal der Geiseln. "Das
israelische Volk wird die Opferung der Geiseln und Soldaten nicht
verzeihen", hieß es weiter.
Berichte über Panzer in der Stadt
Die israelische Armee hatte in den vergangenen Tagen ihre
Luftangriffe in und um die Stadt herum schrittweise ausgeweitet und
zuletzt begonnen, zahlreiche Hochhäuser in der Stadt zu zerstören.
Sie wirft der Hamas vor, dort Beobachtungsposten eingerichtet und
Sprengsätze platziert zu haben. Bodentruppen schickte die
israelische Armee bislang nicht in die dicht besiedelte Stadt, in
der sich vermutlich noch Hunderttausende Palästinenser aufhalten. In
der Nacht zitierte die israelische Nachrichtenseite "ynet"
palästinensische Berichte, wonach nun Panzer gesichtet worden seien.
US-Außenminister Rubio sagte dem Sender Fox News, der Krieg würde
enden, wenn alle Geiseln ausgehändigt würden, die Hamas ihre Waffen
niederlege und sich auflöse. "Im Idealfall, in einer perfekten Welt,
würde man dies durch ein diplomatisches Abkommen erreichen." Dies
sei jedoch nicht eingetreten.
Israel zunehmend in der Isolation
Israel gerät wegen der angekündigten Ausweitung des Gaza-Kriegs
zunehmend in die internationale Isolation. Nach Israels Luftangriff
vergangene Woche auf die Führungsspitze der Hamas in Katar forderten
Vertreter aus rund 60 arabischen und weiteren islamischen Staaten
bei einem Sondergipfel in Katar ein Waffenembargo gegen Israel. Nach
Angaben der Hamas war die Attacke in der Hauptstadt Doha
fehlgeschlagen, es sei kein Mitglied der Delegation für die
indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza getötet
worden.
Aus Sicht Netanjahus ist der Angriff dagegen nicht fehlgeschlagen.
Er habe vielmehr eine klare Botschaft vermittelt: "Ihr könnt euch
verstecken, ihr könnt weglaufen, aber wir werden euch schnappen",
sagte er mit Blick auf führende Mitglieder der Hamas. Netanjahu
nannte die internationale Kritik an dem Angriff in Katar eine
"Heuchelei". Jedes Land habe das Recht, sich auch jenseits seiner
Grenzen gegen jene zu verteidigen, die seine Bürger töten wollten.
Der Gaza-Krieg begann mit dem Hamas-Terrorüberfall am 7. Oktober
2023, bei dem rund 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250
verschleppt wurden. Seither sind nach Angaben des von der Hamas
kontrollierten Gesundheitsministeriums mindestens 64.900
Palästinenser im Gazastreifen getötet worden, darunter zahlreiche
Frauen und Kinder. Kritiker werfen Israel Kriegsverbrechen oder gar
Völkermord vor. Israel betont dagegen, es bekämpfe ausschließlich
die Hamas, die Zivilbevölkerung werde von der Terrororganisation als
"menschliche Schutzschilde" missbraucht./ln/DP/zb
AXC0034 2025-09-16/06:35
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Autor: - dpa-AFX
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