ROUNDUP: Präsident Macron in Regierungskrise immer mehr unter Druck |
07.10.2025 15:56:00 |
PARIS (dpa-AFX) - In der Regierungskrise in Frankreich gerät
Präsident Emmanuel Macron immer stärker unter Druck. Während der
zurückgetretene Premier Sébastien Lecornu mit den Parteispitzen
Beratungen über einen Ausweg aus der Krise aufnahm, gehen bisherige
Vertraute vom Präsidenten klar auf Distanz zu ihm. So rief Macrons
früherer Premierminister Édouard Philippe (2017-2020) den
Präsidenten zum Rücktritt auf. Die seit sechs Monaten andauernde
Krise dürfe nicht bis zur Präsidentschaftswahl in eineinhalb Jahren
verlängert werden, sagte Philippe, der selbst bei der Wahl 2027
antreten will, dem Sender RTL.
Auch der ehemalige Premierminister Gabriel Attal (Januar-September
2024) kritisiert Macron offen. "Ich verstehe die Entscheidungen des
Präsidenten nicht mehr", sagte Attal am Montagabend dem Sender TF1.
Erst habe Macron im Sommer 2024 die Nationalversammlung aufgelöst
und Neuwahlen ausgerufen, "und seitdem gibt es Entscheidungen, die
den Eindruck erwecken, dass er mit aller Kraft an der Macht
festhalten will", sagte Attal, der ebenfalls Ambitionen hegt, für
das höchste Staatsamt zu kandidieren.
Macron hat Rücktritt bislang ausgeschlossen
Rücktrittsforderungen hatte Macron nach dem Rückzug des Premiers
bereits von Frankreichs Linkspartei und den Rechtsnationalen von
Marine Le Pen erhalten. Einen Rücktritt hatte Macron aber auch
jüngst noch kategorisch ausgeschlossen und betont, er sei direkt vom
Volk gewählt und werde sein Amt bis zum regulären Ende im Frühjahr
2027 ausüben.
Allerdings hatte er am Montag angekündigt, dass er "seine
Verantwortung übernehmen" werde, falls die Bemühungen von Lecornu
zur Lösung der Politikkrise scheiterten. Es wird davon ausgegangen,
dass Macron dann die Nationalversammlung auflöst und Neuwahlen
ausruft. Denn ein weiterer Regierungschef könnte schnell in die Lage
seiner Vorgänger geraten. Keines der politischen Lager hat in der
französischen Nationalversammlung eine Mehrheit.
Erst mal verschaffte sich Macron aber nach dem überraschenden
Rücktritt von Lecornu am Montag Luft und beauftragte ihn, bis
Mittwochabend letzte Gespräche mit den politischen Kräften zur
Stabilisierung des Landes zu führen und einen Ausweg aus der Krise
zu finden.
Lecornu traf sich am Morgen mit den Parteivorsitzenden von Macrons
Mitte-Bündnis sowie den Vorsitzenden der beiden Kammern des
Parlaments. Am Nachmittag und Mittwochfrüh werde er sich mit
Verantwortlichen der übrigen Parteien beraten, erklärte Lecornu. Le
Pens rechtes Rassemblement National (RN) schlug die Einladung aus.
Haushalt im Mittelpunkt der Krisengespräche
Lecornu schlug den Parteispitzen nach eigenen Angaben vor, die
Diskussionen auf den Haushaltsplan für das kommende Jahr und die
Zukunft des französischen Überseegebiets Neukaledonien zu
konzentrieren. "Alle Anwesenden waren sich über diese beiden
dringenden Probleme einig und bekundeten den Willen, eine schnelle
Lösung zu finden." Das hoch verschuldete Frankreich muss dringend
einen Sparhaushalt auf den Weg bringen und nach Unruhen soll das für
Paris geopolitisch wichtige Neukaledonien einen eigenständigen
Status erhalten.
Lecornu war erst vor vier Wochen als Regierungschef gestartet, davor
war er Verteidigungsminister. Die Zusammensetzung seines am
Sonntagabend vorgestellten Kabinetts stieß bei den Konservativen
jedoch auf Kritik. Der Vorsitzende der Républicains, der im Amt
bestätigte Innenminister Bruno Retailleau, hatte mit einem Rückzug
seiner Partei aus der neuen Regierung gedroht, weil er diese dort
nur unzureichend vertreten sah. Noch vor einer Krisensitzung der
Konservativen warf Lecornu hin und hielt den Parteien danach eine
politische Blockadehaltung vor. Inzwischen schließen die
Konservativen nicht aus, dass Retailleau in eine künftige Regierung
zurückkehren könnte, berichtete der Sender BFMTV.
Hohe Staatsverschuldung
Frankreich steckt bereits seit mehr als einem Jahr - seit der
Neuwahl im Sommer 2024 - politisch in der Klemme. Dabei erfordert
insbesondere die hohe Staatsverschuldung des Landes, dass die
Parteien an einem Strang ziehen und sich über einen Sparkurs
verständigen.
Ob es Lecornu binnen 48 Stunden gelingt, die zerstrittenen Parteien
in Kernpunkten nun doch noch auf eine Linie zu bringen, die die
Bildung einer Regierung ermöglicht, war zunächst offen - und ist
äußerst fraglich. Zum Zwischenstand seiner Gespräche wurde nichts
bekannt.
Die Sozialisten, Kommunisten und Grünen, die bei der vorgezogenen
Parlamentswahl 2024 stark abschnitten, riefen Präsident Macron auf,
einen Premierminister aus dem linken Lager zu ernennen. "Wir sind
bereit, gemeinsam zu regieren, um eine Politik des sozialen und
ökologischen Fortschritts und der Steuergerechtigkeit zu betreiben,
bei der wir dem Parlament wieder seinen rechtmäßigen Platz einräumen
werden." Die Linkspartei schloss sich dem Appell nicht an. Sie war
zwar mit den übrigen linken Parteien im vergangenen Jahr als Bündnis
zur Wahl angetreten, hat sich seitdem aber insbesondere mit den
Sozialisten heillos zerstritten./evs/DP/nas
AXC0168 2025-10-07/15:56
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Autor: - dpa-AFX
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