ROUNDUP 2/'Gaza brennt': Israels Armee stößt in Stadt Gaza vor |
16.09.2025 07:05:00 |
GAZA (dpa-AFX) - Das israelische Militär hat in der Nacht seine
Angriffe auf die Stadt Gaza massiv intensiviert. "Gaza brennt",
schrieb der israelische Verteidigungsminister Israel Katz am Morgen
auf Telegram. Die Soldaten kämpften, "um die Voraussetzungen für die
Freilassung der Geiseln und die Niederlage der Hamas zu schaffen".
Die US-Nachrichtenseite "Axios" zitierte israelische Beamte, denen
zufolge es sich um den Beginn der Bodenoffensive in der Stadt
handele. Israels Verteidigungsminister schrieb weiter: "Wir werden
nicht nachlassen und nicht zurückweichen - bis die Mission
abgeschlossen ist."
Berichte über ununterbrochenes Bombardement
Israelische Kampfflugzeuge flogen in der Nacht laut der
palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa nahezu ununterbrochen
heftige Attacken auf die im Norden des Gazastreifens gelegene Stadt,
begleitet von Artilleriebeschuss. Palästinensischen Medienberichten
zufolge drangen danach Panzer in die Stadt ein, in der sich
vermutlich noch Hunderttausende Palästinenser aufhalten. Eine
Bestätigung der israelischen Armee dafür lag zunächst nicht vor.
Die israelische Nachrichtenseite "Walla" berichtete unter Berufung
auf einen Mitarbeiter des Militärgeneralstabs, es habe "eine
intensive Operation begonnen, die vielfältiges Feuer gegen
zahlreiche Terrorziele umfasst". Und dies sei "erst der Anfang".
Nach israelischen Medienberichten waren die schweren Explosionen im
Norden des Gazastreifens auch in Israel zu hören.
Kurz zuvor hatte US-Außenminister Marco Rubio Zweifel geäußert, ob
der Gaza-Krieg auf diplomatischem Wege beendet werden kann. "Wenn es
also nicht auf diese Weise endet, dann muss es durch einen
militärischen Einsatz beendet werden", wurde er nach einem Gespräch
mit dem US-Sender Fox News während seines Aufenthalts in Israel
zitiert. Er glaube, dass Israel diesen Weg selbst nicht bevorzuge.
Angehörige der Geiseln: Es könnte ihre letzte Nacht sein
Das Forum der Angehörigen der von der islamistischen
Terrororganisation Hamas festgehaltenen Geiseln äußerte große
Besorgnis angesichts der Berichte über die begonnene Einnahme der
Stadt Gaza. Nach 710 Nächten in der Gewalt von Terroristen "könnte
heute Nacht die letzte Nacht für die Geiseln sein", hieß es in einer
Erklärung des Forums. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
entscheide sich bewusst dafür, "sie aus politischen Erwägungen zu
opfern".
Er ignoriere dabei völlig die Einschätzungen des Generalstabschefs
und der Sicherheitsbehörden, hieß es in der Mitteilung weiter.
Netanjahus rechtsextreme Koalitionspartner, von denen sein
politisches Überleben abhängt, sind gegen eine Waffenruhe.
Das israelische Sicherheitskabinett hatte im August die Einnahme der
Stadt Gaza gebilligt. Das israelische Militär rief deshalb alle der
schätzungsweise eine Million Bewohner der Stadt auf, in sogenannte
humanitäre Zonen weiter südlich im von Israel abgeriegelten
Küstenstreifen zu flüchten. In Erwartung des Vorstoßes flohen nach
israelischen und palästinensischen Angaben bereits mehr als 300.000
Menschen aus der Stadt Gaza.
Schwere Vorwürfe gegen Netanjahu
Israelische Medien berichteten unter Berufung auf palästinensische
Quellen, die Hamas habe Geiseln aus unterirdischen Tunneln geholt
und in Häuser und Zelte in der Stadt gebracht, um die israelische
Armee an Einsätzen in bestimmten Gebieten zu hindern. Die Mutter
eines verschleppten Mannes sagte Medien zufolge, ihr Sohn werde in
Gaza als menschlicher Schutzschild missbraucht.
Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln, von denen nach
israelischen Informationen noch 20 am Leben sind. Viele von ihnen
befänden sich jetzt in der Stadt Gaza, hieß es in der Erklärung des
Forums der Angehörigen. Ministerpräsident Netanjahu trage die
persönliche Verantwortung für das Schicksal der Geiseln. "Das
israelische Volk wird die Opferung der Geiseln und Soldaten nicht
verzeihen", hieß es weiter.
Zahlreiche Hochhäuser zerstört
Die israelische Armee hatte in den vergangenen Tagen ihre
Luftangriffe in der Stadt und ringsherum schrittweise ausgeweitet
und zuletzt begonnen, zahlreiche Hochhäuser in der Stadt zu
zerstören. Sie wirft der Hamas vor, dort Beobachtungsposten
eingerichtet und Sprengsätze platziert zu haben. Bodentruppen
schickte die israelische Armee bislang nicht in die dicht besiedelte
Stadt.
US-Außenminister Rubio sagte dem Sender Fox News, der Krieg werde
enden, wenn alle Geiseln ausgehändigt würden, die Hamas ihre Waffen
niederlege und sich auflöse. "Im Idealfall, in einer perfekten Welt,
würde man dies durch ein diplomatisches Abkommen erreichen." Dies
sei jedoch nicht eingetreten.
Israel zunehmend isoliert
Israel gerät international wegen der Ausweitung des Gaza-Kriegs
zunehmend in die Isolation. Nach dem israelischen Luftangriff auf
die Führungsspitze der Hamas in Katar vergangene Woche forderten
Vertreter aus rund 60 arabischen und weiteren islamischen Staaten
bei einem Sondergipfel in Katar ein Waffenembargo gegen den
jüdischen Staat. Nach Angaben der Hamas war die Attacke in der
Hauptstadt Doha fehlgeschlagen - kein Mitglied der Delegation für
die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza sei
getötet worden.
Netanjahu wollte hingegen nicht von einem Fehlschlag sprechen,
vielmehr habe der Angriff eine klare Botschaft vermittelt: "Ihr
könnt euch verstecken, ihr könnt weglaufen, aber wir werden euch
schnappen", sagte er mit Blick auf die Hamas-Führung. Netanjahu
bezeichnete die internationale Kritik an dem Angriff in Katar als
"Heuchelei". Jedes Land habe das Recht, sich auch jenseits seiner
Grenzen gegen jene zu verteidigen, die seine Bürger töten wollten.
Der Gaza-Krieg begann mit dem Überfall der Hamas und weiterer
islamistischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem
rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 in den Gazastreifen
verschleppt wurden. Seither sind nach Angaben des von der Hamas
kontrollierten Gesundheitsministeriums mindestens 64.900
Palästinenser in dem Küstengebiet getötet worden, darunter
zahlreiche Frauen und Kinder. Kritiker werfen Israel
Kriegsverbrechen und teils gar Völkermord vor. Israels Regierung
betont dagegen, sie bekämpfe ausschließlich die Hamas, während
Zivilisten von der Terrororganisation als "menschliche
Schutzschilde" missbraucht würden./ln/DP/zb
AXC0048 2025-09-16/07:05
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Autor: - dpa-AFX
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