ROUNDUP 2/ Sorgen um Arbeitsmarkt: US-Notenbank senkt Leitzins |
17.09.2025 21:56:00 |
(Details nach Pressekonferenz ergänzt, Devisenkurs aktualisiert)
WASHINGTON (dpa-AFX) - Erstmals seit rund einem Dreivierteljahr hat
die US-Notenbank den Leitzins gesenkt. Dieser liege nun in der
Spanne von 4,0 bis 4,25 Prozent, teilte die Federal Reserve (Fed) in
Washington mit. Viele Analysten hatten sich bereits darauf
eingestellt, nachdem der Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten
deutlich geschwächelt hatte. US-Präsident Donald Trump hatte zudem
vehement einen niedrigeren Zins verlangt - dies dürfte aber bei der
jetzigen Entscheidung nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben.
Bis zum Jahresende stellte die Fed weitere Zinssenkungen in Aussicht
- bis zu zwei Zinsschritte nach unten seien möglich. "Es ist davon
auszugehen, dass auf jede der noch verbleibenden zwei Sitzungen der
Leitzins um 25 Basispunkte reduziert wird", kommentierte Thomas
Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. 2026 könnte nach Fed-Angaben
dann noch eine weitere Senkung erfolgen.
Europäische Urlauber in den USA profitieren von der Zinssenkung: Sie
verringert die Attraktivität des US-Dollars und wertet den Euro auf.
Nach dem Zinsentscheid stieg die Gemeinschaftswährung der
Europäischen Union kurz über 1,19 US-Dollar und damit auf den
höchsten Stand seit Juni 2021. Zuletzt war ein Euro noch 1,18 Dollar
wert. Wer also üblicherweise in Euro zahlt, bekommt beim Umtausch in
Dollar zurzeit mehr für sein Geld.
Menschen mit Migrationshintergrund vor Problemen bei Jobsuche
Mit der Zinssenkung versucht der Zentralbankrat der Fed, eine
Kompromisslösung für die erhöhten Risiken auf dem Arbeitsmarkt bei
zugleich steigender Inflation zu finden. Niedrigere Zinsen machen
Kredite für Firmen und Verbraucher tendenziell billiger. Mehr Geld
im Umlauf kann wiederum die Wirtschaft ankurbeln und dadurch
Arbeitsplätze schaffen. Die US-Notenbank nehme mit einer Senkung
aber "Risiken für die Preisstabilität in Kauf", kommentierte Michael
Heise, Chefökonom von HQ Trust.
Powell zufolge haben derzeit vor allem jüngere Erwachsene und
Minderheiten Probleme bei der Suche nach Arbeit. "Die Gesamtquote,
einen Job zu finden, ist äußerst niedrig." Zugleich gebe es weniger
Entlassungen, sagte er. Mit Blick auf das verlangsamte
Beschäftigungswachstum sah der Fed-Chef eine Verbindung zu
"Veränderungen in der Immigration", die zu weniger Einwanderung
geführt habe.
Schwache Entwicklung auf Arbeitsmarkt ein Grund für Senkung
Die Arbeitsmarktzahlen in den Vereinigten Staaten waren zuletzt
hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Zudem wurde das
Beschäftigungswachstum in den zwölf Monaten bis März 2025 um
insgesamt 911.000 Jobs nach unten korrigiert - eine ungewöhnlich
große Revision.
Das bedeutet, es wurden deutlich weniger Stellen in den USA
geschaffen als erwartet und ist ein Zeichen dafür, dass die
Wirtschaft nicht so schnell wächst wie gedacht. Kfw-Volkswirt Dirk
Schumacher kommentierte, die Neubeschäftigung habe sich derart
verlangsamt, dass Inflationsrisiken im Zusammenhang mit den
US-Zöllen in den Hintergrund getreten seien.
Nur ein Abweichler bei der Abstimmung
Von den zwölf stimmberechtigten Mitgliedern votierten elf für eine
Senkung um einen Zinsschritt, also 0,25 Prozentpunkte. Nur der
Trump-Vertraute Stephen Miran, der erst zu Beginn der Woche als
Übergangslösung im Fed-Vorstand bestätigt wurde, hatte sich für eine
größere Senkung ausgesprochen - ganz nach Trumps Wunsch. Powell
sagte über den Neuzugang lediglich: "Wir sind fest entschlossen,
unsere Unabhängigkeit zu bewahren."
Skeptiker wie die demokratische Senatorin Elizabeth Warren
bezweifeln Mirans Unabhängigkeit und werfen ihm vor, "Trumps
Marionette" zu sein: "Niemand - weder die amerikanische
Öffentlichkeit noch Investoren hierzulande, noch die weltweiten
Finanzmärkte - werden ihm als unabhängiger Stimme vertrauen", sagte
sie. Miran versprach dagegen, die Unabhängigkeit der Notenbank
"bewahren" zu wollen.
Trumps Druck wohl eher zweitrangig für Zinsentscheidung
Zwar dürfte der vehemente Druck aus dem Weißen Haus Experten zufolge
beim jetzigen Entscheid eine untergeordnete Rolle gespielt haben.
Dennoch bleibt die Frage, wie unabhängig die Fed künftig agieren
wird, solange Trump Präsident ist.
Der Republikaner hatte immer wieder auf Zinssenkungen gepocht -
vergeblich, weswegen er Fed-Chef Powell mehrfach als "Dummkopf"
beschimpfte. Der Präsident will mit einem niedrigeren Zins die
Wirtschaft ankurbeln und Amerikanern den Immobilienkauf zu
erleichtern. Auch würde sich die Zinslast auf die Staatsschulden
verringern. Der Zentralbankrat hingegen wollte angesichts der
gestiegenen Inflation vorsichtig agieren.
Wie geht es zwischen dem US-Präsidenten und der Fed weiter?
Trump versucht verstärkt, über Personaldebatten den geldpolitischen
Kurs der Fed zu beeinflussen. Zuletzt brachte er die Entlassung der
Fed-Gouverneurin Lisa Cook auf den Weg und begründete dies mit
angeblichen Unregelmäßigkeiten bei privaten Immobilienkrediten. Die
Vorständin wehrt sich juristisch dagegen - mit Erfolg: Vor einem
US-Berufungsgericht kassierte der Präsident zuletzt eine
Niederlage./ngu/DP/jsl
AXC0256 2025-09-17/21:56
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Autor: - dpa-AFX
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