| KTM-Chef Neumeister sieht rückblickend Managementfehler / "Beim Handshake kannte ich nur die Rekordzahlen aus 2023" |
| 26.09.2025 12:51:00 |
Vor einem Jahr wurde Gottfried Neumeister
Co-CEO bei KTM an der Seite von Stefan Pierer. Auf was er sich
einlassen würde, ist ihm offenbar erst danach klar geworden. "Beim
Handshake kannte ich nur die Rekordzahlen aus 2023", schildert er im
Gespräch mit dem Magazin "trend". Er räumt ein, dass es
Managementfehler gegeben und man sich "verzettelt" habe, sowie dass
man die Insolvenz nicht mehr weiter aufschieben hätte können. Gewinn
will er 2027 wieder machen.
"Unmittelbar vor meinem Start wurden im August 2024 die
Halbjahreszahlen veröffentlicht, die bereits deutliche Alarmsignale
enthielten, obwohl das alte Management versuchte, zu beschwichtigen.
Es hat noch einmal sechs bis acht Wochen gedauert, bis sich dieses
Bild verfestigt hat", sagt er rückblickend. Ende November meldete
KTM schließlich Insolvenz an. "Hätten wir nur zwei Tage später
Insolvenz angemeldet, hätten wir nicht mehr genug Geld gehabt, um
die 90 Tage in Eigenverwaltung durchzustehen", so Neumeister, der
bereits während des Sanierungsverfahrens das Gesicht des
Unternehmens war. Im Jänner übernahm er den Vorstandsvorsitz, der
ehemalige KTM-Chef Stefan Pierer hat sich mittlerweile
zurückgezogen. "Pierers Lebensleistung bei KTM ist unbestritten.
Irgendwann haben wir jedoch gesagt: Wenn einer das Segel in der Hand
hat und der andere das Ruder, dann droht das Schiff zu kentern."
Mittlerweile habe er sein eigenes Team aufgebaut.
"Das Ziel, der Größte sein zu wollen, ist in den Vordergrund
gerückt"
Was frühere Managemententscheidungen angeht, blickt er durchaus
kritisch zurück: "KTM hat über Jahrzehnte das Ziel verfolgt, der
Beste zu sein. Leider ist man von diesem Ziel in den letzten Jahren
ein wenig abgekommen. Das Ziel, der Größte sein zu wollen, ist in
den Vordergrund gerückt." Dem habe man viele andere Dinge
untergeordnet: "Man hat den Kunden und die Qualität vernachlässigt.
Zahlungsziele von bis zu 360 Tagen haben das Unternehmen in eine
finanzielle Schieflage gebracht." Auch habe man sich "mit
Nebengeräuschen verzettelt", etwa mit dem Fahrradgeschäft oder
"verlustreichen Beteiligungen wie MV Agusta". Nun fokussiere sich
KTM wieder auf sein Kerngeschäft Motorrad. Ob es Managementfehler
gab? "Ich möchte gar nicht urteilen. Aber ja, es gab
Managementfehler, und ich finde, man muss selbstkritisch sein, weil
sonst kann man gar nicht aus einer Krise lernen."
Im "trend"-Gespräch schildert er auch emotionale Momente, etwa
als ein Produktionsstopp nötig wurde, der Lohneinbußen mit sich
brachte. Dass Belegschaft und Sozialpartner mitgemacht hätten, sei
"wirklich beeindruckend" gewesen. Aber bald sei die erste
Mitarbeiterin gekommen und habe gesagt, sie könne ihr Kind nun nicht
aufs Sommercamp schicken. "Glauben Sie mir, das war eine sehr
emotionale Phase, eine Hochschaubahn der Gefühle."
Bajaj-Sager "provokanter Weckruf"
Die Aussage von Rajiv Bajaj - "Die europäische Produktion ist
tot" -, die für Unruhe gesorgt hat, sieht er eher als "provokanten
Weckruf". Er selbst habe "einen sehr guten und auch persönlichen
Draht zu Rajiv Bajaj", dessen Konzern KTM mit einer Geldspritze
gerettet hat und der wohl bald formell 75-Prozent-Eigentümer sein
wird. "Heute kommt bereits rund jedes zweite Motorrad unserer
Konzernmarken aus Asien, vornehmlich die Volumenmodelle im
Einstiegs- und Mittelklassesegment", während die Premium-Modelle,
die Rennmaschinen sowie Forschung und Entwicklung in Österreich
ihren Platz haben. "Indem wir ausgewählte Modelle in Indien oder
China fertigen, sichern wir die Wettbewerbsfähigkeit und damit
langfristig auch Arbeitsplätze und die Fertigung in Österreich",
beruhigt er und versichert: "Österreich bleibt das Herz von KTM."
"Die nächsten drei bis sechs Monate werden bestimmt noch holprig
werden. Es wäre illusorisch, zu glauben, dass man hier einfach
durchsegeln kann", so sein verhaltener Ausblick. Man werde auch
nächstes Jahr noch einschichtig fahren - und "wenn man so viel
Betriebsleistung herausnimmt, kann man seine Fixkosten nicht
verdienen. Das heißt, nächstes Jahr werden wir nicht positiv sein."
Dafür peilt er für 2027 ein positives EBIT an.
ver/sag
ISIN AT0000KTMI02
WEB www.pierermobility.com
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Autor: - APA/ver/sag
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