ROUNDUP: Merz bittet um Unterstützung für weitreichende Reformen |
17.09.2025 12:01:00 |
BERLIN (dpa-AFX) - Bundeskanzler Friedrich Merz hat die Menschen in
Deutschland auf tiefgreifende Reformen vorbereitet und sie um ihre
Unterstützung dafür gebeten. "Die Entscheidungen, die vor uns
liegen, gehen nicht um Details, sondern sie gehen um sehr
Grundsätzliches", sagte der CDU-Chef in der Generaldebatte über den
Kanzleretat im Bundestag. "Es geht um nicht mehr und um nicht
weniger als um die Zukunft unseres Landes - wie wir leben, wie wir
zusammenleben, wie wir arbeiten, wie wir wirtschaften, und ob unsere
Werte weiterhin Bestand haben."
Merz betonte die Dringlichkeit der geplanten Reformen der Wirtschaft
und der Sozialsysteme. "Es gibt jetzt keine Zeit mehr zu verlieren.
Unser Land muss jetzt spüren, dass es besser wird, dass die lange
bekannten Probleme wirklich angegangen werden", sagte der Kanzler.
"Ich bitte die Bürgerinnen und Bürger, unsere Bundesregierung, diese
Bundesregierung, dabei zu unterstützen."
Zuvor hatte AfD-Partei- und Fraktionschefin Alice Weidel den Kanzler
scharf attackiert, ihm erneut den Bruch von Wahlversprechen und
"Kriegstreiberei" in der Ukraine vorgeworfen. Anders als in seiner
ersten Generaldebatte als Kanzler im Juli ging Merz diesmal aber
nicht darauf ein.
Merz über Putin: "Er sabotiert, er spioniert, er mordet"
Der Kanzler betonte erneut, dass die Trennung von Innen- und
Außenpolitik überholt sei. Er warnte vor möglichen Folgen eines von
Russland diktierten Friedens in der Ukraine. Das würde den
russischen Präsidenten Wladimir Putin nur ermutigen, "sich sein
nächstes Ziel zu suchen", sagte der CDU-Chef. "Putin testet längst
die Grenzen", betonte er. "Er sabotiert, er spioniert, er mordet, er
versucht zu verunsichern."
"Herbst der Reformen ist längst eingeleitet"
Der Kern der Rede des Kanzlers bestand aber im Werben für
weitreichende Veränderungen zur Stabilisierung der Sozialsysteme.
"Der Herbst der Reformen ist längst eingeleitet", sagte Merz. Er
wolle einen "neuen Konsens" darüber herstellen, was Gerechtigkeit
bedeute. Der Generationenvertrag müsse neu gedacht werden. Junge
Menschen dürften nicht zusätzlich belastet werden, nur weil sie in
der Unterzahl seien. Zugleich müsse den Älteren ihren Ruhestand in
wirtschaftlicher Sicherheit genießen können. Ziel sei es, die
sozialen Versprechen auch künftig erfüllen zu können.
Konkret wurde Merz allerdings nicht, was die anstehenden
Reformschritte etwa beim Bürgergeld angeht. Seine Koalition schwor
er darauf ein, bei der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen
"in Gemeinsamkeit und mit einer ebenso großen Entschlossenheit" zu
handeln. Und er bat um Ausdauer beim anstehenden Reformprozess. "Der
Herbst der Reformen wird auch nicht die letzte Jahreszeit sein, in
der wir das Land zum Besseren verändern", kündigte er an. "Es wird
sich ein Winter, ein Frühling, ein Sommer, ein nächster Herbst
anschließen mit Reformen."
SPD will Vermögende stärker zur Kasse bitten
Zurückhaltender als Merz äußerte sich SPD-Fraktionschef Matthias
Miersch zum Umfang des Reformbedarfs. Es müsse um Effizienz und
Zielgenauigkeit gehen. "Daran wollen wir gerne mitarbeiten", sagte
er. Der Sozialstaat sei aber auch die Grundlage des Zusammenlebens
und einer starken Wirtschaft. "Das werden wir verteidigen." Erneut
warb Miersch dafür, Vermögende stärker zur Kasse zu bitten. "Die
großen breiten Schultern, die großen, großen Vermögen müssen sich
stärker beteiligen in diesem Land, auch das gehört zur Gerechtigkeit
mit dazu."
Linke warnt vor "Herbst der sozialen Grausamkeiten"
Die Fraktionschefin der Linken, Heidi Reichinnek warnte in ihrer
Rede vor drastischen Einschnitten bei den Sozialleistungen. "Was bei
Ihnen ansteht, ist nichts anderes als ein Herbst der sozialen
Grausamkeiten. Das werden wir nicht hinnehmen", sagte sie.
Kein Schlagabtausch zwischen Merz und Weidel
Die Generaldebatte gilt als Höhepunkt der Haushaltsberatungen und
wird von der Opposition in der Regel zur Generalabrechnung mit der
Regierungspolitik genutzt. Eröffnet wurde die Aussprache wie immer
von der größten Oppositionsfraktion. AfD-Fraktionschefin Weidel
kritisierte in ihrer Auftaktrede die Migrationspolitik der
schwarz-roten Bundesregierung scharf und sprach von "Alibimaßnahmen
und Symbolpolitik". Sie erneuerte AfD-Forderungen nach weiteren
Verschärfungen an den Grenzen, beim Familiennachzug, nach einer
Rückkehr zur Kernkraft oder für Ausgabenstreichungen beim
Klimaschutz.
Weidel warf Merz zudem "Kriegstreiberei" vor. "Sie sabotieren die
Bestrebungen des US-Präsidenten Donald Trump, den Ukraine-Krieg
schnell zu beenden." Merz ging auf keinen der Vorwürfe Weidels ein.
In der Generaldebatte im Juli war das noch anders. Damals lieferten
sich beide eine heftige Auseinandersetzung, in der Weidel den
CDU-Chef als "Lügenkanzler" bezeichnete und Merz das als "üble
Nachrede" zurückwies.
Kritik der Grünen an Wirtschaftspolitik
Die Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge kritisiert die
schwarz-rote Wirtschaftspolitik scharf. Merz habe durch Druck auf
die EU-Kommission einen unvorteilhaften Handelsdeal mit US-Präsident
Donald Trump mitzuverantworten. "Das ist einfach schlecht." Die CDU
klammere sich an Technologien von gestern wie den Verbrennungsmotor.
"Ihnen fehlt der Mut zur Zukunft, und zwar Ihnen allen in der
CDU."/mfi/DP/stk
AXC0127 2025-09-17/12:01
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Autor: - dpa-AFX
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