ROUNDUP: Polens neuer Präsident zu Antrittsbesuch in Berlin |
16.09.2025 07:35:00 |
BERLIN/WARSCHAU (dpa-AFX) - Polens neuer rechtskonservativer
Präsident Karol Nawrocki absolviert seinen Antrittsbesuch in Berlin
- und könnte dabei für Verstimmung zwischen Berlin und Warschau
sorgen. Denn seine erklärte Absicht ist es, in seinen Gesprächen die
Frage einer Wiedergutmachung für die Schäden durch
Hitler-Deutschland im Zweiten Weltkrieg zum Thema zu machen. Die
Bundesregierung aber lehnt solche Reparationsforderungen ab.
Steinmeier empfängt Nawrocki mit vollem Protokoll
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird seinen Kollegen aus
Warschau vor dem Schloss Bellevue mit militärischen Ehren begrüßen.
Daran wird sich ein längeres Gespräch anschließen. Später wird
Nawrocki von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) empfangen. Weder
nach dem Treffen mit Steinmeier noch nach dem Termin mit Merz ist
eine Pressekonferenz vorgesehen.
Angesichts der Bedeutung des Besuchs sorgte dies bei den
Hauptstadtjournalisten für kritische Nachfragen. Als Nawrockis
Vorgänger Andrzej Duda im August 2015 zum Antrittsbesuch zum
damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck kam, gingen beide
anschließend vor die Hauptstadtpresse.
In der öffentlichen Wahrnehmung in Polen spielt Nawrockis erste
Reise nach Berlin kaum eine Rolle. Die Präsidialverwaltung macht
möglichst wenig Aufhebens um die Treffen mit Steinmeier und Merz.
Nawrocki im Wahlkampf mit antideutschen Tönen
Der parteilose Politiker, der der rechtskonservativen
Oppositionspartei PiS nahesteht, ist aus Berliner Sicht bereits im
Präsidentenwahlkampf unangenehm aufgefallen. Er schlug antideutsche
Töne an, um konservative Wähler für sich zu gewinnen, und erneuerte
auch damals schon die Reparationsforderungen: "Die Frage der
Reparationen ist nicht erledigt - im Gegensatz zu den Behauptungen
von (Regierungschef) Donald Tusk, dem Kammerdiener des deutschen
Staates."
Am 1. September sagte Nawrocki dann laut Nachrichtenagentur PAP bei
der Gedenkveranstaltung auf der Westerplatte bei Danzig zum 86.
Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen: "Polen als Frontstaat,
als wichtigstes Land an der Ostflanke der Nato, braucht
Gerechtigkeit und Wahrheit und klare Beziehungen zu Deutschland,
aber es braucht auch Reparationen vom deutschen Staat."
Deutschland sieht Reparationsfrage als erledigt an
Vor drei Jahren hatte eine auf Initiative der damaligen
PiS-Regierung eingesetzte Parlamentskommission die Reparationshöhe
auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert. Deutschland hält solche
Forderungen für ungerechtfertigt. Aus Sicht der Bundesregierung ist
die Reparationsfrage rechtlich abschließend geklärt. Auch Steinmeier
hat diese Position immer wieder bekräftigt.
Neue deutsche Migrationspolitik verärgert Polen
Merz hatte unmittelbar nach seiner Wahl zum Kanzler erst Frankreich
und dann sofort Polen besucht. Er strebt nach eigenen Worten mit
beiden Staaten einen "Neustart" in den beiderseitigen Beziehungen
an.
Das Verhältnis zu Polen trübte sich allerdings durch die neue
Migrationspolitik der schwarz-roten Koalition mit der Zurückweisung
auch von Asylsuchenden erst einmal ein. Polen reagierte darauf mit
der Einführung eigener Kontrollen an der Grenze zu Deutschland.
Nawrocki warf Deutschland vor, es habe "Polen illegale Migranten
zugeschoben".
Deutschland sagt Unterstützung nach Drohnen-Zwischenfall zu
Zur Entspannung im beiderseitigen Verhältnis dürfte dagegen die
deutsche Reaktion auf die massive Verletzung des polnischen
Luftraums durch russische Drohnen in der vergangenen Woche
beigetragen haben. Die Bundesregierung sagte zu, das sogenannte Air
Policing über Polen durch die Bundeswehr, also die Überwachung des
Luftraums durch Kampfjets, zu verlängern und auszuweiten.
Kurz vor der Reise Nawrockis nach Berlin betonte die Bundesregierung
zudem soeben die gemeinsamen sicherheitspolitischen Interessen. Für
beide Staaten sei Russland die größte Bedrohung, sagte der
stellvertretende Regierungssprecher Steffen Meyer in Berlin.
Polnische Sicherheit sei auch deutsche Sicherheit. "Jede Stärkung
der Sicherheit Polens ist damit auch eine Stärkung der Sicherheit
Deutschlands."/sk/DP/zb
AXC0054 2025-09-16/07:35
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Autor: - dpa-AFX
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