ROUNDUP/Trump beim König: Fünf unbequeme Themen reisen mit |
16.09.2025 07:35:00 |
WASHINGTON/LONDON (dpa-AFX) - Wenn US-Präsident Donald Trump in
Washington in die Air Force One steigt und nach London fliegt,
hinterlässt er ein aufgerütteltes Land. Der tödliche Schuss auf den
rechtskonservativen Aktivisten und Trump-Anhänger Charlie Kirk
offenbart erneut die tiefe Spaltung der amerikanischen Gesellschaft.
Bei seinem Staatsbesuch in Großbritannien holen den US-Präsidenten
zudem außenpolitische Themen ein, aber nicht nur.
Epstein-Affäre
Trump hat in den vergangenen Wochen viel dafür getan, um die Affäre
um den verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein möglichst von
sich fernzuhalten - doch das Thema haftet ihm an wie ein Kaugummi in
den Haaren. Der in höchsten Kreisen gut vernetzte US-Multimillionär
Epstein betrieb einen Missbrauchsring, dem Dutzende junge Frauen und
Mädchen zum Opfer fielen.
Epstein starb 2019 in Untersuchungshaft in New York. Nach
offiziellen Angaben nahm er sich selbst das Leben. Doch das wird von
Verschwörungstheoretikern angezweifelt. Auch Trump kannte Epstein,
er bestreitet aber vehement, etwas mit der Affäre zu tun gehabt zu
haben. Der Druck auf den Präsidenten, auch aus dem eigenen Lager,
alle Akten zu dem Fall öffentlich zu machen, ist groß. Der
Republikaner unterstellt den Demokraten eine Kampagne.
Ausgerechnet nach Großbritannien zieht es jetzt Trump - einen Ort,
der wieder Erinnerungen an Epstein weckt. Einer der Brüder von König
Charles III., Prinz Andrew, war oft Gast bei Epstein. Eines der
Opfer, Virginia Giuffre, warf ihm vor, sie als Minderjährige
mehrmals missbraucht zu haben. Eine Klage endete im Vergleich. Der
zweitälteste Sohn von Königin Elizabeth II. bestritt jegliches
Fehlverhalten, fiel aber dennoch in Ungnade und wurde von allen
royalen Aufgaben entbunden.
Und erst vor Tagen hatte Großbritanniens Premier Keir Starmer seinen
Botschafter in Washington, Peter Mandelson, wegen dessen
Freundschaft mit Epstein abberufen. Wie eng deren Verhältnis war,
sei ihm nicht klar gewesen, sagte Starmer. "Hätte ich damals
gewusst, was ich jetzt weiß, hätte ich ihn nie berufen", so der
Premier.
Ukraine-Krieg
Das Eindringen russischer Drohnen auf Nato-Gebiet hat einen großen
Schatten auf die diplomatischen Versuche geworfen, auf ein Ende des
Angriffskriegs auf die Ukraine hinzuwirken. Dieses Thema wird sicher
bei dem geplanten Treffen zwischen Trump und Starmer aufkommen.
Trump hatte zu dem ersten Drohnen-Vorfall in Polen gesagt, dass es
sich um ein Versehen der Russen gehandelt haben könnte - eine
Deutung, der andere Alliierte wie Polen vehement widersprachen. Der
Republikaner hatte im Wahlkampf betont, dass er den Krieg beenden
könne. Dies ist ihm aber bislang nicht gelungen.
Zu Unmut führte am Wochenende zudem, dass Trump weitere
Russland-Sanktionen der USA nur dann aktivieren will, wenn alle
Nato-Staaten hohe Zölle auf chinesische Importe erheben und kein
russisches Öl mehr kaufen.
Gaza-Krieg
Die britische Regierung hatte ihren Gaza-Kurs - im Gegensatz zur
US-Regierung - zuletzt drastisch geändert. London kritisiert die
israelische Regierung jetzt viel deutlicher für das Vorgehen und
fordert humanitäre Hilfen für die Bevölkerung im Gazastreifen. Für
den Fall, dass Israel den Kurs nicht ändert, hat die britische
Regierung die Anerkennung eines palästinensischen Staates
angekündigt.
Starmer steht unter Druck vom linken Flügel seiner Fraktion und der
Labour-Basis. Beide sind unzufrieden mit dem bisherigen Kurs und
wollen eine härtere Gangart gegenüber Israel sehen. Für den Premier
ist es eine Gratwanderung, denn er will es sich weder mit seiner
Partei noch mit dem US-Präsidenten verscherzen.
Die Unterschiede in der Israel-Politik der USA und des Vereinigten
Königreichs waren zuletzt schon beim Besuch von Trump in Schottland
deutlich geworden, als sich Starmer deutlich kritischer geäußert
hatte. Je nach aktueller Lage im Nahen Osten wird es erneut viele
Fragen an beide Regierungschefs geben.
Kanada
Trump hatte in den vergangenen Monaten immer wieder gefordert, dass
Kanada Teil der USA werden solle. Die US-Regierung zwang das
Nachbarland in einen Handelskonflikt - Ottawa und Washington
verhandeln seit Monaten über ein Abkommen, das wirtschaftlich und
sicherheitspolitisch vereinen soll - bisher ergebnislos. Trumps
Problem in London: Charles III. ist auch der König von Kanada.
Das Land hat die Monarchie trotz politischer Unabhängigkeit
beibehalten. Charles ist Staatsoberhaupt und hielt erst vor wenigen
Monaten im Parlament in Ottawa eine Thronrede. Was der König von
Trumps Äußerungen zu einem "geliebten 51. Staat" hält, ist deshalb
nicht schwer zu erraten. Zudem erhofft sich die kanadische Regierung
Rückendeckung im Streit mit Washington.
Spekuliert wurde, dass Charles darauf gedrängt haben soll, den
Staatsbesuch so lange hinauszuzögern, bis Trump seine
Annexionsfantasien ausgeträumt hat. Im internen Streit soll sich
dann die Downing Street durchgesetzt haben: Trump kommt.
Proteste
"Stop Trump" - der Name der Organisatoren der zu erwartenden großen
Proteste in London und Windsor sagt eigentlich alles zum Zweck der
Demonstrationen. Heute wollen die Menschen in Windsor auf die Straße
gehen - ganz in der Nähe des Schlosses. Am Mittwoch soll dann in
London demonstriert werden. Zusätzlichen Zulauf erhoffen sich die
Organisatoren als Reaktion auf die Massendemo der rechten Szene am
Samstag in London. Es sei jetzt noch wichtiger, gegen Trumps
Staatsbesuch zu demonstrieren, sagte ein Sprecher der "Stop Trump
Coalition".
Während Trumps erstem Besuch im Vereinigten Königreich 2019 waren
Tausende Menschen auf die Straße gegangen. In Erinnerung blieb unter
anderem ein riesiger Ballon, der den US-Präsidenten als Baby
stilisierte. In der Vorbereitung auf den zweiten Staatsbesuch haben
die britischen und amerikanischen Behörden ein enges
Sicherheitskonzept abgestimmt. Etliche Straßen sind gesperrt, es
gelten Überflugverbote./rin/DP/zb
AXC0055 2025-09-16/07:35
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Autor: - dpa-AFX
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