ROUNDUP: Merz zögert bei Israel-Sanktionen - Sánchez dafür |
19.09.2025 06:00:00 |
MADRID (dpa-AFX) - Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und der
spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez haben bei ihrem Treffen in
Madrid ihre unterschiedlichen Haltungen zu Israel bekräftigt. Merz
betonte bei seinem Antrittsbesuch, dass Deutschland an der Seite
Israels stehe und verzichtete darauf, sich zu den
Sanktionsvorschlägen der EU-Kommission zu positionieren. Sanchez
kündigte dagegen seine Zustimmung an. Spanien gehört zu den Ländern
in der EU, das Israel am schärfsten für das militärische Vorgehen im
Gazastreifen kritisiert.
Spanien ist das letzte der größeren EU-Länder, das Merz besucht -
viereinhalb Monate nach seiner Vereidigung. Bei einem Gespräch unter
vier Augen und einem Abendessen im Moncloa-Palast, der Residenz des
Ministerpräsidenten, ging es vor allem um die bilateralen
Beziehungen, die Europapolitik und die Sicherheitspolitik. Die
Differenzen in der Israel-Politik waren ein dominierendes Thema in
der gemeinsamen Pressekonferenz.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte am Mittwoch
mehrere Strafmaßnahmen vorgeschlagen, um die Regierung von
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu einem Kurswechsel zu
bewegen. Unter anderem will sie Freihandelsvorteile streichen, die
37 Prozent der israelischen Warenexporte in die EU betreffen.
Außerdem schlägt sie Strafmaßnahmen gegen besonders radikale
Politiker wie Finanzminister Bezalel Smotrich und Polizeiminister
Itamar Ben-Gvir vor. Ihnen werden Menschenrechtsverletzungen und
Aufstachelung zum Hass vorgeworfen.
Bundesregierung will sich bis Anfang Oktober entscheiden
Die Bundesregierung will sich nun bis zum EU-Gipfel Anfang Oktober
zu den Vorschlägen positionieren. In der kommenden Woche werde sich
das Kabinett damit befassen, sagte Merz. "Ich gehe davon aus, dass
wir dann eine Position im informellen Rat am 1. Oktober in
Kopenhagen haben werden, die von der ganzen Bundesregierung auch
getragen wird."
In der schwarz-roten Koalition ist die Sanktionsfrage
hochumstritten. Die SPD ist dafür, Israel deutlich stärker unter
Druck zu setzen. Die CSU ist strikt gegen weitere Strafmaßnahmen. In
der CDU stoßen Handelssanktionen auf Ablehnung, bei den
personenbezogenen Sanktionen gibt es aber eine gewisse Offenheit.
"Wir stehen auf der Seite Israels", betonte Merz bei dem Treffen mit
Sánchez. "Das heißt nicht, dass wir jede Entscheidung einer
israelischen Regierung teilen und gutheißen." Er verteidigte
nochmals seine Entscheidung vom August, die Rüstungsexporte nach
Israel einzuschränken.
Sánchez bekräftigt Vorwürfe gegen Israel
Sánchez äußerte sich zufrieden über die von der EU-Kommission
vorgeschlagenen Sanktionen. "Tatsächlich fordern wir seit mehr als
einem Jahr von der EU-Kommission, das strategische
Partnerschaftsabkommen zwischen der EU und Israel auszusetzen",
sagte der Sozialist. Spanien sei der Ansicht, dass einer der
wichtigsten Artikel dieses Abkommens, nämlich der über die Achtung
des humanitären Völkerrechts durch die israelische Regierung
verletzt werde. In den vergangenen Tagen hatte Sánchez Israel des
Völkermords im Gazastreifen bezichtigt.
Zugleich betonte Sánchez, dass das spanische Volk ein Freund des
israelischen Volkes sei. Nach dem "schrecklichen Angriff" der Hamas
auf Israel am 7. Oktober habe er Jerusalem besucht und immer wieder
die Freilassung aller von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen
Geiseln gefordert.
Spanien hat bereits Maßnahmen ergriffen
Spanien hat bereits früh konkrete Maßnahmen ergriffen, um Israel
unter Druck zu setzen. So schloss sich das Land schon 2024 als
erstes EU-Mitglied der Völkermordklage Südafrikas gegen Israel vor
dem Internationalen Gerichtshof (IGH) an.
Anfang September kündigte Sánchez dann ein komplettes Waffenembargo
sowie ein Einreiseverbot "für all jene Personen, die sich direkt am
Völkermord, an der Verletzung von Menschenrechten und an den
Kriegsverbrechen in Gaza beteiligen," an.
Auch der Sport wird von der wachsenden Empörung in Spanien über die
täglichen Schreckensbilder aus dem Gazastreifen in Mitleidenschaft
gezogen. Bei der diesjährigen Spanien-Radrundfahrt Vuelta kam es
immer wieder zu Problemen durch Proteste gegen die Teilnahme des
israelischen Teams Israel-Premier Tech, das schließlich auf die
Bezeichnung "Israel" auf den Trikots verzichtete.
Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest gefordert
Spanien stemmt sich inzwischen auch gegen eine Teilnahme Israels am
Eurovision Song Contest (ESC) 2026. Diese Woche drohte Spaniens
Sender RTVE als einer der fünf wichtigsten Geldgeber mit Absage,
sollte Israel einen Beitrag zum ESC 2026 entsenden. Das fordert auch
Sánchez. Israel müsse genauso wie Russland behandelt werden, das
nach seinem umfassenden Angriffskrieg gegen die Ukraine 2022
ausgeschlossen wurde./mfi/DP/zb
AXC0023 2025-09-19/06:00
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Autor: - dpa-AFX
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