ROUNDUP: Jeder Fünfte im Ruhestand muss mit 1.400 Euro auskommen |
02.10.2025 11:56:00 |
WIESBADEN (dpa-AFX) - Jeder Fünfte im Ruhestand muss in Deutschland
mit maximal 1.400 Euro netto pro Monat zurechtkommen. Das Einkommen
von Menschen ab 65 Jahren im Ruhestand lag zuletzt bei
durchschnittlich 1.990 Euro monatlich, teilte das Statistische
Bundesamt in Wiesbaden mit. Doch die Schere zwischen Arm und Reich
geht auch bei Rentnern und Pensionären weit auseinander. Zugleich
sind immer mehr alte Menschen auf Grundsicherung angewiesen.
Sozialverbände warnen in der Debatte um Rentenreformen vor
wachsender Altersarmut.
Laut der Statistik haben weitere 20 Prozent der Ruheständler mehr
als 1.400 Euro, aber höchstens rund 1.790 Euro im Monat zur
Verfügung. Die einkommensstärksten 20 Prozent der Menschen im
Ruhestand konnten monatlich über mehr als rund 2.870 Euro netto
verfügen. Generell kommen die Einkommen der Ruheständler zu 92
Prozent aus Alterseinkünften, Vermögen und Erwerbstätigkeit spielen
kaum eine Rolle.
Betrachtet hat das Statistische Bundesamt Rentnerinnen und Rentner
sowie Pensionäre im Alter von mindestens 65 Jahren - zuletzt 16,3
Millionen Menschen. Für die Einkommensberechnung nutzten die
Statistiker das Nettoäquivalenzeinkommen - ein gewichtetes
Pro-Kopf-Einkommen. Dadurch werden die Einkommen von Personen, die
in unterschiedlichen Haushalten leben, vergleichbar, da es in
größeren Haushalten Einspareffekte etwa bei Wohnraum gibt.
Einkommen der Rentner gestiegen
Die Zahlen zeigen auch, dass die Einkünfte der Ruheständler in den
vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind, aber weniger als die der
Gesamtbevölkerung. So betrug 2021 das mittlere Einkommen der Rentner
und Pensionäre 1.820 Euro monatlich und wuchs bis 2024 um neun
Prozent. Das Einkommen der Gesamtbevölkerung kletterte in dem
Zeitraum jedoch um 11 Prozent und auf zuletzt im Mittel 2.300 Euro.
Positiv sei, dass der Einkommenszuwachs der Rentner auch in Zeiten
hoher Inflation von 2021 bis 2024 weitgehend mit dem Plus der
Erwerbstätigen mithielt, meint Sebastian Dullien, wissenschaftlicher
Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung
(IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. "Da Mitte 2024 die gesetzlichen
Renten noch einmal um rund 4,6 Prozent und Mitte 2025 um 3,8 Prozent
gestiegen sind, dürfte diese Lücke sich noch ein bisschen weiter
schließen."
Regierung plant "Aktivrente"
Auch angesichts der hohen Kosten für die Rente fordert Kanzler
Friedrich Merz (CDU) Reformen. Seiner Ansicht nach sind die
Sozialsysteme nicht mehr finanzierbar. So will die Bundesregierung
mit der "Aktivrente" die Rentenkasse entlasten. Rentner sollen bis
zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei dazuverdienen können und damit
motiviert werden, freiwillig länger zu arbeiten.
Der Deutschen Rentenversicherungen zufolge gingen Ende 2023 schon
1,46 Millionen Rentner einer Beschäftigung nach - Tendenz steigend.
Der CDU-Wirtschaftsrat forderte unlängst zudem ein späteres
Renteneintrittsalter, das an die steigende Lebenserwartung gekoppelt
werden müsse.
Der Sozialverband Deutschland warnt hingegen vor Einschnitten. So
müsse etwa ein "echter Freibetrag" in der Grundsicherung im Alter
und bei Erwerbsminderung eingeführt werden, fordert die
Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier. Die Aktivrente werde die
Schere zwischen Arm und Reich dagegen weiter öffnen. "Denn sie wird
aller Voraussicht nach Menschen mit höheren Renten, die noch in der
Lage sind hinzuzuverdienen, ein steuerfreies Plus ermöglichen."
Große Rentenlücke zwischen Mann und Frau
Die Statistik zeigt ferner, dass Frauen im Ruhestand mit deutlich
weniger Geld auskommen müssen als Männer. Frauen ab 65 Jahren in
Rente oder Pension erhielten demnach im Schnitt brutto rund 1.720
Euro im Monat. Bei Männern waren es rund 2.320 Euro. Die
Alterseinkünfte von Frauen waren damit im Schnitt gut ein Viertel
niedriger als die der Männer. Ein Grund sei die niedrigere
Erwerbstätigkeit von Frauen. Klammere man Hinterbliebenenrenten und
-pensionen aus, wachse die Rentenlücke sogar auf 36,9 Prozent.
Immer mehr auf Grundsicherung angewiesen
Zugleich sind immer mehr Rentnerinnen und Rentnern auf staatliche
Unterstützung angewiesen. Knapp 739.000 Menschen bekamen Ende 2024
Grundsicherung im Alter. Das sind gut sieben Prozent mehr als ein
Jahr zuvor und 31 Prozent mehr als Ende 2020, als es erst 564.000
waren. Ein Grund für den Anstieg ist demnach die gestiegene Zahl
geflüchteter und leistungsberechtigter Menschen aus der Ukraine.
Ende 2024 bezogen damit gut vier Prozent der Bevölkerung jenseits
der Altersgrenze Grundsicherung.
Einschnitte bei der Rente könnten schnell die Altersarmut erhöhen,
meint IMK-Ökonom Dullien. Eine Kürzung oder Abschaffung der
Hinterbliebenenrenten - wie von manchen Volkswirten gefordert -
hätte "gravierende Nebenwirkungen". Er warnt: Mit Kürzungen beim
Rentenwert, etwa durch eine Erhöhung der Regelaltersgrenze, könnten
mehr Menschen auf Grundsicherung im Alter angewiesen sein. "Solche
Kürzungen könnten am Ende den Bundeshaushalt an anderer Stelle
wieder belasten."/als/DP/stk
AXC0114 2025-10-02/11:56
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Autor: - dpa-AFX
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