ROUNDUP/'Stadt für Stadt': Trump testet seine Machtbefugnisse |
07.10.2025 07:05:00 |
CHICAGO/WASHINGTON (dpa-AFX) - In den USA verschärft sich der Streit
um den Einsatz der Nationalgarde auf Geheiß von Präsident Donald
Trump - und damit um die Grenzen seiner Macht. Der Republikaner will
die militärische Reserveeinheit in mehreren demokratisch regierten
Städten einsetzen oder hat es bereits getan - mit der Begründung,
angeblich ausufernde Kriminalität einzudämmen und Proteste gegen
Razzien der Einwanderungsbehörde ICE unter Kontrolle zu bringen.
Mehrere Städte und Bundesstaaten wehren sich mit juristischen
Mitteln. Sie sehen ihre Souveränität verletzt und warnen vor einem
gefährlichen Präzedenzfall für den Einsatz militärischer Druckmittel
im Inland.
In den USA haben die Gouverneure eines Bundesstaates normalerweise
die Kontrolle über die Nationalgarde - nur in Kriegszeiten oder
nationalen Notfällen kann der US-Präsident das Kommando übernehmen.
Als Teil der US-Streitkräfte kann die Nationalgarde grundsätzlich
etwa bei Naturkatastrophen, Unruhen oder Notfällen im Inneren
eingesetzt werden.
Einsatz in Chicago scheint bevorzustehen
Laut US-Medien könnten schon bald Nationalgardisten in der Region
Chicago eintreffen. Der Versuch des Bundesstaats Illinois und der
Millionenstadt, einen solchen Einsatz zu stoppen, blieb zunächst
ohne Erfolg: Die zuständige Richterin wolle frühestens am Donnerstag
über eine einstweilige Verfügung entscheiden, hieß es in den
Berichten.
Die Trump-Regierung hatte angeordnet, rund 300 Nationalgardisten aus
Illinois unter Bundeskontrolle zu stellen, um dort Bundesbeamte und
Bundeseigentum zu schützen. In Portland im Bundesstaat Oregon wurde
ein ähnlicher Einsatz auf Geheiß eines Gerichts vorläufig gestoppt -
Ausgang unklar.
Illinois' Gouverneur JB Pritzker erklärte in der Nacht zum Montag,
dass Trump zudem 400 Nationalgardisten aus dem republikanisch
regierten Texas einberufen habe, um sie in Illinois, in Oregon und
andernorts in den USA einzusetzen. Die "New York Times" berichtete
unter Berufung auf Militärkreise, 200 texanische Nationalgardisten
sollten am Montag nach Chicago fliegen, um dort im Laufe der Woche
ihren Einsatz zu beginnen.
Am späten Abend postete Texas' Gouverneur Greg Abbott auf X ein Foto
von Soldaten der texanischen Nationalgarde, die ein Flugzeug
besteigen - begleitet von den Worten: "Jederzeit bereit. Jetzt im
Einsatz."
Folgt Trumps Regierung einem "Drehbuch"?
Seit Wochen heizt sich die Stimmung in demokratisch regierten
Städten auf, weil Trump damit droht, die Nationalgarde gegen den
ausdrücklichen Willen der Kommunen und Bundesstaaten einzusetzen.
Kritiker werfen ihm vor, den Einsatz militärischer Gewalt im Innern
schrittweise normalisieren zu wollen, um politische Gegner
einzuschüchtern. Eine weitere Sorge: Das harte Vorgehen gegen
größtenteils friedliche Proteste mit nur vereinzelten
Ausschreitungen könnte weitere Unruhen provozieren, anstatt sie
einzudämmen.
Gouverneur Pritzker beschuldigte die Trump-Regierung, einem
regelrechten "Drehbuch" zu folgen: Sie schüre Angst und lasse
weitgehend friedliche Demonstranten als Bedrohung erscheinen. Er
warf Trump vor, gezielt eine Eskalation herbeizuführen, um sich dann
auf den sogenannten Insurrection Act berufen zu können. Dieses
Gesetz aus dem Jahr 1807 erlaubt dem US-Präsidenten im Ausnahmefall,
Militär im Inland einzusetzen, um Aufstände niederzuschlagen.
Trump verglich Chicago mit einem "Kriegsgebiet" und deutete an, den
"Insurrection Act" vielleicht tatsächlich anwenden zu wollen. Die
Bundesbehörden hätten gar keine andere Wahl, als hart
durchzugreifen, erklärte er am Montag im Weißen Haus. Man werde sich
"Stadt für Stadt" vorknöpfen müssen.
Juristischer Schlagabtausch
Ein Präsident darf nur in Ausnahmefällen die Bundeskontrolle über
Soldaten der Nationalgarde übernehmen, die den Bundesstaaten
zugeordnet sind - und dann auch nur ganz bestimmte Einsätze
anordnen. Mehrere Gerichte befassen sich inzwischen mit Trumps
Vorgehen und den Grenzen seiner Macht. Die jüngste Klage strengten
der Bundesstaat Illinois und die Stadt Chicago an. Sie
argumentieren, es sei rechtswidrig, dass Trump und seine Regierung
Nationalgardisten unter Bundeskontrolle stellen, um in der Stadt
gegen angeblich ausufernde Kriminalität vorzugehen.
"Zurschaustellung von Tyrannei"
Parallel dazu will Chicago den Handlungsspielraum der
Einwanderungsbehörde ICE einschränken. Die Stadt verweist darauf,
dass ICE-Beamte besonders in der vergangenen Woche Razzien zur
Einschüchterung genutzt und dabei Tränengas versprüht hätten.
Menschen seien regelrecht gejagt worden, zum Teil seien auch Kinder
zugegen gewesen. Johnson sprach von einer "Zurschaustellung von
Tyrannei". Auch bei Protesten gegen die ICE-Razzien seien
Einsatzkräfte mit unangebrachter Härte vorgegangen.
Die Trump-Regierung stellt die Lage anders dar und verweist darauf,
dass ICE bloß rechtmäßige Arbeit verrichte und das amerikanische
Volk vor Kriminellen - angeblich den "Schlimmsten der Schlimmen" -
geschützt werden solle.
"Höllenschlund" Portland, "Rattenloch" Washington
Der Fall Chicago reiht sich in eine Serie ähnlicher
Auseinandersetzungen ein. Jüngst hatten bereits der Bundesstaat
Oregon und die Stadt Portland gegen Trump geklagt, woraufhin ein
Gericht den Einsatz von Nationalgardisten aus Oregon vorerst
stoppte. Die US-Regierung reagierte, in dem sie Soldaten aus einem
anderen Bundesstaat - Kalifornien - nach Portland beorderte. Doch
auch diesen Schritt blockierte das Gericht wenig später. Trump
bezeichnete die Stadt im Nordwesten der USA am Montag als
"brennenden Höllenschlund". Der zuständigen Richterin warf er vor,
so zu tun, als gebe es dort kein Problem.
Bereits vor Monaten hatte Trump Soldaten nach Los Angeles geschickt
mit dem erklärten Ziel, Proteste gegen ICE-Razzien zurückzudrängen.
Schon diesen Einsatz sahen Kritiker als Vorboten einer größer
angelegten Selbstermächtigung der Regierung. Vor einigen Wochen
veranlasste der US-Präsident dann einen Einsatz der Nationalgarde in
der US-Hauptstadt Washington, der er ebenfalls ein ausuferndes
Kriminalitätsproblem attestierte - ohne dass Statistiken das in
dieser Form belegen würden. Für Washington wählte er damals
"Rattenloch" als Beschreibung./gei/DP/zb
AXC0036 2025-10-07/07:05
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Autor: - dpa-AFX
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